Reden wir selbst aber nicht auch oft von "man", wenn es darum geht, sich Kritik zu stellen? Analysiert mal nach demselben Muster einige Kommentare und Postings, die ihr bisher im Internet hinterlassen habt - ich glaube, das Ergebnis wird ähnlich ausfallen wie beim Wulff-Interview.
Ich will unseren Noch-Bundespräsidenten damit nicht verteidigen, allerdings finde ich die Analyse etwas übertrieben und unausgewogen. In den Kommentaren darunter wird dann ja auch deutlich, dass die Sachlage recht einseitig dargestellt wurde. Obwohl durch das häufige Verwenden von Fachbegriffen scheinbar ein solcher Eindruck erweckt werden sollte, handelt es sich bei dem Blogbeitrag also nicht um eine wissenschaftlich-sachliche Arbeit, sondern lediglich um das persönlich eingefärbte Statement eines Wulff-Kritikers.
Interessanter als irgendwelche Pseudo-Analysen finde ich, wie deutlich diese Debatte zeigt, dass personenbezogene Themen im Aufmerksamkeitswettstreit wahrscheinlich immer die Nase vorn haben werden. Wir Medienkonsumenten stehen einfach drauf, mit dem Finger auf einen konkreten Sündenbock zeigen zu können. Auch im neuen Jahr werden z.B. in Wirtschaft und Umwelt jede Menge Herausforderungen auf uns zukommen, die wesentlich wichtiger und drängender sind als die Machenschaften unseres Bundespräsidenten. Aber es ist eben letztlich doch unterhaltsamer, jemanden wie Wulff an den Pranger zu stellen und genüsslich dabei zuzuschauen, wie tagtäglich eine neue Ladung Schlamm über ihm ausgekippt wird.
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