Umfrageergebnis anzeigen: Wer soll 2013 die Kanzlerschaft übernehmen? (Mehrfachauswahl möglich)

Teilnehmer
9. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Angela Merkel

    1 11,11%
  • Peer Steinbrück

    1 11,11%
  • Helmut Schmidt

    4 44,44%
  • Edmund Stoiber

    1 11,11%
  • Philip Rösler

    0 0%
  • Lothar Matthäus

    3 33,33%
  • Cindy aus Marzahn

    1 11,11%
  • Erika Steinbach

    0 0%
  • Anderer Kandidat (bitte im Thread nennen)

    2 22,22%
  • Ist mir egal. / Macht keinen Unterschied.

    1 11,11%
Multiple-Choice-Umfrage.
Ergebnis 1 bis 20 von 85

Thema: Die K-Frage: Wer soll 2013 die Kanzlerschaft übernehmen?

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  1. #1
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von nevermore als Gast Beitrag anzeigen
    Das Wahlprogramm kann man sich jetzt auch vollends sparen. Wenn es nicht noch Neuwahlen gibt wegen Scheiterns aller Koalitionsverhandlungen, ist diese Chance vertan und ich bin alles andere als überzeugt, dass diejenigen, die wirklich etwas ausrichten hätten können, sich diese Schlammschlacht noch ein weiteres Mal antun. Keiner von denen hat das wirtschaftlich nötig und für einen Kurswechsel in Sachen Währungsunion ist es in vier Jahren auch zu spät. Man kann nur noch hoffen, dass irgendwer sonst Vernunft annimmt und uns das nicht alles vollkommen unkontrolliert auseinanderfällt.
    Wenn Leute nur Politik machen, weil sie es "wirtschaftlich nötig" haben, wäre ihr Ausscheiden eh kein großer Verlust. Sollten in der AfD wirklich Führungspersönlichkeiten stecken, die fest hinter ihren politischen Zielen stehen und dafür kämpfen wollen, werden sie sich von der relativ milden "Schlammschlacht" der letzten Monate nicht abschrecken lassen. Die AfD-Leute mussten da nicht mehr ertragen als die Linken, Grünen, Piraten o.a. kontroverse Parteien. Wer mit Samthandschuhen angefasst werden will, sollte nicht in die Öffentlichkeit gehen und den Provokateur spielen.

    Es wäre allerdings interessant, wenn du uns noch erklären kannst, inwiefern die "diversen kursierenden Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat", lediglich Propaganda und Lügen sind. Übrigens will ich die AfD nicht pauschal als Nazipartei abstempeln. Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen? Wenn man dem Nazi-Vergleich aber tatsächlich folgen will, ist zumindest festzustellen, dass auch damals bei Hitlers Machtergreifung nicht nur plumpe Rechtspopulisten das Ruder in der Hand hatten. Die Nationalsozialisten zogen ebenso viele Intellektuelle, Akademiker und Vertreter der Wirtschaftselite an. Wenn man diese Leute damals persönlich kennen gelernt hätte, wären sie wahrscheinlich auch nicht alle wie typische Bilderbuch-Nazis rübergekommen.

    @Demona
    Schade, dass du vor den kritischen Fragen gleich Reißaus nimmst. Du hättest doch einfach erläutern können, wo die AfD-Wähler gestern in der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung als rechtslastig bezeichnet wurden. Vielleicht habe ich da irgendwas übersehen. Ich kann mich jedenfalls nur an Wahlanalysen erinnern, laut denen die AfD die meisten Wähler aus den Lagern der CDU und FDP für sich gewinnen konnte. Aber auch von den Grünen und Linken sowie aus dem Nichtwählerlager konnten sie einige Stimmen abzweigen. Von Rechtslastigkeit war da keine Rede. Auch die Interviews bei den Wahlparties liefen ziemlich gleichberechtigt ab. Die Vertreter der AfD wurden dort nach den ersten Hochrechnungen nicht anders befragt als die der restlichen Parteien. Sie wurden von den Moderatoren und Analysten sogar oft als "der eigentliche Sieger des Abends" bezeichnet.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  2. #2
    nevermore als Gast
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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Wenn Leute nur Politik machen, weil sie es "wirtschaftlich nötig" haben, wäre ihr Ausscheiden eh kein großer Verlust.
    Eben. Die hatten es nicht wirtschaftlich nötig. Was man von den diversen Studienabbrechern und gescheiterten Existenzen in manchen anderen Parteien nicht behaupten kann.

    Sollten in der AfD wirklich Führungspersönlichkeiten stecken, die fest hinter ihren politischen Zielen stehen und dafür kämpfen wollen, werden sie sich von der relativ milden "Schlammschlacht" der letzten Monate nicht abschrecken lassen.
    Wie ich schon sagte, in vier Jahren brauchen sie nicht nochmal anzutreten, dann ist es zu spät. Man muss sich nicht ohne Not als Nazi beschimpfen und mit Hitler in eine Reihe stellen lassen, es sei denn, man ist Masochist.

    Es wäre allerdings interessant, wenn du uns noch erklären kannst, inwiefern die "diversen kursierenden Behauptungen, was diese Partei angeblich mit dem Wahlrecht und der Sozialhilfe vorhat", lediglich Propaganda und Lügen sind...Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen?
    Zu den ersten Punkten gibt es Klar- und Gegendarstellungen, die jedem zugänglich waren, der sie ernsthaft hören wollte. Und was das angebliche "Fischen am rechten Rand" angeht, für diese Propaganda ist das Handelsblatt verantwortlich, das aus ziemlich durchsichtigen Gründen gegen die AfD eine Kampagne hingelegt hat, die der "Zeitung" in Heinrich Bölls Katharina Blum in nichts nachsteht.

    Mir persönlich ist es vollkommen egal, ob und wen du für Nazis oder Rechtspopulisten hältst - wenn jemand unbedingt das vierte Reich an die Wand malen will, anstatt sich mit den wesentlich näherliegenden Problemen der Währungsunion zu befassen, soll er das tun, bittesehr. Diese Diskussion ist mir zu blöd, sorry, und nach dem Scheitern bei dieser Wahl sehe ich schon gar keine Notwendigkeit mehr, mich in so etwas zu engagieren. Ich wolllte hier Gründe nennen, warum Leute vielleicht diese Partei wählen, und mehr nicht. Irgendeine weitergehende Mission habe ich nicht, und deshalb bin ich dann jetzt auch wieder weg.

