Irgendwie hat sich Gerd dann doch dazu durchgerungen und schickt ein paar deutsche Soldaten in den Busch. Aber keine Angst, natürlich keine Kampftruppen. Wir Deutschen sind doch Pazifisten.

Okay, ich gebe zu, die Situation im Kongo ist recht unübersichtlich. Da kann ich Gerds Verhalten schon verstehen. Zu allem Überfluss wurden da ja auch erst vor ein paar Wochen 2 der 625 UN Beobachter Norden des Kongo ermordet (insgesamt sind so um die 5.000 UN Beobachter im Kongo). Da ist man natürlich ein wenig ängstlich. Aber die Situation im Osten des Kongo eskaliert immer mehr. Kann man ja mittlerweile nachlesen. Besonders erschreckend finde ich die Brutalität der Auseinandersetzung. Da gibt es keine GIs in Tarnklamotten und Panzern, die auf den Feind schießen. Da ziehen Männer, Kinder und sogar Frauen, mit Macheten und Gewehren durch die Straßen und schlachten alles ab was nicht zu ihnen gehört (Erlebnisse eines kongolesischen Arztes). So etwas kann wohl nur in einem ethnischen Konflikt passieren. In diesem Fall sind es übrigens Hema gegen Lendu.

Dreck, das stinkt förmlich nach dem Klischees des afrikanischen Primitivlings, gekleidet nur mit einem Lendenschurz, zu allem Überfluss gibt es dann auch noch Berichte über Kannibalismus. Denen kann wohl nicht mehr geholfen werden. Tja, auch wenn es nervt, ich denke es ist mal interessant einen Blick ins Geschichtsbuch des Kongo zu werfen.

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Die Demokratische Republik Kongo ist ein sehr reiches Land. Es gibt fruchtbares Ackerland und große Vorkommen von Mineralien und Rohstoffen. Dieser Reichtum ist wohl auch seit jeher das Problem des Kongo. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Europa nämlich den Kongo, allen voran Belgien. Leopold II., König von Belgien, war sogar so begeistert, das er dafür sorgte das der Kongo in seinen Privatbesitz überging. Das traut sich ja nicht mal Bush. 1908 musste der seine Privatkolonie aber an den belgischen Staat verkaufen, denn in den vergangenen 25 Jahren sind aus irgendwelchen Gründen ein paar Mio. Kongolesen ausgerottet worden. Hauptgründe waren aber dennoch seine Haltung gegen freien Handel, sowie die steigenden Kosten.

Im Zuge der Industrialisierung sorgte Belgien dafür das immer mehr Kongolesen Bergbau statt Ackerbau betrieben. Die Belgier verfolgten mit ihrer Kolonialpolitik eine Zufriedenheitsphilosophie. Der Staat machte übrigens nicht alles alleine. Er stellte nur die Verwaltung und Infrastruktur zur Ausbeutung zur Verfügung. Große Unternehmen waren für die Wirtschaft zuständig, und die Kirchen sorgten für ein wenig Bildung, aber nicht zu viel, sonst könnten die Schwarzen ja auch die Idee kommen selber zu denken. Die „Bildungspolitik“ der Kirchen, die stark darauf ausgelegt war die verschiedenen Volksgruppen zu unterscheiden, speziell durch die Verwendung lokaler Sprachen, ist, neben der Bevorzugung einzelner Volkgruppen durch die Kolonialherren, noch heute Mitauslöser für Konflikte, wie eben der zwischen den Hema und Lendu.

Aber bisher hat sich ja noch jedes Volk seiner Kolonialherren entledigt, so auch der Kongo. Deswegen musste Belgien 1960 freie Wahlen zulassen. Aber nach so vielen Jahrzehnten muss man Freiheit wohl erst lernen. Also geriet die demokratisch gewählte Regierung schnell unter Druck, nicht zuletzt mit tatkräftiger Unterstützung des Westens. Im Januar 1961 wurde dann der demokratisch gewählte Ministerpräsident Lumumba im Auftrag – nein, nicht der CIA, auch wenn man das Uran brauchte, natürlich kräftig mitgespielt hat – wahrscheinlich war es Belgien, ermordet.

