Zitat Zitat von tubbacco Beitrag anzeigen
Klar schreibt STID mit hoher Wahrscheinlichkeit allein durch die Kinoasuwertung noch keine schwarzen Zahlen. Die Faustregel besagt eigentlich, dass ein Film international das Doppelte seiner Kosten (aus Produktion und Marketing) wieder reinholen muss, um aus den roten Zahlen zu kommen. Wenn für STID die typische Marketingkampagne für Blockbuster in Betracht gezogen werden kann, dann kommen hier nochmal gute 90 Mio. zu den 190 Mio. $ Produktionskosten hinzu. Mit seinem Gesamteinspielergebnis von ~ 462 Mio. Dollar, müsste sich der Film auf dem Heimkinosektor noch stark anstrengen um theoretisch in den profitablen Bereich zu fallen. Allerdings ist Star Trek an sich noch immer eine zugkräftige Marke hinter der ein ganzer Berg an Licensing und Sponsoring steckt, die teilweise, besonders im Falle von Comic-Verfilmungen das Kinoergebns unter ferner liefen verbuchen können. Andernfalls würden solche Projekte wie "Men of Steel" niemals auch nur mit der Kneifzange von den Studios angefasst werden.
Eben deshalb kann das Studio nicht glücklich damit sein dass ein Mann wie Orci die Fans beleidigt, auch die Entscheidung den BluRay Release zu splitten dürfte da mit reinspielen. Ich habe bezüglich beider Punkte nicht so viel negativen Buzz im Internet wahrgenommen wie ich eigentlich bei den kritischen Trekfans erwarten würde (einmal verglichen z.B. mit dem Negativhype bei DC nach der Affleck-Ankündigung), aber wenn das Blatt mal überreizt ist und der Shitstorm da ist, wird sich das negativ auswirken auf die Profitrate des Films und die Vermarktungschance zukünftiger Filme der Serie.

Paramount gibt nicht 250 Millionen pro Film aus um sich von Film zu Film zu hangeln mit passablen Einspielergebnissen - aus demselben Grund gab es auch noch kein Sequel zu Tron Legacy und ich bezweifle dass es in absehbarer Zeit eins zu Pacific Rim geben wird. Paramount will ein profitables, langlebiges Franchise mit vielen Einnahmequellen bauen so wie das Marvel in den letzten Jahren wirklich mustergültig vormacht. Das geht nicht wenn man die Fans nicht mit ins Boot holt, denn es ist nicht der Durchschnittskinozuschauer der Star Trek im Kino sieht der später 20 Euro für die BluRay rausrückt und Merchandising wie Comics und Videospiele kauft - das sind die Fans.

Es ist sicher kein Zufall dass Paramount seinerzeit JJ Abrams angeheuert hat, weil es geschafft hat dem toten "Mission Impossible" Franchise neues Leben einzuhauchen. Paramount will ein Scifi-Abenteuerfranchise wie "Star Wars" bauen und meinte, Abrams wäre dafür der richtige Mann. Dieser Plan lief mit dem erfolgreichen Reboot durch den zwölften Film auch gut an. Es ist ebenso kein Zufall dass Abrams nach dem fehlgeschlagenen Versuch die totale kreative Kontrolle über das komplette Trekuniversum zu übernehmen und den mittelmäßigen Einspielergebnissen des zwölften Films nun weitergezogen ist zu genau jenem Franchise dass Paramount kopieren wollte.

Als Teil eines Franchise-reboots erinnert mich "Into Darkness" leider frappierend an "Quantum of Solace" - das Studio hatte aber auf einen "Dark Knight Rises" gehofft, also auf einen Film der ein erfolgreich neu gestartetes Franchise mit dem Sequel auf die nächste Ebene hievt. Das war die Zielvorgabe und die hat der Film nicht übersprungen.

Bei Bond haben sie es geschafft diesen Rückschlag mit "Skyfall" auf fantastische Weise wieder wett zu machen. Mit einem guten Drehbuch, einem Regisseur der für Charakterepen steht und vor Allem einem charismatischen Schauspieler in der Rolle des Bösewichts. Und mit ein paar wohlplatzierten Anspielungen auf die Klassiker des Franchises für die Fans (z.B. den Aston Martin von Connery) welche wesentlich subtiler daherkommen als die Vorschlaghammermethode von "Into Darkness". Gerade hier scheitert der Film nämlich und das liegt in Orcis Verantwortung - er ist keine Hommage die "Wrath of Khan" Respekt zollt, sondern eine schlechtere Kopie, eine Vergewaltigung des Originals. Der Versuch die Fans hier positiv anzusprechen schlug nicht nur fehl, er hatte den gegenteiligen Effekt und sorgte für erhebliche Verärgerung. Warum Abrams, Orci und Lindelof meinten unbedingt diesen Weg gehen zu müssen ist mir schleierhaft - als die ersten Gerüchte zu ST XII und der Khan-Storylinie aufkamen gab es diverse Umfragen die klar belegten dass die Fans auf keinen Fall ein Remake von "Wrath of Khan" sehen wollten.

Es gab in den meisten Umfragen etwa zwei gleich starke Gruppen - die Eine wollte einen Klingonenfilm sehen (ein logischer Schritt da man mit den Vulkaniern und Romulanern in ST XI bereits die beiden anderen wichtigen ST-Alienrassen verbraucht hatte) - die andere Hälfte wollte etwas völlig Neues, noch nicht da Gewesenes sehen. Nur etwa 5 % der Fans konnten sich mit der Khan-Idee anfreunden.

Hier äußert sich Orci selbst darüber, warum er Khan unbedingt, auf Teufel komm raus im Sequel drin haben musste. Andere Stories standen von Anfang an gar nicht zur Debatte (so viel zu seinem Blabla er würde mehr auf die Fans hören als jeder andere Franchise-Verantwortliche vor ihm). Seine Ansichten (Khan mit der Signifikanz des Jokers für das Batman-Franchise zu vergleichen) zeigen mir nur einmal mehr dass er keine Ahnung von Star Trek hat - wie soll er auch, weder er noch Abrams mögen TOS, die Serie auf der die Reboot-Filme nun mal basieren. Beide haben TOS oder die Nachfolgeserien vermutlich nicht mal gesehen sondern kennen nur die Kinofilme.

Ich bin sehr gespannt darauf wer nun die Rolle von Abrams übernehmen wird um Trek dahin zu bringen wo Paramount es haben will. Ich würde einen Regisseur anheuern der ein genuiner Trekfan ist. Da dürfte es sicher ein paar gute Kandidaten geben, denn viele Genreregisseure sind mit Star Trek aufgewachsen.