  3. #3
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von nevermore als Gast Beitrag anzeigen
    Eben. Die hatten es nicht wirtschaftlich nötig. Was man von den diversen Studienabbrechern und gescheiterten Existenzen in manchen anderen Parteien nicht behaupten kann.
    Gut verdienender Akademiker zu sein, ist weder ein Zeichen von Intelligenz noch von Kompetenz. Zumindest nicht zwangsläufig. Es gibt wahrscheinlich viele "Studienabbrecher" und "gescheiterte Existenzen", denen politisch, gesellschaftlich und kulturell wesentlich mehr wertvolle Impulse zu verdanken sind als so manchen Trägern von Doktor- oder Professorentiteln.

    Wie ich schon sagte, in vier Jahren brauchen sie nicht nochmal anzutreten, dann ist es zu spät. Man muss sich nicht ohne Not als Nazi beschimpfen und mit Hitler in eine Reihe stellen lassen, es sei denn, man ist Masochist.
    Dann scheint es in der Politik viele Masochisten zu geben. Vielleicht verwechselst du hier aber auch Masochismus mit politischer Leidenschaft, Entschlossenheit und Durchsetzungskraft.

    Zu den ersten Punkten gibt es Klar- und Gegendarstellungen, die jedem zugänglich waren, der sie ernsthaft hören wollte. Und was das angebliche "Fischen am rechten Rand" angeht, für diese Propaganda ist das Handelsblatt verantwortlich, das aus ziemlich durchsichtigen Gründen gegen die AfD eine Kampagne hingelegt hat, die der "Zeitung" in Heinrich Bölls Katharina Blum in nichts nachsteht.
    Ein Link zu einer solchen Klar- und Gegendarstellung wäre hilfreich gewesen, aber ich werde einfach selbst mal nachrecherchieren sobald ich Zeit dafür finde.

    Mir persönlich ist es vollkommen egal, ob und wen du für Nazis oder Rechtspopulisten hältst - wenn jemand unbedingt das vierte Reich an die Wand malen will, anstatt sich mit den wesentlich näherliegenden Problemen der Währungsunion zu befassen, soll er das tun, bittesehr.
    Ich habe nicht das vierte Reich an die Wand gemalt, sondern einzig und allein das Fischen nach Wählerstimmen am rechten Rand kritisiert.

    Diese Diskussion ist mir zu blöd, sorry, und nach dem Scheitern bei dieser Wahl sehe ich schon gar keine Notwendigkeit mehr, mich in so etwas zu engagieren. Ich wolllte hier Gründe nennen, warum Leute vielleicht diese Partei wählen, und mehr nicht.
    Dann geht dir die Luft aber ziemlich schnell aus. Wie Bademeister schon sagte, hat die AfD in den nächsten Jahren noch zahlreiche andere Möglichkeiten, um politische Erfolge einzufahren.

    Irgendeine weitergehende Mission habe ich nicht, und deshalb bin ich dann jetzt auch wieder weg.
    Und tschüss!
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  4. #4
    nevermore als Gast
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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Gut verdienender Akademiker zu sein, ist weder ein Zeichen von Intelligenz noch von Kompetenz. Zumindest nicht zwangsläufig. Es gibt wahrscheinlich viele "Studienabbrecher" und "gescheiterte Existenzen", denen politisch, gesellschaftlich und kulturell wesentlich mehr wertvolle Impulse zu verdanken sind als so manchen Trägern von Doktor- oder Professorentiteln.
    Ich habe davon gesprochen, dass diese Leute es wirtschaftlich nicht nötig haben, Berufspolitiker zu sein. Das ist bei jemandem, der keinen Berufsabschluss hat, etwas ganz anderes. Über das, was den FDP-Politikern und ihren Mitarbeitern blüht, wurde in den letzten Tagen genug berichtet. So einfach ist das für viele nicht. Für viele bleibt nur die Berufspolitik.

    Dann scheint es in der Politik viele Masochisten zu geben. Vielleicht verwechselst du hier aber auch Masochismus mit politischer Leidenschaft, Entschlossenheit und Durchsetzungskraft.
    Nein, sich mit Dreck bewerfen lassen, erfordert keine Durchsetzungskraft. Durchsetzungskraft erfordert, sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, was in Sachen AfD in den seltensten Fällen geschieht.

    Ich habe nicht das vierte Reich an die Wand gemalt, sondern einzig und allein das Fischen nach Wählerstimmen am rechten Rand kritisiert.
    Und ich habe dir gesagt, dass das angebliche Fischen am rechten Rand eine Kampagne ist, die insbesondere vom Handelsblatt losgetreten wurde. Das Handelsblatt hat seine Gründe dafür, seine Anzeigenkunden bestehen wie bei kaum einer anderen Publikation aus den Profiteuren der Eurokrise.

    Mich wundert, dass du als Medienmensch auf diese durchsichtige Propaganda hereinfällst und nicht mal selber recherchierst. Wieso beispielsweise sollte jemand "D-Mark-Nostalgiker" sein, der in den 90ern energischer Befürworter der Währungsunion gewesen ist? Warum wird einer Partei "fischen am rechten Rand" unterstellt, die striktere Aufnahmeregelungen als alle anderen hat, während bei den Piraten, deren Vorsitzender damals schon mal bereit war, NPD-Funktionären "Jugendsünden" zu verzeihen, großzügig darüber hinweggesehen worden ist?

    Andererseits, wenn ich die vorige Seite so lese, ist es vielleicht doch nicht so verwunderlich. Bild-Blog, kein Jota weniger manipulativ als das Medium, das er an den Pranger stellt. Und Stuckrade-Barre, also ich bitte dich. Unterschichten-TV, das billige Punkte damit zu machen sucht, seine Gäste wie den dummen August über Stöckchen springen zu lassen und lächerlich zu machen, damit der Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze sich auch mal einem Professor überlegen fühlen kann. Was kommt als nächstes? Darf Frau Dr. Wagenknecht im Baströckchen Hula tanzen, damit sich Stuckrades Publikum auf die Schenkel patschen kann?

