Irgendwie sehe ich bei Deinem Posting keinen Bezug zu meinem vorigen Beitrag, auch ist Deine Interpretation falsch. Das Problem beim Christentum sind weniger die new age Christen die "irgendwie" an Gott glauben, die Bibel nicht wörtlich nehmen und auch niemanden aktiv missionieren, ab und zu in die Kirche gehen oder bei der Caritas ehrenamtliche Arbeit leisten. Das Problem sind organisierte Machtstrukturen welche politische Macht ausüben (wie z.B. in den Rundfunkräten wo entschieden wird was die ÖR senden dürfen und was nicht, oder in Ethikräten wo über wissenschaftliche Fragen wie die PID entschieden wird). Das Problem sind Fundamentalisten wie die Evangelikalen (welche meines Wissens auch bei uns eine Wachstumsbranche sind, auch wenn sie lange nicht die Zahlen und Organisiertheit in den USA erreichen). Sollten diese Menschen jedoch wider erwarten einmal mehr Einfluss bekommen, werden auch hier wieder viele Rechte und Errungenschaften auf dem Prüfstand stehen - von der Abtreibung, Homoehe bis zur passiven Sterbehilfe.

Der Fehler den Du hier begehst ist meine Kritik der Religion als Einflussfaktor in der politische Sphäre mit Religionsausübung in der privaten Sphäre zu verwechseln.

Ich habe mit privater Religionsausübung überhaupt kein Problem (insofern Diese unsere Gesetze nicht verletzt, siehe die Beschneidungsfrage). Um es zu verdeutlichen anhand eines anderen Beispiels: Manche Menschen stehen auf BDSM. Selbst wenn ich persönlich damit nix anfangen könnte hätte ich überhaupt nichts dagegen was diese Mitmenschen in ihren Schlafzimmern anstellen - schließlich schränken sie damit nicht meine Freiheit ein. Wenn nun aber ein Bundesverband der BDSM in Berlin Lobbying betreibt um Gesetze zu verändern die meine Rechte und Freiheit berühren, z.B. indem BDSM steuerlich gefördert wird oder Frauen in der Ehe dazu verpflichtet werden an BDSM-Praktiken teilzunehmen - dann ist das etwas Anderes. Natürlich werden verschiedene gesellschaftliche Gruppen immer Lobbying betreiben und Einfluss ausüben, eine 100 % Trennung von Staat und Religion wird es deshalb effektiv ebensowenig geben wie die Trennung von Staat und Wirtschaftsverbänden oder Gewerkschaften, wohl aber kann die institutionelle Macht der Religion beschränkt werden. Es ist z.B. kein Naturgesetz, dass der Steuerzahler - darunter viele Atheisten und Nichtchristen - die beiden christlichen Kirchen mit fast 20 Milliarden Euro im Jahr subventionieren muss. Es ist kein Naturgesetz dass Bischöfe in Ethikräten und Rundfunkräten sitzen, wofür ihnen jeweils fachliche und wissenschaftliche Qualifikation fehlt. Es ist kein Naturgesetz dass der Bundestag auf Befehl einer klitzekleinen Minderheit die Urteile unserer Judikative ignoriert und ein ad hoc Gesetz durchpeitscht was die elementaren Menschenrechte von Kindern ignoriert (und somit nebenbei, mal wieder, unsere Verfassung verletzt).