Vor zwei Wochen, glaube ich, sah ich auf RTl II so eine Reality- TV- Sendung. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß. Jedenfalls werden gerne Originalvideoaufnahmen von Menschen in Not gezeigt. Den Schmerz, die Angst, die diese Menschen haben, kann man hautnah miterleben. Als ich auf diese Sendung stieß, zeigte man gerade einen kleinen Jungen (ca. 3 Jahre), der während eines Zoobesuchs mehrere Meter tief in eine Betonrinne gefallen war. Diese Rinne begrenzte das Gebiet von freilaufenden Gorillas. Irgendein "flinker" Mensch hatte natürlich alles auf Video aufgenommen: die Originalschreie des Kindes, das Blut, das aus der offenen Wunde am Kopf austrat und die Tiere, die immer wieder den Jungen anfassten und niemanden zu ihm ließen. Der Kameramann schien seine wahre Freude zu haben, auf den kleinen Kerl, der sich da vor Schmerzen winden musste, draufzuhalten. Dazu noch ein reißerischer Kommentar des Sprechers: "Wird der Junge überleben? Werden die Bestien die Helfer zu ihm lassen?"
Ich weiß nicht, ob der Junge gerettet wurde, ich habe dann weggeschaltet. Diese Originalschreie, diese Bilder hatten mich richtig getroffen. Ich frage jetzt: ist die Grenze des guten Geschmcks nicht schon lange überschritten? Wie lange wird es dauern, bis wir Menschen live beim Sterben zuschauen können, unterbrochen von Werbungen über Kosmetika und Bier? Oder gibt es überhaupt keine Grenze im Fernsehen? Ist alles erlaubt, was die Quoten steigen lässt?