    Das ist doch unsäglich, wie mit dieser Partei umgegangen ist. Man nehme bloß mal diese Diskussion um die "Entartung der Demokratie". Jetzt ist also Lucke ein Nazi, weil er die demokratischen Prozesse bei den Eurogesetzen als "entartet" bezeichnet hat. Den Begriff haben unter anderem Helmut Schmidt, Wolfgang Schäuble und Johannes Ponader verwendet. Hat da jemand "Nazi" geschrieen und sie mit Goebbels in eine Reihe gestellt?

    Dass es auch anders geht, hat Dietmar Bartsch gezeigt, dessen Diskussion mit Lucke bei Phönix unter den Linden zu empfehlen ist. Aber der hat auch mehr drauf als "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren, was man von den meisten, die die AfD an den rechten Rand stellen, nicht behaupten kann. Hoffentlich wird es bei Plasberg morgen auch anders, mit Frau Wagenknecht, die sicherlich auch nicht auf dieses Niveau heruntergehen wird.

    Dann geht dir die Luft aber ziemlich schnell aus. Wie Bademeister schon sagte, hat die AfD in den nächsten Jahren noch zahlreiche andere Möglichkeiten, um politische Erfolge einzufahren.
    Ich bin nicht bei der AfD.

    Und tschüss!
    Wenn du nicht willst, dass ich antworte, warum stellst du dann Fragen an mich?

  5. #5
    Administrator Avatar von Dr.BrainFister
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    Zitat Zitat von nevermore als Gast Beitrag anzeigen
    Ich habe davon gesprochen, dass diese Leute es wirtschaftlich nicht nötig haben, Berufspolitiker zu sein. Das ist bei jemandem, der keinen Berufsabschluss hat, etwas ganz anderes. Über das, was den FDP-Politikern und ihren Mitarbeitern blüht, wurde in den letzten Tagen genug berichtet. So einfach ist das für viele nicht. Für viele bleibt nur die Berufspolitik.
    Mir sind wenige führende Politiker bekannt, die keinen Berufsabschluss haben. Am ehesten noch bei den Grünen und Linken, aber für die gehört es eben mitunter auch zur Lebenseinstellung, einen nicht systemkonformen Lebensweg zu beschreiten. Dass sie deshalb dann die Politikerlaufbahn als bequeme Verdienstquelle wählen, ist mir eine etwas zu pauschale und unfaire Unterstellung. So easy ist es nun auch nicht, in der Politik Karriere zu machen. Hinzu kommt: Da wir in einem Land leben, in dem man selbst mit hochwertigem Berufsabschluss ratzfatz in der Niedriglohnfalle oder Arbeitslosigkeit landen kann, spielt das heutzutage eh keine so große Rolle mehr.

    Nein, sich mit Dreck bewerfen lassen, erfordert keine Durchsetzungskraft. Durchsetzungskraft erfordert, sich mit Argumenten auseinanderzusetzen, was in Sachen AfD in den seltensten Fällen geschieht.
    Doch, es erfordert Durchsetzungskraft, auch gegen starke Widerstände zu bestehen und sich nicht vom ersten "Shitstorm" wegpusten zu lassen. Lucky Lucke und seine Gefolgschaft sind nicht die ersten, die das als Newcomer auf der politischen Bühne ertragen mussten und werden auch nicht die letzten sein. Außerdem hab ich den Eindruck, dass die AfD beim Dreck werfen selbst ganz gern mitmacht.

    Und ich habe dir gesagt, dass das angebliche Fischen am rechten Rand eine Kampagne ist, die insbesondere vom Handelsblatt losgetreten wurde. Das Handelsblatt hat seine Gründe dafür, seine Anzeigenkunden bestehen wie bei kaum einer anderen Publikation aus den Profiteuren der Eurokrise.
    Hat das Handelsblatt Lucke auch Worte wie "Bodensatz" in den Mund gelegt? Hat das Handelsblatt auch die auf schlichten Lügen basierende, linkenfeindliche Propaganda erfunden, mit der die AfD den eigentlich relativ harmlosen "Angriff" auf Lucke während einer seiner Wahlkampfveranstaltungen instrumentalisiert hat: http://www.bildblog.de/51716/vermummte-propaganda/ (ein Vorfall übrigens, der der AfD letztlich wahrscheinlich mehr genutzt als geschadet hat). Oder haben sich die "Prolls" vom Bildblog das alles nur ausgedacht?

    Mich wundert, dass du als Medienmensch auf diese durchsichtige Propaganda hereinfällst und nicht mal selber recherchierst. Wieso beispielsweise sollte jemand "D-Mark-Nostalgiker" sein, der in den 90ern energischer Befürworter der Währungsunion gewesen ist? Warum wird einer Partei "fischen am rechten Rand" unterstellt, die striktere Aufnahmeregelungen als alle anderen hat, während bei den Piraten, deren Vorsitzender damals schon mal bereit war, NPD-Funktionären "Jugendsünden" zu verzeihen, großzügig darüber hinweggesehen worden ist?
    Erstens bin ich so wie jeder Mensch auch nicht frei von Irrtümern, egal ob ich nun Medienerfahrung habe oder nicht. Schließlich liefern selbst hochdekorierte Ökonomen regelmäßig deftige Fehleinschätzungen ab. Da darf man als Medienmensch auch mal daneben liegen. Ob meine Einschätzung bezüglich Lucke & Co. falsch ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich hab dazu bisher kein festes Urteil, sondern lediglich einen ersten Eindruck. So intensiv, wie du es erwartest, habe ich mich nicht mit der AfD und ihren Führungskräften beschäftigt. Dafür hat mich ihr Programm und ihre ganze Attitüde einfach zu wenig angesprochen. Hinzu kommt, dass ich in meinem Bekannten-/Verwandtenkreis gerade bei Leuten aus der eher rechten Ecke erlebt habe, dass diese sich von der AfD angesprochen fühlen. Wahrscheinlich hat mich das zusätzlich abgeschreckt. Wenn die AfD tatsächlich nicht bewusst am rechten Rand fischt, finde ich's doch erstaunlich, wieviel Beifang aus den braunen Gewässern ihnen letztlich ins Netz gegangen ist.