Das war es dann mit der Demokratie im Kongo. Es folgten ein paar wirre Monate, bis, im November 1965, und mit Hilfe von Armee und den USA, Mobutu die Macht übernahm. Mobutu war zwar schwarz, verhielt sich aber genauso wie die weißen Kolonialherren zuvor. Er raubte das Land und seine Bewohner systematisch aus. 1997 wurde Mobutu gestürzt. Wieder mal mit Hilfe von ausländischen Freunden (CIA, Ruanda, Uganda, etc.).

Auf Mobutu folgte dann Kabila I. Er änderte nichts. Während seiner Zeit gab es sogar einen weiteren Krieg, pathetisch oft als erster Afrikanischer Weltkrieg bezeichnet, und das nur wegen 2,5 Mio. Toten und 7 teilnehmender Nationen. Das alles im Kongo und nur wegen Rohstoffen. Mittlerweile ist Kabila II. an der Macht, sein Vater wurde 2001 ermordet. Tja, und bei ihm ist halt auch alles wie immer. Zwar wurde Im Mai 2004 eine neue Verfassung unterzeichnet, die meisten ausländischen Kriegsparteien haben ihre Truppen mittlerweile abgezogen, es müsste also Frieden herrschen. Außerdem wurden Wahlen innerhalb von 3 Jahren vereinbart, und diesmal glauben sogar ein paar Menschen das dieser wer weiß schon wievielte Friedensplan funktionieren könnte, denn alle wollen mitmachen, aber genaues wird man wohl nie erfahren. Übersetzt: Alles bleibt beim alten.

......................aaaaaaaaaaaaaangweilig

Soviel zum Kongo und seine Geschichte, und soweit ich das verstanden habe.

Die UN hat ja schon vor vielen Tagen beschlossen das man nach all den Jahren doch nicht mehr zuschauen kann. Denn was anderes haben die über 5.000 Blauhelme im Kongo gemacht. Also sind jetzt ca. 1.400 bewaffnete Soldaten im Busch. Alles Europäer, so ganz ohne Nato und so. Frankreich stellt die Mehrheit.

Klingt gut. Auf den ersten Blick. Ich frage mich bloß ob die Soldaten wirklich fähig sind auf Kinder zu schießen, denn fast die Hälfte der Indu Kämpfer sind Kinder. In der Gegend, dort wo sich Hema gegen Lendu abschlachten, wird übrigens Öl vermutet. Kabila II. hat sogar schon erste Ölkonzessionen an einen kanadischen Konzern verkauft. Und Goldminen (steckt Ruanda gerne die Finger rein) und lecker Holz (wird von Uganda gehackt) gibt es da auch in großen Mengen. Was man nicht zuletzt daran sieht das die Bewaffnung der Soldaten und Kinder in der Region immer besser wird.

Ich finde es lächerlich das man denkt das popelige 1.400 Soldaten was ändern, und deren Mandat beschränkt sich ja sogar noch auf nur eine Stadt. Die ersten Berichte zeigen aber schon das Europa nicht mal dazu fähig ist eine Stadt zu schützen.

Aber was verlange ich von einem Staatengebilde was die Nichteinmischung predigt. Wie wäre es eigentlich mal damit Afrika ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken? Damit meine ich nicht Investitionen von Firmen die, wenn sie nicht überwacht werden, eh ganze Länder ausbeuten. Es ist doch schon peinlich das eine EU Kuh –die Dinger wo die Milch rauskommt – pro Tag mehr verdient - dank Subventionen - als ein Afrikaner.

Das es Mr. Bush scheiß egal ist das sich ein paar Schwarze, ob nun Amerikaner oder nicht, gegenseitig abschlachten war mir eigentlich klar. Tony könnte aber mal was sagen. Schließlich findet man sicherlich auch im Kongo viele Massengräber. Gerd sollte aber auch mal was sagen. Insbesondere da er doch so vehement vor den Tausenden von Toten durch US Bomben im Irak gewarnt hat. Okay, er sagt natürlich was, aber meist über Soldaten die stabilisieren sollen. Wo ist aber bitte das Konzept, das den Menschen im Kongo sagt warum sie die Waffen niederlegen sollen?