@ ghettomeister

stimmt. nur gibts meines wissens nach immer noch keine klare regelung für chronisch krank. anscheinend sind da bisher nur schwerst herzkranke und dialyspatienten inbegriffen. sind zumindest die gruppen, von denen ich bisher weiß.

das problem mit der krankengymnastikverordnung, was ich beschrieb, ist eine konsequenz aus dieser unklaren regelung.

dass jedoch viele panik- und durcheinandermache in sachen gesundheitsreform zu großen teilen außerdem an den ärzten selbst liegt, scheint mir nach meinen eigenen und den erfahrungen anderer immer wahrscheinlicher. besonders hausärzte, die ja nun sowas wie die erste instanz sind, sagen zur zeit wohl lieber gar nix oder gehen auf distanz, wenn sie mit bestimmten neuigkeiten der reform konfrontiert werden. frei nach dem motto: wer nix macht, macht nix falsch.

doch das ist nicht neu. ärzte können sich nach der reform anscheinend genauso wie vor der reform alles so zurechtlegen wie es ihnen gerade passt. der gott in weiß scheint zwar teilweise an respekt und glaubwürdigkeit eingebüßt zu haben, ist für viele unsichere bürger jedoch wahrscheinlich nach wie vor entscheidende autorität in sachen gesundheit. das problem ist, dass sich schwer merkmale entdecken lassen, die den glaubwürdigen arzt sicher vom unglaubwürdigen kurpfuscher unterscheiden.

z.b. wurde für mein gelenkproblem zuerst die immer falsche diagnose gestellt. dass die diagnosen falsch waren, konnte ich als orthopädisch unwissender nicht ahnen. erstmal ist der leidende patient froh, überhaupt zu wissen, woher der schmerz kommt. mit der vermeintlichen ursache bietet sich meist eine glaubwürdige lösung. wenn die nix bringt, bleiben neben der erkenntnis, dass der arzt gepfuscht haben könnte restzweifel an sich selbst: hat man vielleicht was falsch gemacht? war man nicht diszipliniert / konsequent genug? es gibt sicher einige ärzte, die einem sowas gerne einreden anstatt ihre eigene fehleinschätzung zuzugeben.

vor ca. 2 jahren hat ein orthopäde nach einer einzigen untersuchung plötzlich festgestellt, woran es bei mir wirklich liegt. in wenigen tagen lag mir eine komplette diagnose vor und mir konnte erklärt werden, wie die schmerzprozesse zusammenhängen. juhu, endlich ein kompetenter arzt! leider nicht... in sachen behandlung war er eine totale niete. einer dieser weißbekittelten zampanos mit lacoste-pulli und golf-dauerabo, die an den arzthelferinnen vorbeisausen als würden sie sie regelmäßig in den arsch kneifen. einer, der diese rolle mag und sie besser spielte als jeder klischeearzt aus dem tv oder diversen groschenheftchen. diese aufmachung schien jedenfalls zu reichen, um dem großteil seiner kundschaft kompetenz auszustrahlen.
was ihm einfiel, war jedoch nichts weiter als die chemische dauerkeule: schwere, riskante medikamente, cortisonspirtzen u.ä.
dass solche maßnahmen in meinem fall nicht angebracht waren, erfuhr ich erst später.

weil ich mich umfassend zu informieren begann, mit ebenfalls betroffenen erfahrungen austauschte und andere ärzte aufsuchte.
mittlerweile kann ich sagen, dass ich einen soliden weg gefunden habe, mit der krankheit umzugehen. ein weg, der weit von dem des sprücheklopfenden lacoste-doktors abweicht. ich kann mir gut vorstellen, wie er wutentbrannt schnaufend mit dem kopf schütteln würde. schon zu anfang lehnte er alle alternativen zu seinen vorschlägen ab. schwachsinn! unnütz! is klar... der gott in weiß. er lenkt die geschicke der krankheiten anderer. besonders in der orthopädie gibt es so schöne worthülsen, die sich ahnungslosen patienten sehr leicht ins ohr stopfen lassen: natürliche abnutzungserscheinungen z.b.
oft hätte es mit einer korrekten behandlung von anfang an zu jenen abnutzungserscheinungen gar nicht kommen brauchen. davon weiß ein ahnungsloser patient allerdings nichts. und falls es davon zu wissen beginnt, ist vieles oft schon nicht mehr zu retten. oder er lässt sich wiederum von seinem stammarzt verunsichern, indem er dessen worten glauben schenkt, die letztenendes nur darauf hinauslaufen, dass alles andere, aber nur nicht der pfuschdoktor selbst schuld ist.

ich kann deshalb jedem empfehlen, besonders im falle einer chronischen krankheit, infos auch außerhalb der arztpraxis zu sammeln. natürlich kann man nicht alles laienwissen bedenkenlos in den alltagsgebrauch übergehen lassen. hierbei hilft erfahrungsaustausch mit leidensgenossen, die eventuell sogar wissen, wo es einen wirklich brauchbaren arzt fürs jeweilige krankheitsbild gibt. einen solchen zu finden, kann entscheidende forttschritte bedeuten.

meines wissens nach finden sich in jeder stadt selbsthilfegruppen aller art. es ist nicht nur sehr informativ, mit leuten zu reden, die ähnliches durchmachen wie man selbst, sondern manchmal kann es sehr gut tun, zu sehen, was der mensch trotz krankheit durch eigeninitiative und mut schaffen kann.