    Der Rest meines Urteils zu den AfD-Leuten basiert auf reinem Bauchgefühl. Für mich strahlt z.B. Lucke einfach etwas aus, wo vielleicht nicht zwangsläufig "Nazi" draufstehen muss, aber zumindest ist er für mich sehr nah an einer Gesinnung, die in "Herrenmenschen" und "Untermenschen" aufgeteilt ist. Er hat aus meiner Sicht etwas sehr Unsympathisches, fast Abstoßendes an sich, und gehört zu dem Typ Menschen, mit denen ich privat und beruflich nur zu tun haben wollen würde, wenn ich's unbedingt müsste.

    Andererseits, wenn ich die vorige Seite so lese, ist es vielleicht doch nicht so verwunderlich. Bild-Blog, kein Jota weniger manipulativ als das Medium, das er an den Pranger stellt. Und Stuckrade-Barre, also ich bitte dich. Unterschichten-TV, das billige Punkte damit zu machen sucht, seine Gäste wie den dummen August über Stöckchen springen zu lassen und lächerlich zu machen, damit der Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze sich auch mal einem Professor überlegen fühlen kann. Was kommt als nächstes? Darf Frau Dr. Wagenknecht im Baströckchen Hula tanzen, damit sich Stuckrades Publikum auf die Schenkel patschen kann?
    Und da ist sie auch schon, die Degradierung von Andersdenkenden (bzw. Anderslachenden) zu Untermenschen: Wer Struckrad-Barre guckt und Bildblog liest, ist also ein "Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze". Und Herr Lucke andererseits ist natürlich der ehrenwerte Professor, auf den der Proll dann neidisch sein darf. Ganz ehrlich, ich setz mich lieber mit stinkendem Feinripphemd, gammligen Chips und siffiger Bierflasche johlend vor die Glotze anstatt mir ein pseudo-elitäres Weltbild anzueignen, das Menschen in solche Kategorien unterteilt.

    Das ist doch unsäglich, wie mit dieser Partei umgegangen ist. Man nehme bloß mal diese Diskussion um die "Entartung der Demokratie". Jetzt ist also Lucke ein Nazi, weil er die demokratischen Prozesse bei den Eurogesetzen als "entartet" bezeichnet hat. Den Begriff haben unter anderem Helmut Schmidt, Wolfgang Schäuble und Johannes Ponader verwendet. Hat da jemand "Nazi" geschrieen und sie mit Goebbels in eine Reihe gestellt?
    Dass ihm die Verwendung des Wortes "Entartung" vorgeworfen wurde, finde ich auch überzogen. Allerdings ist das nur eine von vielen Aussagen, in denen er sich einer bestimmten tendenziösen Rhetorik bediente. Das ergibt dann eben irgendwann ein durchaus fragwürdiges Gesamtbild. Ob Lucke das bewusst gemacht hat, um am rechten Rand zu fischen, oder ob es einfach nur seiner persönlichen Gesinnung entspricht, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht ist es auch beides zusammen.

    Dass es auch anders geht, hat Dietmar Bartsch gezeigt, dessen Diskussion mit Lucke bei Phönix unter den Linden zu empfehlen ist. Aber der hat auch mehr drauf als "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren, was man von den meisten, die die AfD an den rechten Rand stellen, nicht behaupten kann. Hoffentlich wird es bei Plasberg morgen auch anders, mit Frau Wagenknecht, die sicherlich auch nicht auf dieses Niveau heruntergehen wird.
    Die meisten Politiker hatten während des Wahlkampfs mehr drauf als bei der AfD nur "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren. Mir sind wenige Beispiele aufgefallen, die sich dieser simplen Abschreckungsstrategie bedient haben. Trotzdem inszeniert sich die AfD (und ihre Anhänger) immer wieder gern als Opfer solcher Kampagnen.

    Ich bin nicht bei der AfD.
    Anscheinend hältst du sie aber für wählbar und unterstützt ihre politischen Ziele. Um weiter zu wachsen und in künftigen Wahlen erfolgreich zu sein, braucht die AfD auch Leute wie dich, egal ob nun mit oder ohne Parteibuch. Immerhin kannst du für diese Partei mit fundierten Sachargumenten sprechen - anders als die meisten AfD-Wähler, die ich kenne. Wenn man die fragt, warum sie die AfD wählen, kommt nicht viel mehr als die übliche Dresche auf die etablierten Politiker, Angst vor dem Euro und kruder Fremdenhass (oder zumindest latente Islamophobie).

    Wenn du nicht willst, dass ich antworte, warum stellst du dann Fragen an mich?
    Du hast dich verabschiedet und ich hab dir zum Abschied gewunken. Das verlangen selbst bei einem Feinrippträger und Bierflaschenschwenker wie mir die guten Manieren.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  6. #6
    nevermore als Gast
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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Mir sind wenige führende Politiker bekannt, die keinen Berufsabschluss haben. Am ehesten noch bei den Grünen und Linken, aber für die gehört es eben mitunter auch zur Lebenseinstellung, einen nicht systemkonformen Lebensweg zu beschreiten. Dass sie deshalb dann die Politikerlaufbahn als bequeme Verdienstquelle wählen, ist mir eine etwas zu pauschale und unfaire Unterstellung. So easy ist es nun auch nicht, in der Politik Karriere zu machen.
    Nicht als "bequeme", davon habe ich nicht gesprochen. Aber als vielleicht als die einzig mögliche. Es sind mehr als man denkt:
    Ein Makel im Lebenslauf: Deutsche Spitzenpolitiker verschleiern ihre Studienabbrüche - Inland - FAZ

    Für jemanden, der keinen Berufsabschluss hat, ist es nach Jahren im Bundestag nicht so einfach, beruflich wieder irgendwo unterzukommen. Übrigens ist das auch für Leute mit Berufsabschluss nach mehreren Legislaturperioden nicht so einfach. Ich weiß nicht, warum das unbedingt geleugnet werden muss.

