Nein, Talisa existiert in den Büchern nicht. Sie ist der Ersatz für den No Character und Plot Device Jeyne Westerling. Man hat Talisa u.a. in die Geschichte geschrieben um dieses Manko des Buches zu umgehen. Brienne ist ein anderer Fall. Die Gesellschaft reagiert dementsprechend auch auf sie. Bei Talisa ist man bisher eher vorsichtig umgegangen. Robbs Mutter warnt ihren Sohn eher dahingehend, dass er mit ihr sein Versprechen mit den Freys brechen würde, als das eine Beziehung zu einer derartigen Außenseiterin für den König des Nordens eigentlich gar nicht infrage kommen sollte. Dieses Motiv trifft zwar im entferntesten Sinne auch auf Jeyne Westerling zu, aber bei Talisa - fahrende Krankenschwester - hat man es bis über die Unglaubwürdigkeit hinaus gesteigert. Die Serie bewegt sich dabei wieder in das Gebiet der Tropes und Fantasyklischees, die George Martin mit seiner Reihe eigentlich aufweichen wollte.
Das sind in den Büchern bestenfalls Ausnahmen anstelle der akzetierten Regel. Wie schwer und mit welchen Vorurteilen Brienne ihr ganzes Leben zu kämpfen hat wird mehrmals ellenlang beschrieben. Auch die Mormont-"Damen" und Asha (in der Serie Yara) Greyjoy sind Einzelfälle, deren eingeschlagne Wege glaubhafter in der Welt verankert sind. Im Haus Tyrell herrschen die Frauen durch ihre Männer. Und Lysa - Achtung kleiner Buchspoiler! - wird nur solange als Regentin geduldet, bis jemand passendes für eine erneute Heirat gefunden werden kann. Aryas Tanzunterricht war von Eddard auch nur als Beschäftigungstherapie für seine Tochter vorgesehen. Er wollte sie nicht als Kriegerin ausbilden lassen. Die Mitnahme an den Königshof war u.a. auch dazu gedacht, ihr das feine Benehmen beizubringen. Ja, ich weiß, das ist im Falle Aryas ein hoffnungsloses Unterfangen.
Frauen sind in dieser (Fantasy-)Welt erstmal dazu da, an entsprechende Partner verheiratet werden zu können, die dem jeweiligen Haus Vorteile bringen könnten und um Kinder zu kriegen, damit die Erblinie gewahrt bleibt. Klar ist das aus heutiger Sicht ein Misstand, aber ein wichtiger Punkt der Buchreihe ist es dabei, wie sich Frauenfiguren diese Misstände zu nutze machen oder an ihnen zerbrechen. Damit wird die Serie/Buchreihe aber nicht frauenfeindlich per se.
Gesetzt dem Falle, Sansa wäre die einzige noch lebende Erbin des Hauses Stark, wäre ich mir nicht so sicher, dass Sansa nicht ein wahnsinnig großer Vorteil für die Tyrells darstellen könnte.
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