Loser spielt wieder einmal den Advocatus Diaboli, was zuweilen ganz hilfreich ist.
Klar, Moore will stellenweise auf die Tränendrüse des Zuschauers drücken. Warum auch nicht, schließlich gesteht er ja die manipulative Wirkung der Medien ein und hofft womöglich auf gegenseitige Aufhebung durch Interferenz. Die Nutzung von "What A Wonderful World" (übrigens das Louis Armstrong, nicht von Sam Cooke, wie oben fehlerhafterweise angeführt) habe ich in Zusammenhang mit den Bildern als Zynismus verstanden ... Das ist, als wenn man Szenen der Abholzung des Regenwaldes mit "Alt wie ein Baum" unterlegt. Eine dramatische Streicher-Melodei ist gefühlsduselig, Zynismus trifft das Thema in die Eier.
Und schließlich geht es nicht darum, den Waffenbesitz einzuschränken, sondern den Umgang damit zu verändern. Klar, in Afghanistan hat auch nahezu jeder eine Waffe (Ebenso wie in Kanada, wie die Doku ganz recht feststellt ...), aber dort haben keine Kinder ihre Spielkameraden erschossen, sofern aus Versehen einmal Frieden herrschte. Es ist also eine Frage der kulturellen Disziplin, nicht der Anzahl der Waffen, die man unter dem Kopfkissen hat.
Moore zäumt das Pferd meiner Ansicht nach deshalb idiotensicher auf, damit selbst die Dümmsten noch eine Chance haben, zu begreifen, worauf er hinauswill. Manchen Leuten genügen harte Fakten, klar, den Meisten aber nicht. Nicht zuletzt sehe ich diese Doku nicht als knallhartes Faktenpapier, sondern als essayistische Tour, in der sämtliche möglichen Ursachen kurz angetippt und hinterfragt werden. Und ebenfalls nicht zu vergessen: Wir sehen BfC ganz anders als ein US-Amerikaner.
Wer anhand des Titel denkt, es ginge primär um die Amokläufe, der verwechselt imho Aufhänger und Intention.
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