Attack the Block

UK 2011
Regie: Joe Cornish
Mit: John Boyega, Jodie Whittaker, Luke Treadaway, Alex Esmail, Leeon Jones, Nich Frost u.a.


Kinostart: 22.09.2011






Inhalt
Gerade hat eine Gang von Jugendlichen eine junge Krankenschwester ausgeraubt, da kracht direkt neben ihnen etwas, dass aus dem Himmel gestürzt ist, in ein Auto. Als Gang-Leader Moses nachsieht, wird er von einem außerirdischen Wesen angegriffen - doch das Biest hat gegen die Gang keine Chance. Wie eine Jagdtrophäe schleppt man das Ungetüm bis zum "Block" - ihrem Wohnhaus, wo sie es im sichersten Bereich des ganzen Viertels aufbewahren wollen: in Ron's Grashöhle. Während man überlegt, wie man aus dem Alien am besten Profit schlagen kann - an die Wissenschaft verkaufen, oder doch besser zur Klatschpresse damit gehen? - fallen weiteren Objekte nahe ihres Wohnblocks vom Himmel herab. Moses und seine Gang beschließen, ihren "Block" zu verteidigen und sich dem Kampf gegen die "Big Alien Gorilla-Wolf-Motherfuckers" zu stellen...

"Attack the Block" hat gestern im Wiener Filmcasino als Eröffnungsfilm des Slash Filmfestivals unter Anwesenheit des Regisseurs Joe Cornish Premiere gefeiert - und ich war natürlich mit dabei . Leider hat mich der Film, wie ich es vorab schon befürchtet hatte (es kam zuletzt einfach zu oft vor dass mich hochgelobte Genrefilme eher enttäuscht hatten - neben "District 9" der zwar gut aber längst nicht das Über-Highlight war als dass er damals von einigen hingestellt wurde, fällt mir vor allem noch "Scott Pilgrim" als Negativ-Beispiel ein), nicht zu Begeisterungsstürmen hingerissen - dennoch ist er ein interessanter, gefälliger Genre-Mix, der vor allem aufgrund des Settings in einem heruntergekommenen, von Gangs beherrschten Londoner Wohnblock dem Alien-Invasionsfilm frisches Leben einhaucht.

Sehr gut gefallen konnte mir das Design der Aliens, dass sich ganz bewusst von diesen selbst wenn man sie genau sieht kaum zu erfassenden/verstehenden tentakeldinger-Designs á la Cloverfield und Super 8 unterscheidet. Die oben angegebene Beschreibung aus dem Film, "Big Alien Gorilla-Wolf-Motherfucker" triffts perfekt . Toll auch, dass Joe Cornish bis auf die leuchtenden Zähne überwiegend auf CGI verzichtet, und stattdessen auf den guten alten "Mann im Kostüm"-Zugang setzt - nicht nur deshalb verströmt "Attack the Block" trotz aller moderner, "aktueller" Elemente wie der Londoner Jugendkultur doch auch einen Hauch von Nostalgie. Positiv auch, dass der Film was Sprache (also Schimpfworte) und Gewalt betrifft keine Kompromisse eingeht - es jedoch auch nie dermaßen übertreibt, dass eines der Elemente zum Selbstzweck verkommt bzw. der Realismus des Geschehens darunter leiden würde. Weiteres Lob gibts von mir für den Slang der Jugendlichen - wenn man aufgrund diesem auch vor allem zu Beginn teilweise mit Fragezeichen über dem Kopf auf die Leinwand starren wird (zumindest im O-Ton, den ich trotz allfälliger Verständnisprobleme definitiv empfehlen würde), den grandios inszenierten Showdown, die natürlich wirkende Charakterentwicklung sowie die mitschwingende Sozialkritik, die "Attack the Block" trotz aller Unterhaltung auch einen Hauch von Tiefe verleiht, den viele ähnliche Filme aus Hollywood vermissen lassen.

Weniger gut gefallen konnte mir die Inszenierung der Action - vom Showdown mal abgesehen, der hier eine positive Ausnahme darstellt. Diese war - möglicherweise auch aufgrund des geringen Budgets - zumeist derart hektisch inszeniert, dass cih dem Geschehen teilweise nicht mehr folgen konnte, und es dadurch mit der Zeit richtiggehend ermüdend war. Wohl auch deshalb stechen für mich vor allem die ruhigeren Momente und die Gespräche der Figuren hervor - da die Action hier zumindest für mich nicht mithalten kann. Und auch mit den Soundtrack hat Joe Cornish leider absolut nicht meinen Geschmack getroffen. Insgesamt würde ich ihn - wohl als einer der wenigen aus dem gestrigen Besucherkreis der Veranstaltung - doch unter "Super 8" einreihen, der zwar um einiges weniger originell war und das schlechtere Monster-Design zu bieten hatte, dafür jedoch über deutlich mehr Charme verfügte und mich einfach stärker angesprochen hat. Hier brauchte ich leider etwas, um in den Film reinzukommen und mit den Figuren warmzuwerden. Für alle, die vom immer gleichen Hollywood-Alien-Invasionsfilm nach Schema F die Nase voll haben, sei dieser gelungene, unterhaltsame, interessante und ansatzweise originelle Genre-Mix aus Ganster-, Horror- und SF-Film aber wärmstens ans Herz gelegt - Bro!
7,5/10

PS: Abschließend ein paar Highlights aus dem nachfolgenden kurzen Q&A mit dem Regisseur (verrät zwar nichts aus dem Film, habs aber nichtsdestotrotz unter Spoiler gepackt)->
Achtung Spoiler!