Vorgestern hab ich Post bekommen. Nein, nicht das übliche „wir machen ihren Penis zum Monster“, „wir kennen uns“, „sie werden überwacht“ Zeug. So einen richtigen Brief aus Papier. Darin wird mir feierlich verkündet das Stillstand Rückschritt bedeutet und ich deswegen einen persönlichen Berater brauch der sich um meine Finanzen kümmert. Er will deswegen Sofortkontakt. Hat er wohl von diesen 0190 Damen. Bewusst oder unbewusst?, das ist hier die Frage. Ich werde ihn mal mit meinen Finanzen verschonen. Reicht ja schon wenn ich regelmäßig meine Kontoauszüge befeuchte.
Wieso kommt der Typ eigentlich dazu ausgerechnet im Sommer solche Briefe zu schreiben? Und sowieso dachte ich eigentlich das ich dieses Gesülze schon vor Jahren hinter mich gebracht hätte. Hat der den noch nie was vom Sommerloch gehört? Jener deprimierenden Zeit im Sommer wo die Hitze einen ständig auf den Boden drückt und man zu nichts mehr in der Lage ist. Ach ja, als wenn es sonst anders wäre. Zumindest kann man ja alles auf ´s Wetter schieben. Denn man lernt ja schon im Kindergarten: Schieben ist immer gut.
Ich denke dieses Sommerloch wird besonders deprimierend. Eigentlich hat es sogar schon angefangen ziemlich deprimierend zu sein.
Es muss irgendein Donnerstag vor ein oder zwei Wochen gewesen sein. Ein ganz normaler Tag, bloß das es noch 2 Tage bis zum Wochenende waren. Ich stand in einer Tür und habe mich mit einer netten Frau nett unterhalten. Alles ganz normal. Das einzig merkwürdige war das mein Blick beim umgucken kleben geblieben bin. Was so interessant war? Die Beine von einer Frau mit dem Rock die vor einem Schreibtisch stand. Irgendwie war da auch wieder diese Duschgefühl. Vielleicht kennt das jemand, das ist so als wenn die Zeit stehen bleibt. Also sie dann noch ganz langsam ... Jedenfalls weiß ich nicht mehr wie lange ich gegafft habe, geweckt wurde ich von einem: „Du scheinst es ja echt nötig zu haben.“ Stimmt, ich glaube sie hat recht. Leider war sie gegen wilden Sex auf ´m Kopierer.
Okay, es ist natürlich nicht weiter schlimm seit Wochen keinen Sex mehr gehabt zu haben. Im Winter würde mich das wahrscheinlich auch weniger stören. Es ist aber Sommer. Was das heißt weiß wohl jeder: Die Klamotten werden weniger, alles und jeder schwitzt ... Was man dann macht ist wohl auch klar. Beim rumwichsen schwitzt man bloß immer so. Außerdem, der / die / das ein oder andere wird es wissen, Pornos werden ziemlich schnell langweilig. Liegt wohl nicht zuletzt am vorspulen, damit man ja nichts was von der Handlung (? kann man das so nennen) mitkriegt.
Letztes Wochenende habe ich mal mit jemandem darüber geredet. Er meinte sich deswegen scheiße zu fühlen wäre normal. Das würde aber auch vorbei gehen. Toll. Richtig aufbauend. Aber wann bitte geht das vorbei? Wenn es kälter wird?
Warum?, frage ich mich im Moment. Warum fühl ich mich so scheiße? Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt wandert fallen zumindest mir immer sofort die Plakate mit den nackten Frauen auf. Da liegt es natürlich nahe den Baseballschläger rauszuholen um ordentlich auf die Gesellschaft einzuprügeln. Das sie mal wieder ein ganz falsches Menschenbild vermittelt, das man keinen täglichen Sex brauch um ein guter Mensch zu sein, ich also Mitschuld bin an diesem deprimierenden Gefühl, da ich mal wieder dem falschen Vorbild nachrenne. Das könnte man aber abstellen und sich dann der Illusion hingeben das man sich besser fühlt.
Nach soviel geballten Schwachsinn muss man wohl nur einen Blick in die Geschichtsbücher werfen um zu merken wie schwachsinnig der Schwachsinn ist. Schließlich hat z. B. de Sade sein Werk „Die 120 Tage von Sodom“ im Gefängnis verfasst. Okay, das ist nun vielleicht wirklich unpassend. Außerdem stellt ich ihn hier gleich wieder in die Sexecke. Aber das er zu solch ausschweifenden Phantasien fähig war zeigt ja das es schon damals Menschen gab für die Sex nichts böses sondern spaßiges und notweniges war.
Muss schon scheiße gewesen sein so ganz allein in ´ner dunklen Zelle. Ich denke aber das ich schlimmer dran bin. Denn ich lebe mit all den Umweltreizen um mich rum. Nur ab und zu hab ich das Glück das man mich in ´ne Zelle lässt. Draußen sein ist zwar anfangs noch ganz witzig, auf Dauer wird das aber schnell deprimierend. Es wird nämlich immer schwerer an was anderes zu denken. Da ist das mit dem Konzentrieren natürlich auch so ein Problem.
Ach ja, wie schrieb mir Herr F. doch gleich: Stillstand ist Rückschritt. Wenn ich mir sein Bild so betrachte, der typisch grinsende Schlipsträger, frag ich mich doch glatt ob er wenigstens regelmäßig Sex hat. Vielleicht werde ich ihn mal fragen wenn er es wagen sollte Telefonterrorismus zu veranstalten? Er sieht aber nicht so aus als würde er mir antworten. Denn so etwas hat er nicht nötig. Er führt wahrscheinlich ein glückliches Leben, ist verheiratet, seine Frau schwanger, spart Geld für ´s Haus - natürlich gesponsert von der Bank – kommt jeden Abend pünktlich um 6 nach Hause und hat 1,5 mal Sex die Woche, egal ob schwanger oder nicht, zur Not halt mit der Sekretärin.
Neid? Natürlich!!! Aber nur wegen dem Sex. Hoffe ich zumindest.
Trotzdem ist es irgendwie traurig nicht genau zu wissen wen man jetzt dafür verantwortlich machen kann warum man sich wegen Sexentzug so scheiße fühlt.
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