Nunja, das hier ist jetzt etwas mehr was für Mädchen. Gefühlvoller als alles andere, was ich bisher geschrieben habe. Hoffe es gefällt euch trotzdem.

Missverstanden
Und wieder habe ich etwas falsch gemacht. Ich habe nicht um Erlaubnis gebeten.
Um Erlaubnis, etwas zu tun, was ich vorher schon angekündigt, also bescheid gesagt hatte.
Ich ignoriere mein Handy. Ich habe nicht bescheid gesagt. Ich hatte mein Handy in der Hand, als sie anrief. Falsch gedacht.
Mein Handy hat nicht geklingelt. Ich habe vorher gesagt, was ich tue. Ich hatte meinen Hausschlüssel in der Hand, als sie anrief.
Aber die Wahrheit interessiert nicht. Ich habe Unrecht. Das Dorf darf bloß nix mitbekommen.
Meine Schwester ist neidisch. Neidisch worauf?
Ich habe nichts, worauf man neidisch sein könnte.
Ich habe keine Freunde. Ich bin nicht überragend gut im Hockey. Ich fahre nicht überragend gut in den Fahrstunden. Ich bin nicht sonderlich hübsch und auch nicht sonderlich schlau.
Den Scorerpunkt vom letzten Heimspiel kann sie haben. Das ist nichts, auf das ich sonderlich stolz bin. Zufällig war ich halt als letztes am Ball, bevor meine Mitspielerin ihn im Tor versenkte.
Ich bin ein Egoist, weil ich einmal an mich gedacht habe. Nur weil ich nicht mehr will, dass mir die anderen wichtiger sind als ich selbst? Weil ich einmal nicht das tue, was sie von mir will?
Und dann ist da noch er. Wie soll ich eine vernünftige Beziehung zu ihm anfangen oder aufbauen, wenn ich nicht mal alleine mit ihm was unternehmen kann?
Wie soll ich mit dem ersten mal verliebt sein klarkommen, wenn ich dem ganzen nicht freien Lauf geben kann?
Wie soll ich vernünftig und gewissenhaft meine Schulsachen erledigen, wenn ich immer nur schlecht gemacht werde? Wenn ich immer nur darauf achten muss, nichts falsches zu sagen oder zu tun?
Ich bin gefangen in einem Hurricane. Einem Hurricane der Gefühle.
Einerseits will ich die Veränderung. Ich will mich gegen Mobbing und falsche Eifersucht wehren.
Andererseits will ich aber auch nicht, dass ich in zehn Jahren, wenn ich vielleicht in einer anderen Stadt wohne, eine eigene Familie habe, mein eigenes Geld verdiene, nicht mehr mit meiner Familie sprechen kann, weil ich etwas falsches mache, was alles zerstören wird. Ich bin auf jemanden angewiesen. Ich brauche eine starke Schulter zum anlehnen. Jemanden, der mich versteht, der mich tröstet. Der mich in den Arm nimmt und meine Tränen trocknet. Ohne Worte, ohne Bedingungen. Jemanden, der einfach nur mit mir dasitzt und mir über das Haar streicht, um mich zu beruhigen. Jemanden, dem meine Anwesenheit genügt, um glücklich zu sein.
Jemanden, der mich nicht missversteht.