Achtung SPOILER bis einschließlich Episode 8.
Du hast es in deinem letzten Post angedeutet: Sehgewohnheiten. Ich denke aber nicht, dass die Serie als solches konzipiert wurde, diese zu erweitern, sodass man sich auch an zäher Polizeiarbeit erfreuen kann bzw. soll. Das Hauptaugenmerk ist denke ich Unterhaltung und da macht man sich, insbesondere dann, wenn sich die Ermittlungsarbeit im Kreis dreht oder Linden das 5. Mal ihren Flug verschieben muss, keine Freude. Im schlimmsten Falle fühlt sich das so an, als ob man Gras beim Wachsen zuschaut. Da wäre es vielleicht besser gewesen, hier etwas den Realismus herunterzufahren und wirklich mal etwas Handfestes auf den Tisch zu knallen und von dort aus motiviert weiter zu ermitteln. Ich brauche keine Action, Explosionen und den ganzen Michael Bay-Kram. Meine 2 Lieblingsserien Deadwood und Carnivale haben eine sehr langsame Erzählweise, ja selbst Rubicon war durchaus spannend, aber The Killing vermittelt mir das Gefühl mit jeder Folge absichtlich auf die Bremse zu treten und lieber ein bisschen herumzueiern, da man noch einige Folgen bis zum Staffelfinale zu füllen hat.
Zu Episode 9 kann ich nichts sagen, da Folge Nr. 8 vorerst die letzte für mich gewesen ist. Es ist für mich als Zuschauer einfach nur anstrengend 8 Folgen auf das gleiche verheulte Gesicht zu starren, das mir sagt "Meine Tochter ist gestorben!". Das mag realistisch sein und stört mich wahrscheinlich auch in meinen antiquierten Sehgewohnheiten, aber letzendlich hake ich die Szenen mit einem Schulterzucken ab und verbuche die unter "alte Informationen". Übertrieben unrealistisch und mit sehr großen Zufällen so das man schon beide Augen zudrücken muss, war dann das, was mir den Rest gegeben hat: Laufendes (!) Auto in geschlossener (!) Garage mit Kindern auf dem Rücksitz vergessen, weil man selbst nochmal in die Wohnung zurück muss und dort auf dem laufenden (!) Fernseher gerade dann (!) die Photos in den Nachrichten geleakt wurden.
Hallo, warum pfeifft man hier auf Realismus, aber ich solle mich doch gefälligst bei erkennbarer Charakterentwicklung bis zum Staffelfinale gedulden? Die oben beschriebene Szene ist nicht unmöglich, aber die braucht mindestens 5 Zufälle zur gleichen Zeit um überhaupt stattfinden zu können und selbst dann ist es völlig übertrieben.
Zum Festhalten: Jegliche Serie mit US-Bezug nach 9/11 mit Charakteren mit Migrations- bzw. Religionshintergrund ist berechtigt, ja fast verpflichetet diese "Klischees" aufzugreifen? Warum nicht einfach mal auf darauf verzichten? Selbst in einigen US-Boards zur Serie geht es manchen Zuschauern schon auf den Geist. Oh look! Terrorism... again.Die Handlung hat vorher auch ohne eine Terroismusuntersuchung mit nicht kooperativen Beamten funktioniert. Besser oder nicht so aufgesetzt.
Der bisher einzig wichtige Berührungspunkt neben dem gestohlenen Wagen ist Ahmed. Der Plot schreit allerdings nach falscher Fährte. Den Kampf ums Bürgermeisteramt gelingt den Autoren nicht packend oder authentisch zu inszenieren. Beide Kandidaten sind überzeichnet ([anfangs] naiv-prinzipientreu vs. evil). Richmonds Helferlein sind flach wie flundern, das Politik-Babble ist vom Niveau zum untern Tisch kriechen und natürlich muss er eine Romanze mit Gwen haben. Dazu noch gegenseitige Schmierkampagnen... Klischees gepaart mit schlechter Ausführung. Was daran toll sein soll, musst du mir noch erzählen.
Am gesunden Menschenverstand lies mich auch Lindens Laptop zweifeln. Der liegt mit den Ermittlungsdaten/-fotos offen, nicht passwortgeschützt, hinter einer nicht verschlossenen Glastür auf ihrem "Haus"-Boot für jeder Mann zugänglich.Was soll das? Das man die unfreiwillig veröffentlichten Fotos brauchte um die Story so wie man es möchte erzählen zu können ist klar. Aber das "Wie" ist schon ein starkes Stück. Erinnert ja fast an die Eskapaden der Glanzlichter von SGU.
Das Stilmittel Übertreibung habe ich jetzt schon des öfteren in diesem Beitrag erwähnt, obwohl die Serie gerne so realistisch und authentisch wie möglich sein möchte. Irgendwas passt da nicht so ganz.
^ Fixed
Es ist irgendwie beinahe traurig das so sehen zu müssen, aber ja.
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