    Was die "mit Dreck werfen"-Debatte angeht, werden wir uns uneinig bleiben müssen. Ich bin nicht der Meinung, dass man sich das antun muss, und auch nicht, dass es etwas mit "Durchsetzungsvermögen" zu tun hat, sich das anzutun. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass von Seiten des AfD-Personals mit Dreck geworfen wurde. Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass ein Politiker anderer Parteien in eine extremistische Ecke gestellt worden wäre.

    Hat das Handelsblatt Lucke auch Worte wie "Bodensatz" in den Mund gelegt? Hat das Handelsblatt auch die auf schlichten Lügen basierende, linkenfeindliche Propaganda erfunden, mit der die AfD den eigentlich relativ harmlosen "Angriff" auf Lucke während einer seiner Wahlkampfveranstaltungen instrumentalisiert hat: Vermummte Propaganda « BILDblog (ein Vorfall übrigens, der der AfD letztlich wahrscheinlich mehr genutzt als geschadet hat).
    An dem Angriff in Bremen war ein polizeibekannter Linksextremer beteiligt, der nicht zum ersten Mal in dieser Weise aufgefallen ist. Es hat Verletzte durch Reizgas gegeben. Mag sein, dass der Vorfall in Bremen hochgespielt wurde; ich war nicht dabei, die Ermittlungen sind auch noch nicht abgeschlossen. Es war aber nicht der einzige Fall. In Bayern wurde ein Wahlkampfhelfer krankenhausreif geschlagen, in Meck-Pomm wurde einer Helferin gegen den Kopf getreten, und es gab weitere Vorfälle dieser Art. In mehr als einem Fall haben sich die Täter als Linke zu erkennen gegeben. Daran ist nichts "linkenfeindlich" und auch nichts "erfunden". Manchmal habe ich den Eindruck, dass es erst Schwerverletzte geben muss, damit so etwas ernst genommen wird. Ich betrachte das ebensowenig als "normal", wie ich es als "normal" betrachte, Leute in eine Reihe mit Hitler und Goebbels zu stellen.

    Und Lucke muss aufhören, Fachtermini vor Leuten zu gebrauchen, die diese Fachtermini nicht einordnen können. Zitat aus einer wissenschaftlichen Publikation der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung.

    Während die Langzeit- und Dauerarbeitslosen ohne Hoffnung auf Reintegration den „sozialen Bodensatz“ bilden, verkörpern die NiedriglohnempfängerInnen, oftmals ethnischen Minderheiten entstammend, das „Treibgut“ des Globalisierungsprozesses.
    Quelle: http://www.boeckler.de/wsimit_2002_06_butterwegge.pdf

    So, jetzt darf die Böckler-Stiftung als "sozialrassistisch" beschimpft werden.

    Erstens bin ich so wie jeder Mensch auch nicht frei von Irrtümern, egal ob ich nun Medienerfahrung habe oder nicht. Schließlich liefern selbst hochdekorierte Ökonomen regelmäßig deftige Fehleinschätzungen ab. Da darf man als Medienmensch auch mal daneben liegen. Ob meine Einschätzung bezüglich Lucke & Co. falsch ist, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Ich hab dazu bisher kein festes Urteil, sondern lediglich einen ersten Eindruck. So intensiv, wie du es erwartest, habe ich mich nicht mit der AfD und ihren Führungskräften beschäftigt. Dafür hat mich ihr Programm und ihre ganze Attitüde einfach zu wenig angesprochen. Hinzu kommt, dass ich in meinem Bekannten-/Verwandtenkreis gerade bei Leuten aus der eher rechten Ecke erlebt habe, dass diese sich von der AfD angesprochen fühlten. Wahrscheinlich hat mich das zusätzlich abgeschreckt. Wenn die AfD tatsächlich nicht bewusst am rechten Rand fischt, finde ich's doch erstaunlich, wieviel Beifang aus den braunen Gewässern ihnen letztlich ins Netz gegangen ist.
    Welcher "Beifang" denn? Die Wählerstromanalysen zeigen ganz klar, woher die AfD-Wähler gekommen sind: Die meisten waren Nichtwähler, dann kam die FDP, dann die Linken, dann die Union und die SPD. Es kam kaum jemand aus dem Lager der NPD, der REP oder der Pro-Parteien, deren Stimmenanteile sind nahezu unverändert geblieben. Ich weiß, dass Güllner in Interviews etwas anderes behauptet, das ist aber durch die Analysen der großen Institute nicht gedeckt.
    Der Rest meines Urteils zu den AfD-Leuten basiert auf reinem Bauchgefühl. Für mich strahlt z.B. Lucke einfach etwas aus, wo vielleicht nicht zwangsläufig "Nazi" draufstehen muss, aber zumindest ist er für mich sehr nah an einer Gesinnung, die in "Herrenmenschen" und "Untermenschen" aufgeteilt ist. Er hat aus meiner Sicht etwas sehr Unsympathisches, fast Abstoßendes an sich, und gehört zu dem Typ Menschen, mit denen ich privat und beruflich nur zu tun haben wollen würde, wenn ich's unbedingt müsste.
    Das geht mir anders; mir geht es aber ähnlich mit Schäuble, Lindner, Gysi und Trittin. Allerdings wäre das für mich kein Grund, die Partei nicht zu wählen.

    Und da ist sie auch schon, die Degradierung von Andersdenkenden (bzw. Anderslachenden) zu Untermenschen: Wer Struckrad-Barre guckt und Bildblog liest, ist also ein "Proll ohne Schulabschluss mit der Bierflasche vor der Glotze". Und Herr Lucke andererseits ist natürlich der ehrenwerte Professor, auf den der Proll dann neidisch sein darf. Ganz ehrlich, ich setz mich lieber mit stinkendem Feinripphemd, gammligen Chips und siffiger Bierflasche johlend vor die Glotze anstatt mir ein pseudo-elitäres Weltbild anzueignen, das Menschen in solche Kategorien unterteilt.
    Das Handelsblatt hat beispielsweise aus der Aussage: "Grundsätzlich ist es gut, wenn jemand uns wählt und nicht die NPD". Ohne uns gäbe es die Gefahr, dass enttäuschte Wähler, die eigentlich gar nicht rechts sind, aus Protest extremistische Parteien wählen“, gemacht: "AfD-Chef will NPD-Wähler gewinnen" und "AfD fischt am rechtsextremen Rand." Aus "Wählern, die eigentlich gar nicht rechts sind", werden "rechtsextremistische Wähler". Einige Zeit später wurde aus demokratischen Entartungen, die wie ein Krebsgeschwür die Demokratie schädigen, die Aussage, die "Demokratie sei ein Krebsgeschwür". Der Unterschied zwischen "Herr Maier hat Krebs" und "Herr Maier ist ein Krebsgeschwür" sollte eigentlich jedem klar sein, und ich gehe davon aus, dass auch den Handelsblatt-Redakteuren diese Unterscheidungen klar sind. Da das nicht einmal passiert ist, sondern mindestens vier- oder fünfmal, ist davon auszugehen, dass das auch kein Versehen war, sondern dass dahinter Methode steckt - weswegen ich sage, dass es eine gezielte Kampagne ist.

