Ein Ritter auf einem weißen Pferd

Mein Augen öffneten sich und ich erkannte den Sonnenstrahl, der hinunter in meine Zelle fiel. Wie lange lag ich nun hier? Vergessen von allen, naja fast allen. Bis vor kurzem hatte Samara mich jeden Tag besucht, doch dann musste sie weg etwas wichtiges erledigen wie sie meinte. Ich hob meine rechte Hand und zälte die blauen Kugelschreiberstriche. Den Stift hatte ich in einer meiner Hosentaschen gefunden. Achtundzwanzig zählte ich, ein ganzer Monat also schon. Der Hunger und der Durst waren bereits zu Anfang meine ständigen Begleitern, wenig später kamen noch Gestank und Schmutz hinzu ich hatte keine Möglichkeit mich zu waschen. Samara kam am Tag nachdem man mich eingesperrt hatte und versuchte mir einige Dinge zu erklären ohne jedoch wirklich viel zu verraten zu wollen. Auch war sie froh das ich mit einigen Behinderungen zu kämpfen hatte, so ließe ich mich wesentlich einfacher beschützten, vor den Zugriffen der Soldaten die sich hier unten an den Mädchen bedienten wie es ihnen gefiel.

"Du bist sicher es sei ein Traum oder du lägest in einem Krankenhaus im Koma." Fing sie an und da war es wieder. Ich war mir sicher das Samara statt Krankenhaus und Koma andere Wörter verwendet hatte, doch ich nahm aber genau die mir bekannten war, vielleicht lag es daran das ich so es einfacher haben sollte die Bewohner dieser Traumwelt zu verstehen. Ich nickte, natürlich war es nur ein Traum so etwas seltsames konnte doch nie real sein. "Dem ist aber nicht so, du träumst nicht, sondern bist real hier. In deiner Welt bist du nicht mehr." Obwohl ich meinen Kopf ungläubig schütteln wollte, prägten sich ihre Worte in meine Gedanken ein und allmählich wurden sie immer glaubwürdiger, bis ich es glauben wollte und doch noch nicht konnte. "Ich sehe schon es arbeitet heftig in dir, du wirst es bald wahrhaben." lächelte Samara, womit sie wohl recht hatte. Und immer noch passten Stimme und Aussehen nicht.

"Niemand wird dir etwas tuen, dafür sorge ich. Und ichwerde mich darum kümmern das dich jemand hier herausholt." Das waren ihre Versprechungen und es fiel mir schwer ihnen zu glauben. Mehr erfuhr ich nicht, warum ich hier war, wer Samara wirklich war und und und. Ich hatte soviele Fragen doch keine einzige konnte ich stellen, aufgrund meiner stummheit. Vor wenigen Tagen war Samara das letzte Mal bei mir gewesen. Sie müsse für eine Weile fort, käme aber bald wieder und dann wäre ich frei, zumindest müsste ich nicht mehr hier unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Was meinte sie damit? Egal hauptsache ich käme bald hier raus.

"Vertraue mir Mädchen, ich lasse dich nicht im Stich." Es viel mir trotzdem sehr schwer und doch wollte ich hier hinter her rufen: <<Mein Name ist Ruri.>> Doch ich konnte nicht.

Jeden Tag seitdem Samara weg war hatte ich Angst, zitterte ich regelrecht, dachte ich daran, einer der Soldaten könnte sich doch an mich erinnern, an das stumme und gelähmte Mädchen, sich erinnern das ich mich nicht großartig wehren konnte und sie wohl mit mir mehr Spaß hatten. Doch ich hörte nur die Schreie verzweifelter Mädchen welche an mir vorbeigezogen wurden und an das verzweifelte Schluchzen wenn die Männer mit ihnen fertig waren. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als aufzuwachen, hoffte jeden Tag es wäre doch nur ein Traum aus dem ich wieder aufwachte. In den Nächten, wo ich schlafen konnte träumte ich von einem Ritter, einem Ritter auf einem weißen Pferd, der kommen würde um mich zu retten. Gekleidet in einer strahlenden Rüstung. Und heute an meinen 21. Geburtstag hoffte ich komischer weise er würde wahrhaftig kommen.

