Zitat Zitat von tubbacco Beitrag anzeigen
Ja Braini, mir ist bewusst, dass ich hier eine Steilvorlage liefere, denn ich habe meine eigenen Regel gebrochen: Serien weiterzuschauen, die ich fest und entschlossen aufgegeben habe. Kannst ruhig mit dem Finger auf mich zeigen.

Nachdem ich von der ersten Staffel mit jeder weiteren Folge mehr und mehr enttäuscht wurde, bis hin zum Staffelfinale, dass mit einer der selten dämlichsten Wendungen in den letzten 5 Minuten dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt hatte, habe ich mir die 2. Staffel gar nicht erst gegeben. Die 3. nun allerdings schon und ich muss sagen, dass es vielleicht eine gute Entscheidung war, mal die eigenen Regeln zu brechen. Zwar jongliert Veena Sud weiter mit ihrem liebsten Plot Device namens Red Herring, aber zumindest nicht mehr so, dass man sich dabei als Zuschauer verarscht vorkommt. Manche sekundären Handlungselemente sind weiterhin etwas plump umgesetzt, aber im Großen und Ganzen hat man mit dem "Whodunnit"-Staffelfall bisher (Stand Ep. 10/12) nicht wirklich danebengegriffen. Die angenehm ruhige, atmosphärische Inszenierung hat mir schon in der ersten Staffel gefallen. Holder&Linden sind mir nicht mehr egal und Peter Sarsgaard möchte wohl unbedingt bei der nächsten Emmypreisverleihung dabei sein.

Zwar haben die Autoren in den letzten beiden Episoden die Handlung ihren vorläufigen Höhepunkt zugeführt, aber ich bleibe aus Gewohnheit vorsichtshalber skeptisch, was die entgültige Auflösung des Staffelfalles angeht. Die Autoren können noch immer eine bescheuerte Wendung aus ihrem Hintern ziehen, die die bisherige Ermittlung in einem anderen Licht, sprich sinnlos erscheinen lässt. Ich hoffe, dass das Gegenteil der Fall sein wird und man sich einfach nur noch der Lücken im Handlungsgerüst annehmen wird, anstatt auf ein "to be continued in season 4" hinauszulaufen.


...ich hab die Regel übrigens auch gebrochen. Eigentlich war ich ja nach der 2. Staffel so genervt von "The Killing", dass ich nicht mehr weiterschauen wollte und es nicht mal bedauert habe, als die Serie dann abgesetzt wurde. Dass es durch den Netflix-Deal trotzdem weitergehen sollte, konnte ich zunächst nicht nachvollziehen, gab es doch genügend andere Absetzungsleichen, die zumindest nach meinem Geschmack eine Wiederbelebung mehr verdient hätten (z.B. "Rubicon" oder "Terriers"). Beim Start der 3. Staffel schaute ich dann trotzdem rein. Irgendwie hatte ich gerade Bock auf eine Serie im Stil von "The Killing".

Die Doppelfolge zum Auftakt hat mich äußerst positiv überrascht. Ich mochte die Änderungen im Leben der Hauptcharaktere, freute mich vor allem über das Wiedersehen mit Holder und auch der neue Handlungsbogen zeigte durchaus Potential. Wobei ich es allerdings interessanter gefunden hätte, wenn nicht schon wieder der Mord bzw. die Entführung eines Mädchens der Ausgangspunkt des Falls gewesen wäre. Es gibt schließlich noch genügend andere Opfergruppen. Trotzdem konnten auch die weiteren Episoden mein Interesse halten. Die Dynamik zwischen Holder und Bullet, die fokussierteren Ermittlungen im Vergleich zum letzten Fall, die beklemmende Athmosphäre der Knasthandlung, genügend talentierte Darsteller... bis ungefähr zum Beginn des letzten Staffeldrittels hat das alles ganz gut funktioniert, manchmal sogar mehr als nur gut. Doch dann schlugen mir die roten Heringe, die Veena Suds Leibspeise zu sein scheinen, immer mehr auf den Magen. Einmal kann man sowas machen, meinetwegen auch zweimal, aber gerade in einer Serie, die es vorher schon so oft gemacht hat, wird das irgendwann ermüdend und albern. Selbst eine schauspielerisch und inhaltlich so mitreißende Episode wie die 10. brachte mich deshalb einige Male zum Augenrollen - durch das Überreizen des "Red Herring"-Konzepts fallen einem eben auch andere Schwächen der manchmal arg konstruierten Drehbücher umso mehr auf, die sonst aufgrund der zahlreichen Stärken der Serie weniger hervorstechen würden.

Insofern bin ich kurz vor dem Staffelfinale ebenfalls hin und her gerissen: Einerseits hat es sich gelohnt, "The Killing" noch eine Chance zu geben. Andererseits deuten sich in der Entwicklung der letzten Episoden einige altbekannte Muster an, die mir schon in der 2. Staffel mächtig auf die Eier gingen und vielleicht zu einem ähnlich unbefriedigenden Ergebnis führen.