Naja, der gute alte Loser muss sich sein Lebensmodell eben auch irgendwie schön reden. Da ist er nicht sehr viel anders als die Mitläufer und Kleingeister, über die er sich sonst so gern auslässt.Ein Fünkchen Wahrheit steckt diesmal aber schon in seinem notorischen Relativier-Posting: Es ist inzwischen schick, sich über "den Kapitalismus" aufzuregen. Die Phrasen, die Reiner in seinem Startbeitrag runtergebetet hat, findet man heutzutage in vielen Kommentarspalten und Stammtischrunden wieder. Dabei stellt sich allerdings eine Frage an all diese selbsternannten Kapitalismuskritiker: Was tut ihr eigentlich dagegen? Reiner sagt, er habe keine Lust mehr auf Kapitalismus und fragt am Ende seines Beitrags, ob es wirklich so weitergehen muss. Das alles sind legitime Gedanken und Fragen, allerdings wird sich allein durch Nachgrübeln und Schwadronieren nichts ändern. Der kritische Blick richtet sich dabei mal wieder ausschließlich auf "die da oben". Wenn man jedoch keine Lust mehr auf etwas hat und eine Änderung möchte, sollte man erstmal bei sich selbst anfangen und seinen eigenen Lebenswandel überdenken. Doch wer geht denn wirklich so weit wie die Leute, die Loser in seinem Beitrag von der gewohnt-distanzierten Zynikerpersektive herab belächelt? Also diejenigen, die Fair Trade fördern, überwiegend regional und ressourcenschonend einkaufen, umweltverträgliche Verkehrsmittel bevorzugen... kurz gesagt, (verantwortungs)bewusst konsumieren und handeln. Wer auf Kapitalismus keine Lust mehr hat und das wirklich ernst meint, müsste eigentlich konsequenterweise auf ein alternatives Lebens- und Konsummodell umsteigen (da gibt es genügend Auswahl, es kann also niemand behaupten, es gäbe keine Alternativen). Denn man kann nicht das richtige Leben im falschen führen. Ansonsten ist diese Kritik nur Dampfplauderei - und damit ließ sich bisher noch nie etwas bewegen.
Mein Eindruck ist bisher jedenfalls, dass viele Kapitalismuskritiker zwar einen Gesinnungswandel von Wirtschaft und Politik fordern, aber selbst nur in sehr geringem Umfang dazu bereit sind, etwas an ihren eigenen Lebensgewohheiten zu ändern - das übliche Outsourcen von Eigenverantwortung eben.
Als Lesezeichen weiterleiten