Nun ja, die beiden bisherigen Regierungsparteien haben jeweils etwa 2 % verloren, das würde ich nicht als "dicke Arschkarte" bezeichnen sondern als normale Erosion nach zehn Jahren an der Regierung - nicht wenige dieser Wähler des linken Spektrums dürften zu den Piraten abgewandert sein. Schwerwiegender wird für die Linke der Machtverlust in Berlin sein, da es auf Rot-Grün oder Rot-Schwarz hinausläuft.
Die Stimmverluste der Linken seit der Bundestagswahl gehen wohl kaum auf Lafontaine zurück, sondern ganz wesentlich darauf dass die beiden populären Volkstribune Lafontaine und Gysi durch zwei farblose Chaoten ersetzt wurden - Lötzsch und Ernst, die kein Fettnäpfchen auslassen um sich unbeliebt zu machen. Gerade eine Partei wie die Linke die von den Medien eher stiefmütterlich behandelt wird, ist auf Köpfe mit Medienkompetenz angewiesen.
Übrigens bekam die NPD mit 2,1 % mehr Stimmen als die FDP, welche beinahe auch noch von der Tierschutzpartei umrundet wurde (1,5 %). Wenn das so weiter geht muss man bald in der Tat die FDP unter Artenschutz stellen, um sie vor dem Aussterben zu retten.
Es kann durchaus sein dass die FDP irgendwann ihr Stammwählerpotenzial von 4-8 % wieder mobilisiert, allerdings kann es ebenso sein dass die Partei in 10 Jahren nicht mehr existiert. Schau Dir mal die Bundestage zu Beginn der BRD an, da gab es jede Menge Parteien die sich auflösten oder von den Anderen absorbiert wurden - das ist nichts Neues.
Letztlich ist gerade die FDP eine Karrieristenpartei. Wenn diese Partei keine Mandate und Karrieremöglichkeiten mehr bieten kann, werden sich ideologisch flexible junge Karrierepolitiker wie Lindner, Bahr und Co. anderweitig umschauen - andere Neolib-Parteien wie die Grünen könnten diese FDPler dann absorbieren.
Als Lesezeichen weiterleiten