Nach gestriger Sichtung bin ich insbesondere eines: Enttäuscht!
Sicher fügt der Film dem Mythos einige interessante neue Aspekte hinzu. Insbesondere die Einblicke in Clarks Kindheit/Jugend sind bemerkenswert. Sie gehen weit über das hinaus, was bisherige TV- und Kinointerpretationen aufzeigten und machen diesen "stählernen" Superhelden als Charakter durchaus etwas glaubwürdiger. Insbesondere Clarks Zusammenbruch in der Schule sei zu nennen, die Szene macht deutlich, dass die heldenhaften Fähigkeiten auch ihre Schattenseiten haben und wie dass es für Klein Clark gar nicht so einfach ist, zum "Man of Steel" heranzureifen. Ein sehr interessanter Aspekt.
Henry Cavill gefiel mir als Superman richtig gut, er hat genau das Charisma, das die Rolle abverlangt. Deutlich besser als Dean Cain, etwas besser als Brandon Rough, aber niemals so gut wie Christopher Reeve, den ich bis heute für den einzig wahren "Man of Steel" halte. Auch Michael Shannon ist als General Zod ein akzeptabler Bösewicht, wenn auch ziemlich eindimensional angelegt. Amy Adams aka Lois Lane war leider nur okay, Teri Hatcher ist für mich der Maßstab. (Es ist vielleicht unfair, Vergleiche zu ziehen, aber Zack Snyder kann nicht erwarten, dass sich keiner mehr an die früheren Superman-Varianten erinnert... ^^) Interessant fand ich das Wagnis, aus Perry White einen Farbigen zu machen, und obwohl er nur wenige Szenen hat, ist mir sein Charakter unter den Co-Stars am besten in Erinnerung geblieben. Kevin Costners Darbietung ist über jeden Zweifel erhaben, so wie auch Russel Crowe als kryptonisccer Übervater omnipräsent ist.
Tricktechnisch gibt es nichts zu mäkeln, "Man of Steel" zieht wirklich alle Register. Auch nimmt sich Zack Snyder gelegentlich, aber gut dosiert die Zeit, seinen Superhelden in einmalig schönen Einstellungen zu zelebrieren. Hans Zimmer liefert einen phantastischen Soundtrack ab, der seinen "Dark Knight" Scores weit überlegen ist. Von der Dynamik her mindestens ebenso gut wie John Williams' Komposition. (Übrigens habe ich den Verdacht, dass er tw. das "Metropolis"-Thema von Gottfried Huppertz neu arrangiert. Wenn es tatsächlich so ist, wäre das respektabel...)
Aber die Probleme... Zum Teil ist die Optik - gerade in der 2. Halbzeit - völlig überladen, so dass es schwerfällt, den Geschehnissen überhaupt noch folgen zu können. Ähm, was war nochmal die Story? Auch die Darstellung der kryptonischen Technologie ist kaum glaubwürdig... Und generell ist es so, dass nicht General Zod als Supermans Gegenspieler auftritt, sondern die Technologie Kryptons. Jeder (kryptonische) Esel könnte die bedienen, was Zod als Superschurken eigentlich ziemlich entbehrlich macht. Und wo wir gerade dabei sind: Die Flugdrachen auf Krypton sind völlig daneben, oder ist Krypton zugleich Schauplatz von Mittelerde? Generell finde ich, dass die Plausibilität viel zu sehr den Schauwerten geopfert werden, und das wiederum enttäuscht, nachdem Christopher Nolan mit seiner "Dark Knight"-Trilogie bewiesen hat, dass das eine das andere nicht ausschließt. Was bleibt, sind einige gute Charakterszenen, die den stählernen Helden deutlich aufwerten, aber die in ein ödes Abenteuer eingebettet sind. Somit ist das ultimative Reboot ausgeblieben.

Immerhin noch 4/10 mehr oder weniger funkelnden Sternchen...