Die Sonne hatte fast ihren Höhepunkt erreicht als ich Kampflärm zu mir hereindringen hörte. Warum wurde gekämpft??? Und irgendwie wusste ich, es waren Leute die mich hier rausholen konnten. Samara hatte tatsächlich welche gefunden die es wagten gegen diesen Lord anzukämpfen. Kurz darauf hörte ich eilige Schritte die gänge des Verlieses durchlaufen und Rufe durch hallen. Mein Herz klopfte bis zum Hals. War der Kampf vorüber? Kamen die Soldaten des Lords nun hinunter um ihren Sieg zu feiern? Nein dafür waren die Schritte zu eiligen Tons. Und dann trat jemand gegen meine Tür, kräftig. Einmal, zweimal und beim dritten mal zerbarst die Tür. Im ersten MOment erschrack ich furchtbar und wollte mich zusammenrollen, doch meine Beine gehorchten mir nicht. Im Türrahmen stand eine große männliche Gestalt mit einem Schwert in der Hand. Ihm folgte eine Frau, schön und gerade gestellt. Es war Samara. Bewundernd schaute ich kurz zu ihr auf und sie lächelte mich an. Ihr Lächeln sagte mir: <<Ich habe es dir doch versprochen.>> Mein Kopf nickte erleichtert. Im diffusen Licht meiner Zelle konnte ich kaum etwas erkennen, doch er trug eine Rüstung, den der Römer nicht unähnlich und an seinem Schwert klebte bereits getrocknetes Blut.

"Ist sie das?" Seinen Helm hatte er tief ins Gesicht gezogen, so das ich sein Gesich nicht erkennen konnte, auch wenn es wohl mein retter war so hatte ich Angst vor ihm und kauerte mich so gut wie möglich zusammen.

"Ja. Beeilt euch mein König, lange kann auch ich nicht den Schutz aufrecht erhalten." Drängte Samara und schaute immer wieder, nervös, wie es schien hinter sich. Er streckte mir seine Hand entgegen, wollte mir beim aufstehen helfen, doch ich tat nichts, gab ihm nicht einmal die Hand. Er machte mir immer noch Angst. Der Mann schüttelte nur den Kopf, ergriff mich mit einer Hand und legte mich auf seine Schultern.

"Beweg dich nicht, sonst kann ich dich leicht fallen lassen und ich möchte nicht das du verletzt wirst." Warnte er. "Und halt dich fest." Festhalten&#33;&#33;&#33; Wo denn??? Die einzige Möglichkeit war seine Oberkörper, da ich Angst hatte hinunter zu fallen, obwohl seine Hand mich fest auf seine Schulter drückte umschlang ich seinen Oberkörper so fest wie möglich. Das Metall der Rüstung fühlte sich kalt an. So eilten wir zurück durch den Kerker hinaus auf den Hof, wo Soldaten, ähnlich wie er, doch etwas schlichter, gekleidet waren, auf Pferden saßen und zwei an der ZÜgel hielten. Mein Retter setzte sich auf geschickt auf einen braunen Wallach und lies mich vor sich gleiten, in den Sattel, Samara wählte eine weiße Stute.

"Halt dich weiterhin gut fest." flüsterte er, bevor er sein Pferd mit einem lauten Schnalzen antrieb. Dann ging es los in wilden Gallopp verliesen wir diesen Ort Richtung einer Art Freiheit von der ich nicht wusste was mich erwartete. Ich krallte mcih in den Stoff, der zwischen den beiden Torsoteilen seiner Rüstung hervorquellte. Glücklich, für den Moment, das Samara ihr versprechen gehalten hatte schmiegte ich mich an meinen Ritter auf dem Weißen Pferd. Obwohl er alles andere als eine strahlende Rüstung an hatte und sein Pferd braun war.