Game of Thrones | 1x01 - Der Winter naht (Winter is Coming)

[tubbacco]

Ich hab mir jetzt mal die erste Folge angeschaut und frage mich, versteht man das nur auf Anhieb wenn man die Bücher gelesen hat?
Irgendwie fühlte ich mich nicht wirklich gut abgeholt als GoT-Neuling, ohne vorher irgendwas über die welt etc, gelesen zu haben.

Ich denke für Nichtleser kommt das Verständnis wer wer ist, sowie einige Hintergründe über das Szenario und Handlungsmotivationen der Figuren erst mit der Zeit. Das schon während der ersten Folge zu verlangen wäre aufgrund der Vielzahl der Handelnden und doch recht komplex aufgebauten Welt in den 60 Minuten Laufzeit nicht möglich gewesen. Das ist auch bei anderen HBO-Serien oder Serien allgemein mit einer großen Darstellerriege nicht anders. Deswegen ist es ganz clever gemacht, nicht jeder Nebenfigur gleich Namen und Hintergrund gegeben zu haben, zumal im Laufe der Staffel noch viel mehr Akteure auf den Plan treten. So versucht der Pilot ein grobes Bild zur Situation und den Figuren, die anfangs im Mittelpunkt stehen, zu malen. Ich kann jetzt allerdings nur aus Lesersicht sprechen, aber das hat man trotz (zu) hohem Tempo eigentlich ganz gut hinbekommen. Die Figuren sind alle wieder zu erkennen.

Wir haben Eddard "Ned" Stark (Sean Bean) und seine Familie kennen gelernt und auch schon ein paar Bruchstücke zu seiner Vergangenheit mit dem König Robert Baratheon (Mark Addy) erfahren. Nachdem die rechte Hand des Königs unter mysteriösen Umständen plötzlich verstorben ist, soll Eddard Stark nun die Nachfolge des Stellvertreters antreten. Auf einem anderen Kontinent bereiten die letzten 2 Nachkömmlinge des durch Roberts Revolte vom Thron gestoßenen Herrschergeschlechts ihre Rückkehr vor.

So gesehen ist eigentlich gar nicht unmenschlich viel passiert. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, die Kamera würde etwas länger in den Szenen verharren und der Handlung etwas Zeit zum Atmen gewähren. So aber handelt man viele Szenen recht schnell ab und besonders als Buchkenner vermisst man so manchen Dialogfetzen. Zudem gibt es einige Veränderungen zur Vorlage, von denen manche gelungen (deutlichere Charakterisierung einiger Figuren, die im ersten Buch eher im Hintergrund sind, Bsp: Jamie Lannister) sind, andere weniger (kein Schnee in der Wolfsfundszene etc.) und welche, die man noch nicht so richtig einordnen kann. Beispielsweise ist Daenerys Hochzeitsnacht hier in der Verfilmung eine Quasi-Vergewaltigung, während sich im Buch nach anfänglichen Zögern doch irgendwie ein romantischer Moment daraus entwickelt. Ins Filmmedium übertragen hätte diese Szenen unverändert möglicherweise viel von der Beziehung und Charakterentwicklung zwischen Daenerys und ihrem ungewollten "Ehemann" vorweggenommen oder gar zerstört. Wenn man diese Handlung nun richtig anpackt (die Dothraki-Hochzeit mutete trotz vieler Akteure im Hintergrund doch etwas trashig an), könnte sich diese Änderung durchaus positiv auf die Storyline auswirken.

Bereits erwähnt habe ich das mir zu hohe Tempo, womit ein unruhiger Szenenfluss einher geht. Besonders fehlgesetzt fand ich den Schnitt als Ned und Robert hinunter in die Grüfte gehen. Das Zwischengeplänkel mit Tyrion im Freudenhaus konnte an keiner unpassenderen Stelle vorkommen, auch wenn Peter Dinklage seine Figur mit dem Nagel auf den Kopf trifft. Ich hoffe einfach mal, dass man sich für die folgenden Episoden einfach etwas mehr Zeit nimmt, die vereinzelt hölzernen (Fantasy-) Dialoge etwas zurück schraubt und weiter so schön nah an der Vorlage bleibt. Trotzdem, 2 Episoden mehr oder mehr Überlänge im Pilotfilm hätten durchaus gut getan, denn Darsteller, Produktionswerte und Handlung sind einfach sehr gut.

Noch ein Wort zum Intro: Das mag zwar stilistisch nicht so ganz zum Rest der Serie passen und es haben sich ein paar Fehler in der Wappenkunde eingeschlichen, aber optisch ist das Ding eine Wucht, das Maintheme geht im Gegensatz zum Rest der musikalischen Untermalung, die durchaus atmosphärisch ist, aber beweiten kein Highlight, (zumindest bei mir) ins Ohr und als besonderer Bonus wird sich laut diversen Beiwohnern der Screenings die Titelsequenz den jeweiligen Handlungsorten der Folgen anpassen. Tolle Idee und wird vielleicht das erste Intro was ich nicht mit der Zeit überspringen werde.

Wenn ich eine Punktwertung vergeben müsste, würde sich die Auftaktfolge bei 7 von 10 Punkten einreihen, ganz einfach aus dem Grund, da ich gern - in Kenntnis der Romanhandlung - noch Luft nach oben für die kommenden Folgen brauche, sofern die Serie diese auch liefert.