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Thema: Beschneidungsverbot - Kindeswohl oder Angriff auf die Religionsfreiheit?

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  1. #1

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    Solche Debatten sind jedenfalls mit ein Grund, wieso ich im anderen Thread schrieb dass ich mich zum Atheisten gewandelt habe vom laissez faire Agnostiker. Dieses Beschneidungsgesetz welches eine ganz große Koalition im Bundestag nun auf Befehl des Zentralrats gehorsamst rasch verfassen will betrifft letztlich nur ein paar tausend jüdische Jungen, aber hunderttausende muslimische Jungen welche diese Prozedur zudem noch in einem Alter über sich ergehen lassen müssen wo sie bewusst mitbekommen, was mit ihnen gemacht wird. In Deutschland leben nämlich zwanzig Mal so viele Muslime wie Juden.

    Dies ist nur ein Beispiel von Vielen, wo Religion und dem ewigen Totschlagargument der "Tradition" eine Extrawurst gebraten werden soll an der Verfassung und unseren Gesetzen vorbei - in einem angeblich so säkularen, humanistischen Land. Dieselben Politiker regen sich dann über "primitive" Länder wie die Türkei oder Iran auf, wo mit genau denselben Argumenten ähnliche "Traditionen" verteidigt werden. Wie kann man glaubwürdig sein wenn man als Politiker permanent gegen das Kopftuch agitiert weil dies angeblich ein ganz dolle böses religiöses Symbol sei, ein Stück Stoff welches eine muslimische Frau tragen kann oder auch nicht, während man auf der anderen Seite die religiös begründete, permanente Verstümmelung von Kindern verteidigt?

    Warum manch postmoderner Mensch in unserer Wissensgesellschaft so starrsinnig Praktiken verteidigt die aus einer Zeit stammen in der die Menschheit gerade begann die Schrift und den Ackerbau zu entdecken will mir nicht in den Kopf. Ich kann nur vermuten dass es dabei primär um Macht geht und zwar vor Allem Macht über Schwächere, seien es Frauen (die im orthodoxen Judentum ebenso Menschen zweiter Klasse sind wie im Islam), Kinder oder sonstige Minderheiten.

  2. #2
    Mittlerer SpacePub-Besucher Avatar von Shanara
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    DerBademeister schrieb:...
    Aus meiner Sicht ist dies auch eine Genderfrage. Der obige Anwalt schreibt z.B. "die Strafbarkeit der Genitalverstümmelung von Mädchen steht außer Frage" - was die Frage aufwirft - wieso steht die Illegalität des Herumschnippelns am kindlichen Sexualorgan bei Mädchen "außer Frage", während es bei Jungen außer Frage steht dass man dies selbstverständlich durchführen soll und man es euphemistisch als "Beschneidung" verbrämt. Warum diese Verharmlosung der damit verbundenen Schmerzen (auch psychisch) und Komplikationen, wenn es sich um Jungen handelt?

    Haben nur Mädchen ein Recht auf körperliche Unversehrtheit? Erstaunlich, dass z.B. Anne Will zur Frage der Beschneidung vier Frauen in ihre Sendung einlädt, aber nur zwei Männer. Man stelle sich einmal eine Talkrunde zum Thema Abtreibung vor, in der vier Männer zwei Frauen erklären, welche Rechte diese genießen dürfen und welche nicht. Aber da geht's ja auch um Frauenrechte, nicht um Jungen.
    ...
    Ich bin grundsätzlich auch dafür, dass ein Mensch sich selbst entscheiden dürfen muss, ob er aus religiösen oder anderen Gründen so einen Eingriff machen lassen möchte oder nicht und da es Kinder nicht können, gehört die Zirkumzion aus religiösen Gründen in die Vergangenheit verbannt (wie viele andere religiös oder kulturell … motivierte Praktiken eben auch). Daher erachte ich eine rechtliche Grundlage, die das Kindeswohl über das Recht nach freier Ausübung der Religion stellt, als notwendig.

    Aber eine Beschneidung der männlichen Vorhaut mit einer Genitalverstümmelung von Mädchen zu vergleichen, ist sowohl sachlich nicht korrekt als auch fragwürdig, da
    hierbei übersehen wird, dass man in diesen Fällen von Verstümmelung sprechen muss, weil die Geschlechtsorgane ganz bzw. teilweise entfernt werden - auf den Mann übertragen, würde dies einer Entfernung der Eichel gleichkommen.

    http://www.youtube.com/watch?v=_VYICpo_j_c

    Daher wird eben die Genitalverstümmelung, welche bei Mädchen und Frauen praktiziert wird, eben als „außer Frage stehend“ erachtet, da sie in ihrem Ausmaße eben bei weitem nicht an die Zirkumzion bei Jungen heranreicht.
    Trotzdem sehe ich es ebenso: Es ist eine Körperverletzung an Schutzbefohlenen!


