Für mich zählt "Bad Timing" zu den besten Farscape-Folgen überhaupt. Und es ist sicherlich die, die ich am häufigsten gesehen habe. Als ich widerwillig die letzte Folge startete, hatte ich Sorgen, dass es nicht das große Ende werden würde, dass die Serie verdient. Immerhin war keiner darauf vorbereitet gewesen, dass es nicht weitergeht. Wie sollte sie also ein würdiges Ende sein?

Und dann kam der Anfang. Ein kurzer Überblick über sämtliche Folgen. Danach die wirren Flashbacks und es ging gleich mitten in die Handlung. Ich glaube, zu dem Zeitpunkt war ich schon erleichtert (obwohl mir noch nie so sehr wie in dieser Folge jede vorbeilaufende Sekunde bewusst war - nur noch 40 Minuten bis zum Ende usw. ). Das Wettrennen zum Wurmloch, die ganze Crew voll dabei, Zweifel und Ungewissheit bis zum Abwinken... für mich fühlte sich die Folge mehr nach Staffelfinale an als Dog With Two Bones.

Zum Teil kam es mir fast so vor, als hätte man geahnt, dass es die letzte Folge wird. Denn es war einfach perfekt, dass John gerade in dieser Folge das Voiceover der Titelsequenz aufnimmt. Und dann noch der endgültige(?) Abschied von seinem Vater und der Erde.

Bei der Boot-Szene (die ich inzwischen auswendig kennen dürfte) fragte ich mich dann so langsam, wo denn der Cliffhanger bleibt. Wurde nicht vorher großartig vor einer überraschende Wende gewarnt? Stattdessen war das Ganze einfach zu perfekt (und auch noch lustig - D'Argos und Rygels Erklärungen für die blinde Chi waren einfach zu gut ). Die Musik blendete langsam aus und ich dachte schon, sie hätten den Cliffhanger in letzter Minuten doch noch umgeändert. Bis dieser unheilsverkündende Ton die Luft zerschneidet und die Hölle losbricht (ähm, gibt es den Ausdruck im Deutschen überhaupt?). Was war ich geschockt, als John und Aeryn als kleine Kristalle ins Meer fallen und nur noch der Ring überbleibt. Dazu dann noch D'Argos Schrei (der mich inzwischen leider immer leicht aus der Szene rausreißt, seitdem ich irgendwo gelesen habe, dass er sich anhört wie Chewbacca) und die traurige Musik am Ende, während das Boot leicht vor sich hinschaukelt.

Mich hat der Cliffhanger jedenfalls genauso mitgenommen, wie der von S3 (und wie Kyle_Fortune schon sagte, sind sie vom Aufbau her wirklich ähnlich). Denn bei beiden saß ich den gesamten Abspann regunglos vorm Bildschirm und hörte mir im Fall von "Bad Timing" die Totenstille mit entsprechender Windhinterlegung an (ja, ich gebe ja zu, dass mir, seitdem ich angefangen habe, über das Ende zu schreiben, Dialogfetzen und jetzt die Endmusik bis zu dem Ton der vorbeifliegenden Moya im Kopf herumspuken).

Vor allem funktionierte der Cliffhanger auch noch als Ende (nachdem ich wieder klare Gedanken formen konnte ). Er war nicht so offen, wie bei den vorherigen Staffeln. Jeder konnte das annehmen, was er wollte. Die einen entschieden sich, dass John und Aeryn tot sind, die anderen (wozu ich auch gehörte), dass sie wieder zusammengesetzt werden können. Notfalls hätte ich dieses Ende hinnehmen können (wobei ich schon gerne die Pläne für die 5.Staffel gesehen hätte, die ja veröffentlicht werden sollte, falls es nicht weitergeht). Für Chianas Blindheit konnte man sich auch noch eine Lösung ausdenken, wodurch ich meine, dass dieser Cliffhanger besonders als Series Finale wunderbar funktioniert. Ich wüsste wirklich nicht, ob mir ein ganz normales Happy End besser gefallen hätte als ein typisch unperfektes Farscape-Ende.

Von mir bekommt die Folge jetzt also 5 Punkte.