    Und was Stuckrade angeht: Dass du "Unterschicht" zu "Untermenschen" machst, ist natürlich auch wieder so ein manipulativer Kunstgriff, mit dem versucht wird, jemanden - in diesem Fall mich - in eine Nazi-Nähe zu rücken. Du darfst gern negieren, dass es ein solches manipulatives Ansprechen niederer Instinkte durch das Fernsehen gibt. Meinetwegen darfst du auch noch negieren, dass es zwischen verschiedenen Sendeformaten Niveauunterschiede gibt und besonders das Privatfernsehen des Öfteren auf bildungsferne Schichten zielt. Vielleicht willst du sogar noch negieren, dass es überhaupt bildungsferne Schichten gibt. Wir wollen ja immer schön politisch korrekt bleiben, auch wenn es mit den bundesdeutschen Realitäten nichts zu tun hat. Dann frage ich mich aber, weswegen du dann die BILD-Zeitung kritisierst. Etwas anderes ist das nämlich nicht.

    Die meisten Politiker hatten während des Wahlkampfs mehr drauf als bei der AfD nur "Nahtzieh! Natzieh" und "chräächzz, räächhzz, räächhzz" zu plärren. Mir sind wenige Beispiele aufgefallen, die sich dieser simplen Abschreckungsstrategie bedient haben. Trotzdem inszeniert sich die AfD (und ihre Anhänger) immer wieder gern als Opfer solcher Kampagnen.
    Damit waren eher eine bestimmte Sorte Blogs gemeint. Wobei sich auch Politiker nicht hervorgetan haben in Punkto sachlicher Auseinandersetzung (Ausnahmen wie Bartsch, Wagenknecht bestätigen die Regel). und wenn sie es doch versucht haben, dann haben sie regelmäßig den Kürzeren gezogen.

    Anscheinend hältst du sie aber für wählbar und unterstützt ihre politischen Ziele. Um weiter zu wachsen und in künftigen Wahlen erfolgreich zu sein, braucht die AfD auch Leute wie dich, egal ob nun mit oder ohne Parteibuch. Immerhin kannst du für diese Partei mit fundierten Sachargumenten sprechen - anders als die meisten AfD-Wähler, die ich kenne. Wenn man die fragt, warum sie die AfD wählen, kommt nicht viel mehr als die übliche Dresche auf die etablierten Politiker, Angst vor dem Euro und kruder Fremdenhass (oder zumindest latente Islamophobie).
    Ja, ich weiß nicht, was das für AfD-Wähler sind, die du kennst. Ich kenne vor allem Ökonomen, die AfD wählen, Leute aus der Finanzbranche (Dirk Müller ist beispielsweise auch einer), andere politisch interessierte Leute, die der Meinung sind, dass es mit der Währungsunion so nicht weitergehen kann, und die sind Ex-Wähler aller möglichen Parteien, von CDU über SPD bis Links und Grün. Ich kenne sogar jemanden, der wegen des Umgangs der Grünen mit der AfD bei den Grünen ausgetreten ist. Solange SPD und Grüne in Angelegenheit von Exportindustrie und Hochfinanz unterwegs sind und nach außen hin die AfD bekämpfen, während man intern in Geheimzirkeln selber Ausstiegsdebatten führt, bekommen sie von mir jedenfalls keine Stimme mehr.

  7. #7

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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Übrigens will ich die AfD nicht pauschal als Nazipartei abstempeln. Doch wie steht es damit, dass Lucke & Co. gezielt am rechten Rand nach Wählerstimmen gefischt haben? Auch nur gelogen? Wenn man dem Nazi-Vergleich aber tatsächlich folgen will, ist zumindest festzustellen, dass auch damals bei Hitlers Machtergreifung nicht nur plumpe Rechtspopulisten das Ruder in der Hand hatten. Die Nationalsozialisten zogen ebenso viele Intellektuelle, Akademiker und Vertreter der Wirtschaftselite an. Wenn man diese Leute damals persönlich kennen gelernt hätte, wären sie wahrscheinlich auch nicht alle wie typische Bilderbuch-Nazis rübergekommen.
    Wer die Spätphase der Weimarer Republik studiert, lernt dass Hitler durch die Rechtskonservativen an die Macht kam. Jeder Rechtskonservative - und genau für diese Personen ist die AfD so interessant - muss deshalb aus der deutschen Geschichte die Lehre ziehen, dass man sich mit Sozialrassisten und Sozialdarwinisten nicht, niemals und unter keinen Umständen gemein macht. Männer wie Franz von Papen meinten damals auch einen Hitler kontrollieren zu können - "In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht" protzte der Mann, bevor er mit dem späteren Führer koalierte und ihn zum Kanzler wählte. Das Ergebnis dieses Paktes mit dem Teufel ist bekannt. Jemand wurde in diesem Zweckbündnis zerquetscht, es waren aber nicht die Faschisten, sondern die Rechtskonservativen.

    Für mich sind Parteien die mit solchen Strömungen flirten unwählbar - und ich bin fair und laste das nicht nur der AfD an. Wer sich mit dem Bösen einlässt, macht es sich zu eigen - wie man sich bettet, so liegt man. Ich werde auch niemals die SPD wählen so lange ein Mensch wie Thilo Sarrazin das Parteibuch führt. Oder die Union, so lange es in ihren Reihen MdBs gibt die Schwule für krank und pervers halten. Ebenso wäre jede linke Partei für mich unwählbar die mit einem realsozialistisch-totalitären System wie Nordkorea flirtet - Heute fast undenkbar, aber vor wenigen Jahrzehnten gab es bis in den sozialdemokratischen Mainstream und die linke Intelligenzia einflussreiche Personen die beispielsweise glühende Maoisten waren.

