Ich halte nicht so viel davon, sich sklavisch an die Buchvorlage zu halten - Film und Fernsehen sind nun einmal ein anderes Medium als das gedruckte Wort und selbst neun Stunden Fernsehspielzeit pro Staffel müssen zwangsläufig ein 800 Seiten Buch stark zusammenkürzen. Es gibt dennoch viele Buch-Fans, die geradezu fanatisch auf werkgetreue Adaptionen pochen, das ist selbstverständlich nicht nur bei ASOIAF so, sondern war auch schon bei den Filmadaptionen von Herr der Ringe und Harry Potter zu beobachten. Dabei bietet intelligentes Kürzen des Ausgangsmaterials aber auch die Gelegenheit dessen Dramaturgie zu verbessern, indem Längen in den Vorlagen gerafft werden und unwichtige Nebencharaktere und Subplots herausfallen - ein gutes Beispiel dafür ist Jacksons Adaption von HdR, in der insbesondere die langatmatige Reise von Frodo und Sam wesentlich dynamischer inszeniert und besser mit der restlichen Geschichte verzahnt ist als im Buch.

Dass sich derlei Gelegenheiten für die HBO-Macher umso mehr bieten je weiter die ASOIAF-Reihe voranschreitet, liegt nicht zuletzt an GRR Martin selbst - denn seine Bücher werden mit jedem weiteren Teil aufgeblasener mit Subplots und nahezu irrelevanten Nebencharakteren die mehrere eigene Kapitel bekommen, während die eigentliche Haupthandlung kaum mehr voran schreitet. Man sollte den Drehbuchautoren also durchaus zutrauen, hier weiter eigene Entscheidungen zu treffen um uns die bestmögliche Serienfassung von ASOIAF zu bieten. Spätestens wenn die Handlung von "The Winds of Winter" (dem sechsten Buch) in der Serie abgeschlossen ist, werden sie sich ohnehin nur noch am Outline für das finale Buch orientieren können - denn das wird erst nach dem Ende der Serie erscheinen, angesichts Martins bisherigem Tempo vermutlich erst mehrere Jahre danach.