    Übrigens werden in den USA bis zu 75 % der Neugeborenen beschnitten und dies nicht aus religiösen Gründen! Bis in die 70er Jahre war das routinemäßig in den Geburtskliniken üblich…. Die Beschneidung der Jungen war und ist weltweit sehr ausgeprägt, ausgeprägter als bei Mädchen… Gegenwärtig ist wohl weltweit jeder 4. Mann beschnitten (und nicht nur aus religiösen Gründen).
    Es gab (und gibt) die Beschneidung an Jungen (und Mädchen) auch in Europa: vor allem England… (aus gesellschaftlichen Gründen: Sexualkontrolle…) und über diesem Wege wurde sie auch in die Kolonien getragen…Der selbe Grund wird unter anderem auch bei den antiken Juden benannt…
    Im Koran steht übrigens nichts von einer Pflicht zur Beschneidung, das gibt lediglich die Sunna vor…
    Ein Erwachsener kann sich abschneiden, was er will, aber ein Kind kann diese Entscheidung nicht treffen, daher ist die Entscheidung unserer Gerichte ein Fortschritt! Ich hoffe, andere Staaten werden folgen, Bestrebungen gibt es ja (auch in der israelischen Gesellschaft selbst).

  3. #3
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Solche Debatten sind jedenfalls mit ein Grund, wieso ich im anderen Thread schrieb dass ich mich zum Atheisten gewandelt habe vom laissez faire Agnostiker. ...
    Wie du selbst in einem deiner früheren Beiträge sagtest, ist die Beschneidung heutzutage keine Grundhaltung der jüdischen Religion mehr, sondern geht vor allem von einigen rückwärtsgewandten Traditionalisten aus. Ich sehe solche Verfehlungen für mich also nicht als Grund, vom Glauben abzufallen und eine anti-religiöse Haltung einzunehmen. Wie Shanara in ihrem letzten Posting schon sagte, wird die Beschneidung nicht mal im Koran gefordert. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Grundlagen der großen Weltreligionen oftmals weitaus weniger radikal sind als sie später von einigen machthungrigen und durchgeknallten Oberhäuptern ausgelegt bzw. umgedeutet wurden. Das sagt für mich jedoch nicht aus, dass Religionen an sich die Quelle von Gewalt, Machtmissbrauch und Unterdrückung sind. Oftmals entstanden sie sogar, um genau das zu bekämpfen, wie man z.B. an der Geschichte des frühen Christentums sieht.

    Letztlich bildet sich eben auch im Praktikizieren religiöser Ideologien immer wieder die menschliche Natur mit all ihren Höhen und Tiefen ab - da gibt es einerseits Gläubige, die wirklich das Wohlergehen ihres Nächsten im Sinn haben und andererseits gibt es Pseudo-Gläubige, die eine Religion einfach nur als Deckmantel für persönliche Machtgelüste, Gewaltfantasien u.a. Perversionen missbrauchen. Allein daraus eine anti-religiöse Haltung abzuleiten, wäre für mich alledings genauso als würde ich eine anti-deutsche Haltung entwickeln, weil ein großer Teil unseres Volkes vor einigen Jahrzehnten einem Massenmörder hinterhergelaufen ist und selbst mitgemordet hat. Oder ich müsste Anti-Raumfahrt sein, weil die Anfänge der Raketenentwicklung auf dem Rücken von Zwangsarbeitern ausgetragen wurden und viele Menschenleben kosteten. Oder ich müsste Anti-Filmbranche sein, weil dort z.B. Leute wie Tom Cruise arbeiten, die für eine Pseudo-Religion stehen, die das Leben vieler Menschen zerstört hat. ...diese Liste ließe sich endlos weiterführen. Keine Ideologie, keine Branche, keine Wissenschaft - nichts, was von Menschen geschaffen und betrieben wird - ist frei von Verfehlungen, die bis hin zur Gefährdung oder Vernichtung von Menschenleben gehen können. Religionen sind da nur ein Beispiel von vielen. Man müsste eigentlich Anti-Mensch sein, wenn man sich von all diesen Auswüchsen konsequent abgrenzen wollte.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

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