Tut mir leid, ich finde deine Argumentation ziemlich widersprüchlich. Wenn du so ein Fan der Show bist, die um den Vietnam-Krieg gemacht wurde (und noch immer gemacht wird), solltest du die Hintergründe, die du offensichtlich kennst, mit in dein Bild einbeziehen. Die Soldaten, die „mit einer Schachtel Zigaretten am Helm und ärmellosen Kampfwesten durch den Dschungel“ gelaufen sind, haben entweder nichts mit Kampfhandlungen zu tun gehabt oder sind nur eine Erfindung von Hollywood-Autoren, die glorifizierende Veteranenberichte verarbeitet haben.
Während meiner Wehrdienstzeit haben wir wann immer es ging auch versucht das Bild des coolen, lebensverneinenden, auf Alles vorbereiteden Soldaten auf Recht zu erhalten: auf dem Weg vom Schießplatz zurück in die Kaserne durch die Stadt vorbei an den Straßencafés das Helmband lässig runterhängend, das G36 am Haltegriff schwingend usw. Anschließend dann über die kleinen Kinder lachen, die mit offenem Mund am Straßenrand „Oh, geil!“ rufen, uns nach Handgranaten fragen und wie viele Feinde wir denn schon umgelegt hätten.
Auf der anderen Seite springst du dann völlig übermüdet, am Ende deiner Kräfte, mit leerem Magen durch den Wald über umgestürzte Baumstämme, schmeißt dich in den Dreck und versuchst alles richtig zu machen um nicht noch einen Anschiß zu riskieren. Dabei ist es dir dann völlig egal, was du für eine Figur machst wenn du versuchst dein lädiertes Knie zu schonen und beim nächsten Hinschmeißen nicht schon wieder auf dem scharfkantigen MG zu landen.
Eine lobenswerte Einstellung. Trotzdem würdest du dein Bild über die „coolen Jungs“ spätestens dann ändern, wenn du nachts mit geladenem Gewehr in deiner Kaserne deine allererste Streife läufst zusammen mit deinem „Kamerad“, von dem du weißt, dass er zumindest früher ein drogensüchtiger Junkie war und dem du jeden scheiß zutraust. Ebenjener läuft nun drei Schritt hinter dir, außerhalb deines Blickfeldes und du als Streifenführer bist nun für alles verantwortlich was auf deinem Streifenweg passiert. Glaub mir, dass das ein verdammt beschissenes Gefühl ist.Es ist nämlich so das ich den Wehrdienst verweigert und lieber meinen Zivi gemacht habe.
War definitiv kein Fehler. Ich hab noch nie eine echte Waffe in der Hand gehabt und ich werde auch nie eine echte Waffe in die Hand nehmen.Vielleicht war das- in deinem Fall- ein Fehler.
Jemand der in einem Krieg an Kampfeinsätzen beteiligt war und keine Angst gehabt haben will, sondern stattdessen angeblich nur um sein Image besorgt gewesen sein soll (siehe deine „coolen Jungs“), ist entweder nicht besonders glaubwürdig oder einer von diesen „Soldaten die den Killerinstinkt haben“ und somit nicht bewunderungswürdig.
Mich fasziniert am Vietnam-Krieg nicht das geringste. Viel eher würde ich diesen ganzen „Militäreinsatz“ (nicht „Krieg“, denn es gab ja noch nicht einmal eine Kriegserklärung) als eines der vielen Kriegsverbrechen der USA einstufen. Mein Interesse liegt eher in der Anti-Kriegsbewegung in den USA und in der Flower-Power-Ära selbst. Wie du schon gesagt hast ist die Musik aus dieser Zeit einfach nur geil. Das diese Musik gegen den Vietnam-Krieg gerichtet war sollte dich vielleicht nachdenklich stimmen.
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