Ein Artikel aus der Süddeutschen
Oh man... was für ein Müll mache von sich geben. Wuste garnicht das sich die UFP "aggressiv Fremdkulturen bekämpfen, entwaffnen und mit den Errungenschaften ihrer Zivilisation beglückt" oder "Ständig würden andere Kulturen unter ihre militärische Oberaufsicht gestellt, und es spiele nicht die geringste Rolle, ob diese damit einverstanden seien – sie wissen eben einfach nicht, was gut für sie ist"Vorstoß in die Galaxie der Wirklichkeit
Ein neuer Film der Erfolgsserie „Star Trek“ läuft an, oder: Wie eine alte Science-Fiction-Story gerade von der internationalen Politik eingeholt wird
Von Tobias Kniebe
München, 15. Januar –In einem Universum, in dem Vernunft und Logik die obersten Prinzipien sind, sprechen natürlich zuerst die Fakten. Kein Wunder also, dass die „Star Trek“-Macher von Paramount gern durch eine Aufzählung beeindrucken: eine Fernsehserie, die seit 1966 praktisch ununterbrochen auf den Bildschirmen dieser Erde läuft–in endlosen Wiederholungen und immer neuen Formaten, hierzulande zuerst unter dem Titel „Raumschiff Enterprise“; zehn Spielfilme, die zusammen mehr als eine Milliarde Dollar eingespielt haben; die kaum nachprüfbare, aber eindrucksvolle Zahl, dass pro Minute zehn „Star Trek“-Bücher über den Ladentisch gehen; nicht zuletzt das neue Kinowerk „Nemesis“, das von heute an auch in Deutschland läuft.
Das ist aber nicht alles: Was „Star Trek“ von anderen langlebigen Entertainment-Formaten unterscheidet, etwa dem beinah gleich alten Bond- Imperium, ist ein besonderer Schlag von treuen Fans. Die „Trekkies“, mehrheitlich männlichen Gesch.lechts, ziehen Trost, Inspiration und Hoffnung aus den immergleichen Ritualen, Herausforderungen und Abenteuern an Bord jener militärischen Patrouillenraumschiffe, die seit Anbeginn der Serie durch die Galaxis ziehen und dort Ruhe und Ordnung aufrecht erhalten. Viele nehmen für sich in Anspruch, nicht nur sorglose Konsumenten von Unterhaltungsware zu sein, sondern sich tiefer mit der Philosophie einer Zukunftswelt auseinander zu setzen, die das Schicksal der Menschheit diskutiert. Summiert man die Eindrücke aus einigen der unzähligen Internet-Foren, dann ist der ideale Trekkie Techno-Optimi.st, verehrt „Star Trek“-Erfinder Gene Roddenberry, glaubt an Wissenschaft und Fortschritt und ist politisch interessiert.
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Bis hierher ist ja alles korreckt und was die "Defenition" des Trekkies angeht, so hat der Autor - zumindest in meinem Fall - auch recht. Nur das es keine "militärischen Patrouillenraumschiffe" sind, sondern Forschungsschiffe.
Weiter im Zitat:
Solchen Menschen entgeht natürlich nicht, dass die Ideen, die sie seit Jahrzehnten beflügeln, im Moment auch in der Wirklichkeit Konjunktur haben. So ist anlässlich des neuen Films, in dem wieder einmal ein wildgewordener Diktator auf dem Planeten Remus gestoppt werden muss, bevor er die Erde auslöscht, in den einschlägigen Internet-Foren eine Diskussion entbrannt, die offensichtliche Parallelen zwischen Realität und Fiktion untersucht (zum Beispiel unter trekweb.com, trektoday.com oder treknews.de). Träumt die oberste politische Autorität des „Star Trek“-Universums, die so genannte „Federation“, nicht exakt denselben Traum wie die neue amerikanische Außenpolitik? Ist die Idee, dass eine moralisch überlegene und technisch hoch entwickelte Spezies (in „Star Trek“ ist dies einfach die Menschheit) aggressive Fremdkulturen bekämpfen, entwaffnen und mit den Errungenschaften ihrer Zivilisation beglücken kann, inzwischen ganz ungebrochen in der Wirklichkeit angekommen? Und wie hätte sich eine solche Ordnungsmacht im Einzelfall zu verhalten? Solche Fragen kennt der „Trekkie“ seit Jahrzehnten.
Im Zentrum der Debatte: die so genannte „Erste Direktive“ des Trekkie- Universums, die es verbietet, sich ohne zwingenden Grund in lokale Auseinandersetzungen fremder Kulturen einzumischen. Sie spiegelt die amerikanische Zerrissenheit zwischen Weltpolizei-Phantasien und striktem Isolationismus sehr genau, und natürlich geht es auch um die Folgen dieser Regel für reale Schurken wie Saddam Hussein. „Die Erste Direktive erinnert an die moralische Feigheit, die Amerika beinah vom Zweiten Weltkrieg ferngehalten hätte“, schreibt ein Internet-Experte namens Michael Wong – während andere argumentieren, die Direktive werde in der Serie ohnehin permanent verletzt. Tatsächlich sei die Föderation selbst eine Welt-Diktatur ohne jede Legitimation: Ständig würden andere Kulturen unter ihre militärische Oberaufsicht gestellt, und es spiele nicht die geringste Rolle, ob diese damit einverstanden seien – sie wissen eben einfach nicht, was gut für sie ist. Die „Star Trek“-Autoren wissen es umso besser: Gut ist, an der moralischen Überlegenheit des Menschen teilzuhaben.
Ersetzt man „Mensch“ durch „Amerikaner“, dann meint man sofort, George W. Bush sprechen zu hören. Bei allen Unterschieden scheint das aktuelle Prozedere für den „gerechten“ Krieg sich an die eingespielten Dramaturgien zu halten, die auch die Vorgänge auf der Kommandobrücke der „Enterprise“ so beruhigend machen. Katastrophen-Nachrichten vom Kaliber eines 11. September werden mit stiller Fassung aufgenommen. Es folgen längere Selbstversicherungen der eigenen moralischen Überlegenheit und Entschlossenheit, gegen den Störenfried vorzugehen. Sodann werden „wissenschaftliche“ Daten und Erkenntnisse aller Art besorgt, die ein sofortiges Eingreifen zwingend erforderlich machen, und eine immergleiche Befehlskette setzt sich in Gang, von „letzten Warnungen“ bis hin zum Einsatz überlegener Waffensysteme. Gegenangriffe führen nur dazu, dass die Ledersessel im Befehlszentrum wackeln und ein paar Deckenplatten herabfallen. Danach streicht die Crew, deren Überleben nie wirklich gefährdet zu sein schien, sich die Uniformen wieder glatt – und auf geht’s zum nächsten galaktischen Krisenherd.
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