Vorweg: Ich habe in dem Film keine antisemitischen Tendenzen feststellen können. Klar, viele Menschen kommen dort nicht gerade gut weg, aber das ist schließlich nur ein Ausschnitt aus der Bevölkerung einer Stadt, und selbst dort gab es doch wirklich sympathische Juden, gell? Nicht zu vergessen, daß hier mehr oder weniger ablaufgetreu eine historische Textvorlage umgesetzt wird, inklusive ihrer etwaigen Tendenzen. Es wird nichts verstärkt und nichts abgeschwächt, was uns zu der Frage brächte: Wie antisemetisch ist das Christentum bzw. die Bibel? - Nein, ich möchte das nicht diskutieren, danke.

Also zum Film: Geht so.
Es gibt ein paar sehr beeindruckende/anrührende Szenen und als Historiker bin ich davon angetan, daß ein Großteil der zigmal wiedergekäuten Ausstattungsfehler diesmal nicht begangen wurden. Eindeutige Stärken sind weiterhin das sehr intensive Spiel des Hauptdarstellers und viele überaus eindrucksvoll agierende Nebenfiguren.

Eine Abwertung meinerseits gibt es wegen gelegentlich allzu hohlem Pathos und der sehr voyeuristisch inszenierten Brutalität mit literweise Filmblut. Es kann einfach nicht gut sein, wenn man spätestens ab dem zweiten Drittel von dem Gemetzel gelangweilt (&#33 wird. Man leidet nicht mehr mit der Figur des Jesu, sondern man leidet an Übersättigung und daran, daß man an sich selbst eine gewisse Abstumpfung feststellt, die man gar nicht haben möchte. Außerdem leidet man an eingeschlafenen Beinen, weil für dieses Zuviel an religiös-historisch legitimierten Splatter-Effekten zu allem Überfluß eine großzügige Überlänge eingeplant wurde. Auch einige Details, die albern wie überflüssig sind, verurteilen Gibsons Versuch von Weltkino zur Durchschnittlichkeit - dazu zählen der androgyne Luzifer, der auch wirklich gar nichts zum Plot beträgt sowie der Umstand, daß Jesus das Ewige Leben schlußendlich mit einem Loch in der Hand antritt.

Es hätte mehr werden können, als es geworden ist; ebenso wie der Rummel darum größer ist, als es notwendig wäre. Verzeihlich, denn sie wissen nicht, was sie tun.