    Jeder aufrechte Demokrat, ob rechts oder links, Christ oder Atheist, muss irgendwo eine rote Linie ziehen und sich Menschen verweigern denen die Demokratie und ihre Grundlagen wie die Menschenrechte von Grund auf fremd sind. Auch wenn das ein paar Prozent Wählerstimmen kosten kann. Wer diesen Anstand nicht hat wird meine Stimme nicht bekommen, auch wenn ich mit ihm in tausend anderen Punkten übereinstimme.

  8. #8
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    ... Für mich sind Parteien die mit solchen Strömungen flirten unwählbar - und ich bin fair und laste das nicht nur der AfD an. Wer sich mit dem Bösen einlässt, macht es sich zu eigen - wie man sich bettet, so liegt man. Ich werde auch niemals die SPD wählen so lange ein Mensch wie Thilo Sarrazin das Parteibuch führt. Oder die Union, so lange es in ihren Reihen MdBs gibt die Schwule für krank und pervers halten. Ebenso wäre jede linke Partei für mich unwählbar die mit einem realsozialistisch-totalitären System wie Nordkorea flirtet - Heute fast undenkbar, aber vor wenigen Jahrzehnten gab es bis in den sozialdemokratischen Mainstream und die linke Intelligenzia einflussreiche Personen die beispielsweise glühende Maoisten waren.

    Jeder aufrechte Demokrat, ob rechts oder links, Christ oder Atheist, muss irgendwo eine rote Linie ziehen und sich Menschen verweigern denen die Demokratie und ihre Grundlagen wie die Menschenrechte von Grund auf fremd sind. Auch wenn das ein paar Prozent Wählerstimmen kosten kann. Wer diesen Anstand nicht hat wird meine Stimme nicht bekommen, auch wenn ich mit ihm in tausend anderen Punkten übereinstimme.
    Dem kann ich mich 100%ig anschließen. Genauso halte ich es auch mit meinen Wahlentscheidungen.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  9. #9

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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Dem kann ich mich 100%ig anschließen. Genauso halte ich es auch mit meinen Wahlentscheidungen.
    Viele Menschen wählen eben taktisch statt eine Gewissensentscheidung zu treffen. Ich finde es allerdings widersprüchlich unseren Abgeordneten vorzuwerfen dass sie gegen ihr Gewissen und für die Fraktionsdisziplin stimmen, wenn ich als Wähler dasselbe tue - und das ohne den enormen Druck des Fraktionschefs als Zuchtmeister im Nacken. Was passiert wenn man seinem Gewissen folgt hat gerade Siegfried Kauder, der Bruder des Unions-Fraktionschefs bitter erfahren.

    Als Wähler bin ich demgegenüber frei in meiner Entscheidung und mache davon Gebrauch. Ich habe auch schon mal für die ÖDP und für die Familienpartei gestimmt, obwohl die nie im Leben eine Chance hatten in den Bundestag einzuziehen und mir somit klar war dass meine Stimme "verfallen" würde.

  10. #10
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Viele Menschen wählen eben taktisch statt eine Gewissensentscheidung zu treffen. Ich finde es allerdings widersprüchlich unseren Abgeordneten vorzuwerfen dass sie gegen ihr Gewissen und für die Fraktionsdisziplin stimmen, wenn ich als Wähler dasselbe tue - und das ohne den enormen Druck des Fraktionschefs als Zuchtmeister im Nacken. Was passiert wenn man seinem Gewissen folgt hat gerade Siegfried Kauder, der Bruder des Unions-Fraktionschefs bitter erfahren.

    Als Wähler bin ich demgegenüber frei in meiner Entscheidung und mache davon Gebrauch. Ich habe auch schon mal für die ÖDP und für die Familienpartei gestimmt, obwohl die nie im Leben eine Chance hatten in den Bundestag einzuziehen und mir somit klar war dass meine Stimme "verfallen" würde.
    Gewissen ist für viele Menschen heutzutage nur noch ein relativer Wert.
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  11. #11

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    Zitat Zitat von Dr.BrainFister Beitrag anzeigen
    Gewissen ist für viele Menschen heutzutage nur noch ein relativer Wert.
    Bei den Vorbildern braucht uns das nicht verwundern. Es ist schließlich kein Zufall dass die stetige Abnahme der Empathie unserer Mitbürger zusammenfällt mit der zunehmenden neoliberalen Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Überall stehen die Menschen Heute im Wettbewerb miteinander, werden gegeneinander aufgehetzt, müssen ihre Ellenbogen einsetzen um was zu erreichen.

    Meines Wissens gibt es da in den USA eine interessante Langzeitstudie die seit mehreren Jahrzehnten bei neuen Collegestudenten psychologische Tests durchführt - Mitgefühl, Mitleid, die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen nehmen seit ~1980 (Beginn der Reaganomics, Thatcherism, Kohl in der BRD) ab, narzisstische Typ A-Persönlichkeiten bis zur Psychopathie nehmen zu. Diese Entwicklung hat sich seit der Jahrtausendwende beschleunigt.

    Wir nähern uns einem Klima der Leistungsbesessenheit, Lieblosigkeit und Mitleidlosigkeit an dass mich stark an die Vorkriegswelt von vor 100 Jahren erinnert, wie sie kongenial in Michael Hanekes bedrückendem Drama "Das weiße Band" portraitiert wird.

    In dieser Gesellschaft ist die ökonomische Verwertbarkeit des Humankapitals der Gradmesser, jeder der zu alt, zu schwach oder zu ungebildet ist um bei der Kosten/Nutzenkalkulation ins Positive zu rutschen soll "verschwinden". Nicht durch den Kamin wie zu Onkel Ades Zeiten, wir sind schließlich zivilisiert, aber doch bitte außer Sichtweite unserer gepflegten Vorstädte. Wohin all diese "nutzlosen" Menschen verschwinden sollen wird selbstverständlich nie gesagt, das bleibt der Phantasie überlassen. Ob es sich nun um "Sozialschmarotzer" oder den "Bodensatz" aus Asylanten und "Wirtschaftsflüchtlingen" wie den in ihren Heimatländern weggejagten Roma handelt - geschenkt. Nicht zu vergessen das big bad, die Juden unserer Zeit natürlich, unsere muslimischen Mitbürger, jeder ein potenzieller Terrorist, mindestens aber ein Dönermörder im Wartestand.

