Mit den Änderungen ist das so eine Sache. Ich als Buchleser versuche immer den Grund hinter den Einfällen in der Serie zu verstehen und nicht jede Kleinigkeit von vornherein zu verdammen. Oft wird mir schnell klar, warum manches so und anderes so in der Serie gehandhabt wurde. Im Zweifelsfall hat es so gut wie immer mit Zeit- und Budgetrestriktionen zu tun bzw. sollen inhaltliche Änderungen die Plots vereinfachen, zusammenführen oder einfach nur den Darstellern mehr zu tun geben. Etwas schwierig wird es nur, wenn dann in den Audiokommentaren oder Interviews mit den Showrunnern und den Beteiligten durchscheint, dass sich hinter manch Idee nicht so viel Hirnschmalz verbirgt, wie man gehofft hat. Alex Graves wollte bspw. in der 10. Episode eine Ray Harryhausen Referenz einbauen, weil er ein Harryhausen-Fan ist, statt die Szene mit den Untoten so umzusetzen wie im Drehbuch. Yaras Befreiungsversuch von Theon wurde so extrem von den Showrunnern zusammengeschnitten, dass viele Zuschauer sich am Kopf kratzend gefragt haben, ob sie vor Ramsays Hunden davongelaufen wäre. Statt den Rückbezug zu Tysha, Tyrions erster Ehefrau, zu bauen, erzählt man lieber einen ausladenden Dialog zu dem geistig zurückgebliebenen Orson Lannister und schwächt damit Tyrions Motivation zu seiner finalen Tat in der 4. Staffel. Grund laut Benioff & Weiss: "Tyshas Geschichte haben wir schon in der ersten Staffel erzählt." Aha, sehr clever.

Ich denke, wenn sich die Serie etwas weiter von ihrer Vorlage befreit bzw. ihr das gegen Ende der 5. Staffel zu adaptierende Material ausgeht, werde ich aus Lesersicht weniger zu meckern haben, sofern es die Macher schaffen, weiterhin unterhaltsames TV abzuliefern. Aber so nahe, wie sich die Serie bis jetzt an den Büchern entlangbewegt hat, fällt es mir schwer George Martins Vorlage auszublenden.