Bei den Dramaserien steht der Sex aber nicht im Mittelpunkt, sondern ist einfach Teil der Handlung - Menschen haben nun mal ab und zu Sex. Auch "Rome" hatte beispielsweise Sexszenen, diese hatten aber eine andere Funktion als beispielsweise im bewusst voyeuristisch inszenierten "Spartacus".
True Blood ist auch eine Frauenserie. SATC war sicherlich auch nicht besonders anspruchsvoll, sorgte aber ebenso dafür dem Sender weibliche Kunden zu bringen die sich von Gangsterdramen wie Sopranos oder Boardwalk eher weniger begeistern lassen. Anspruchsvolle Frauenserien gibt es leider kaum (Damages stellt hier eine der wenigen Ausnahmen dar), da Frauen sowas vermutlich auch nicht sehen wollen. Dann lieber der x-te Klon von Ärztin/Anwältin/__insert hippen Yuppieberuf hier__ mit Beziehungsproblemen.Ansonsten, also ich finde Fringe anspruchsvoller als zumindest True Blood.
Ich glaube Frauen haben allgemein ein Problem sich mit Fernsehfrauen in nicht gendertypischen Rollen zu identifizieren. Das ist aber ein anderes, weitschweifiges Thema.
Ich erinnere mich nicht herausgelesen zu haben dass David Simon behauptet hätte diese Serien würden von The Wire abschreiben. Eher hat The Wire diese Serien als das hingestellt, was sie sind - Polizei Science Fiction (und das ist wörtlich zu nehmen, denn viele der Technologien die z.B. in CSI angewendet werden existieren gar nicht) die nichts, aber auch gar nichts mit echter Polizeiarbeit zu tun hat. Der Zuschauer meint nämlich mittlerweile dank dieser ganzen procedural dramas - und das sind überwiegend Polizeiserien - dass echte Polizeiarbeit wirklich so aussieht. Das geht soweit dass Anwälte in Gerichtsverhandlungen die Geschworenen darauf hinweisen, z.B. forensische Beweise nicht überzubewerten. Die sind buchstäblich CSI-geschädigt.Die These das CSI:xy (2000, CBS) oder NCIS (2003, CBS) von The Wire (2002, HBO) abschreibt ist schon mehr als gewagt...
In Bezug auf CSI wuerde ich es unmoeglich nennen, was NCIS betrifft als unwahrscheinlich (weil die Produktion kurz nach Start von The Wire haette los gehen muessen).
Einer der Tatort-macher (das ist auch Polizei Scifi, aber nicht so over the top wie in den USA) sagte mal dass sich keine Sau für den Tatort interessieren würde, wenn er reale Polizeiarbeit widerspiegeln würde. Da wird eben nicht jeder Fall binnen weniger Tage geknackt. Die Cops sind nicht immer die strahlenden Helden. Viele der widerlichsten Verbrecher werden nie gefasst.
The Wire hat bewiesen dass auch ein realistisches Polizeidrama gute Unterhaltung sein kann. Ein wertendes Gut/Böse Schema zwischen Gangstern und Polizisten wurde hier bewusst vermieden und die Menschen so dargestellt wie sie sind. Das ist aus meiner Sicht auch eine Qualität vieler anderer HBO-Serien deren Helden oftmals zwielichtige Gestalten sind.
Ich glaube dass es durchaus auch HBO zu verdanken ist dass heute selbst die Network-Dramaserien vielschichtiger sind als in den 80er Jahren wo eben A-Team, Knight Rider, Dallas und anderer Unsinn angesagt war. Sie haben die Messlatte für Qualität an der sich Alle zu messen haben buchstäblich höher gelegt.
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