Ich bewerte die Folge mit 7 von 10 Scheiterhaufen und teile im Wesentlichen Kritik und Lob, wie sie von corny und tub ausführlich dargelegt wurden. Machen wir uns nichts vor, die Kritik des fehlenden Momentums wie sie corny als nicht-Buchkenner anbrachte ist eben vor Allem im vierten und fünften Buch begründet, wo Martin völlig der Saft ausging, was sich insbesondere in der Dany-Handlung ("Mereenese knot") am Stärksten zeigt. Waren nahezu alle Charaktere in den ersten drei Büchern noch auf einer hero's bzw. villain's journey - ein klassisches Element der epischen Fantasy bzw. des Epos an sich seit Anbeginn der Literaturgeschichte (siehe Homers Ilias und Odyssee, Gilgamesch-Epos usw.) - hat sie Martin in dem zeitlich zusammengehörigen vierten und fünften Band in eine Sackgasse manövriert, aus der sich erst gen Ende des fünften Buches (also voraussichtlich am Ende der aktuellen Staffel) ein Ausweg finden wird.
Immerhin haben die Serienmacher aber die Chance, unnötige Längen und überflüssige Nebenhandlungen beider Bücher zu umgehen und gewisse Ereignisse vorzuziehen, die erst im sechsten Buch stattfinden werden. Darauf bin ich als Buchkenner gespannt, denn nun betreten wir Buchkenner auch endlich ein wenig terra incognita und dürfen uns überraschen lassen.
Wer an Cersei einen niedrigeren Standard anlegt als an andere Charaktere wie z.B. ihre Brüder Jaime und insbesondere Tyrion, der mag zwar getreu feministisch handeln, ist aber tatsächlich ein Sexist. Sie ist eine durch und durch unsympathische, unerbittliche, eingebildete und sich selbst maßlos überschätzende Persönlichkeit wie sie nur ein privilegierter Stand wie der Hochadel hervorbringen kann. Ihre einzige positive Eigenschaft ist die ehrliche Liebe zu ihren Kindern, die aber ebenfalls von ihrer manipulativen, ichbezogenen Art beschmutzt wird, deren Ergebnis ein Monster wie Joffrey war. Nicht von ungefähr hat Tyrion ihre Tochter Myrcella vor den Ränken der Mutter in Sicherheit gebracht, als sich die Gelegenheit dazu bot.
Game of Thrones ist zwar reich an unsympathischen Charakteren, aber bei den männlichen Charakteren liest man eigentlich nie, dass die schwere Kindheit oder die individuellen Pflichten die sich aus ihrem Geschlecht ergeben (z.B. der Kriegsdienst), als Rechtfertigung für eine sadistische, narzisstische Persönlichkeit dienen müssen.
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