Drive
USA 2011
Regie: Nicolas Winding Refn
Mit: Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston, Albert Brooks, Ron Perlman, Oscar Isaac, Christina Hendricks, Kaden Leos u.a.
Kinostart: 26.01.2012
Gestern auf der Viennale gesehen, und für mich steht fest: "Drive" wird 2012 für alle Cineasten der erste Pflichttermin des Jahres. Ein herrlich altmodischer Film, der so aussieht (und klingt; der Soundtrack ist echt genial und wurde von mir soeben auf amazon.com bestellt; 15 Euro inkl. Versandkosten, da muss man echt nicht lang überlegen; ein Soundtrack-Preview gibts übrigens hier -> http://www.youtube.com/watch?v=A9J4R4KYv-s) wie ein Werk der 80er/frühen 90er. Stilistisch hat er mich vor allem an die Filme von Michael Mann erinnert. Heat (wenn auch ohne einen gleichwertigen Gegner), bzw. teilweise in den Nachtaufnahmen von L.A. auch Collateral. Wenn sich nicht hin und wieder moderner Schnickschnack wie ein Smartphone im Hintergrund finden würde, könnte man genausogut meinen, Drive würde nicht nur wie ein Film der 80er aussehen, sondern auch in dieser Epoche spielen.Inhalt
Der namenlose "Driver" arbeitet in einer Werkstatt, ist für Filme als Stuntfahrer tätig - kann von Gangstern jedoch auch als Fluchtfahrer angeheuert werden. Nach seinem Umzug in ein neues Apartment lernt er seine Nachbarin Irene und deren Sohn Benicio kennen und lieben. Doch nach einem missglückten Job droht "Driver", in die Schusslinie zu geraten.
Schon allein die Einstiegsszene, die uns den Fahrer bei einem Einsatz zeigt, ist grandios. Perfekt wechselt Regisseur Nicolas Winding Refn zwischen Aufnahmen direkt aus dem Auto heraus und wunderschönen, übersichtlichen "Luftaufnahmen" (auch diese erinnern an Collateral). Der Film ist noch keine 5 Minuten alt, und schon hat uns Refn im spannungstechnischen Würgegriff. Nach 15-20 Minuten glaubt man dann, zu wissen wo sich die Handlung hinbewegt - nur um unsere diesbezüglichen Erwartungen ein aufs andere mal zu "enttäuschen". Zugegeben, "Drive" ist kein reiner Actionkracher und auch kein Thriller, der von der ersten bis zur letzten Minute Hochspannung liefert. Er ist mindestens ebenso Drama und Charakterstudie. Wer also einen "Fast & Furious"-Film erwartet, wie jene junge Dame die den Filmverleih für den irreführenden Trailer verklagt hat (FilmDistrict Sued Over 'Misleading' 'Drive' Trailer (Video) - The Hollywood Reporter), wird enttäuscht werden. Allen anderen bietet er eine höchst gelungen Mischung verschiedenster Genre-Elemente und einen spannenden, charakterorientierten Actionthriller, der über reines belangloses tschinnbummkrach hinausgeht.
Alles an diesem film ist absolut erstklassig. Die schauspielerischen Leistungen - vor allem von zwei der beiden vielversprechendsten Jungstars Hollywood, Ryan Gosling und Carey Mulligan -, der herrliche retro-Soundtrack, die wendungsreiche Handlung... die größte Stärke ist aber sicherlich Nicolas Winding Refn's Inszenierung. Ich muss ja gestehen, trotz der ganzen Vorschusslorbeeren mit einer (gesunden?) Portion Restskepsis in den Film gegangen zu sein, da ich "Walhalla Rising" so einschläfernd fand - "Drive" ist aber ganz anders, und ein perfektes Aufeinandertreffen von style und substance. Wunderschöne Bilder, tolle Beleuchtung, satte und elegante Farbgebung, die im weiteren Verlauf harte Brutalität, das teils schonungslose Sounddesign, mehrere magische Momente... einfach phantastisch.
Ich möchte eure Erwartungshaltung ja wirklich nicht in unerfüllbare Höhen schrauben, aber mich hat "Drive" einfach begeistert. Ich freue mich jetzt schon auf den regulären Kinostart und vergebe bedenkenlos 10/10. So kann die Viennale weitergehen![]()
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