    Wenn ich einem Mann wie Lucke zuhöre wie er da bei Stuckrad-Barre sitzt, dann habe ich nicht den Eindruck dass er den Verlierern dieser Leistungsgesellschaft mehr zu sagen hat als die geschniegelten Bürschchen von der abgewählten FDP. Er wirkt wie ein netter Onkel mit seinem harmlosen Äußeren und seiner Fistelstimme, doch sein generöser Hinweis den "Bodensatz" nicht ins Land lassen zu wollen noch als Akt zum Wohle ebenjenes Bodensatzes umzudeuten - der sich schließlich eh nie aus der Gosse emporarbeiten könnte - das zeugt für mich von genau der überlegenen Attitüde eines (von uns Steuerzahlern!) gutversorgten Bessermenschen wie sie auch Thilo Sarrazin zeigt. Nicht umsonst kassieren beide Männer stets dann den lautesten Applaus von ihren rechtskonservativen Zuhörern wenn sie vom Bodensatz fabulieren.

    Wenn solche Männer das Beste sind was unsere Gesellschaft aufbieten kann um die Robotregentin endlich zum Teufel zu jagen sehe ich uns selbst im besten Falle einer Wachablösung bloß vom Regen in die Traufe gleiten. Das ist kein Gesellschaftsentwurf der Aussicht und Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht in der es uns Allen besser geht (und nicht nur ein paar Begüterten die bereits jetzt kaum mehr wissen wohin mit ihrem meist geerbten Reichtum).

    Helmut Schmidt sagte mal, "wer Visionen hat soll zum Arzt gehen!".
    Eine Vision ist genau die Medizin welche wir Heute dringender brauchen denn je.

  12. #12
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Bei den Vorbildern braucht uns das nicht verwundern. ...
    Du zeigst aber auch ganz gern mit dem Finger nach oben, oder? Mir wäre es lieber, wenn die deutsche Bevölkerung nicht nur passiv auf einen Gesinnungswandel in den Führungsetagen wartet, sondern sich auf Eigenverantwortung und selbstständiges Denken besinnt.
    "Wissen sie woraus der Leberkäs gemacht wird? Aus den Resten der Knackwurst. Und die Knackwurst? Aus den Resten vom Leberkäs. So geht das ewig weiter: Leberkäs, Knackwurst, Leberkäs, Knackwurst..." - Simon Brenner (Josef Hader) in "Silentium"

  13. #13
    nevermore als Gast
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    Zitat Zitat von DerBademeister Beitrag anzeigen
    Wer die Spätphase der Weimarer Republik studiert, lernt dass Hitler durch die Rechtskonservativen an die Macht kam. Jeder Rechtskonservative - und genau für diese Personen ist die AfD so interessant - muss deshalb aus der deutschen Geschichte die Lehre ziehen, dass man sich mit Sozialrassisten und Sozialdarwinisten nicht, niemals und unter keinen Umständen gemein macht. Männer wie Franz von Papen meinten damals auch einen Hitler kontrollieren zu können - "In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht" protzte der Mann, bevor er mit dem späteren Führer koalierte und ihn zum Kanzler wählte. Das Ergebnis dieses Paktes mit dem Teufel ist bekannt. Jemand wurde in diesem Zweckbündnis zerquetscht, es waren aber nicht die Faschisten, sondern die Rechtskonservativen.
    Glaubst du wirklich, dass aus dieser Ecke die größte Gefahr für die Demokratie droht? Da bin ich ganz anderer Meinung. Wer im Moment drauf und dran ist und teilweise schon Erfolg damit hatte, die Demokratie, den Rechtsstaat und das Grundgesetz abzuschaffen, das ist die Finanzelite ihren Erfüllungsgehilfen aus ganz etablierten und "unverdächtigen" Parteien wie Schäuble und Juncker. Schau dir doch mal an, wie es in Griechenland und Zypern zugeht. Wo siehst du da noch eine Demokratie? Und auch in Deutschland, alle paar Wochen trifft man sich wegen Missachtung des Parlaments vor dem Bundesverfassungsgericht. Und wo haben wir noch einen Rechtsstaat, wenn europäische Verträge nach Belieben gebrochen werden, weil irgendwo grade die Zinsspreads in die Stratosphäre schießen?

    Diese "Rechtspopulismus"-Schiene ist im heutigen Deutschland ein nahezu unfehlbares Rezept, missliebige Konkurrenz oder gar Kritiker mundtot zu machen und ins politische Aus zu befördern. Ganz ähnlich wie vor 30 Jahren die "Kommunismus"-Schiene. Ich finde es unglaublich, wie manipulierbar die Deutschen da sind. Man braucht nur "rechts, rechts" zu schreien und schon sitzt der Michel mit vor Angst weit aufgerissenen Augen vor dem TV, und derjenige, um den es da geht, ist beinahe irreparabel stigmatisiert. Komisch, dass das grade die Grünen nicht kapieren, bei denen es ja über die "alles Kommunisten!"-Schiene lange Zeit ganz ähnlich lief. In der Linken haben es einige kapiert, wie das läuft. Von denen ist dann diesbezüglich auch nichts zu hören.

    Meiner Meinung nach hat das Methode. Die wissen schon, wie sie ihre Schäfchen unter Kontrolle halten können - bei den Piraten wurde das ja anfangs auch versucht; man hat es allerdings bei denen bald aufgegeben, nachdem klar geworden ist, dass von denen keine ernsthafte Konkurrenz zu befürchten ist.

    Die größte Gefahr für die deutsche (und europäische) Demokratie sind meiner Meinung nach nicht ein paar versprengte Rechte in der AfD sind, sondern ein alter Mann im Rollstuhl und eine biedere Frau Ende 50, die beide leider ausgerechnet an der Regierung sind.

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