Hallo Sheila,
das Erzählen von Geschichten ist eine Kunst, die nur wenige wirklich beherrschen. Als Hobby-Autor kann man nur versuchen, das bestmögliche Resultat zu erzielen, sprich: Den Leser zu unterhalten. Ich bin davon überzeugt, dass dir das Schreiben dieser Texte Spaß bereitet hat und du schlichtweg Freude daran hast, deiner Phantasie Ausdruck zu verleihen. Die Gefahr dabei ist, dass man den Leser vergisst. Was für den Autor sonnenklar ist, kann dem Leser ein großes Comic-Fragezeichen über sein Haupt zaubern.
Verzeih mir meine Offenheit, aber deine Geschichte hebt sich für meinen Geschmack vom Gros anderer Hobby-Autoren nicht im Geringsten ab. Da setzt sich jemand hin und reiht Buchstabe an Buchstabe im Vertrauen darauf, dass sich die Geschichte selbst, die Handlung, der rote Faden, von selber ergibt und Kleinigkeiten wie Spannungsaufbau oder Charakterisierung eher nebensächlich sind.
Falls du ernsthaftere Ambitionen hegst, stehen noch gewaltige Hürden vor dir auf dem Weg, halbwegs akzeptable Geschichten zu schreiben.
Ich muss leider gestehen, dass ich nur wenige Absätze gelesen habe. Vielleicht birgt die Geschichte am Schluss eine unglaublich raffinierte Pointe. So weit werde ich aber nicht kommen, denn von Anfang an hinterlässt der Text bei mir nur grenzenlose Langeweile, obwohl du versuchst, einen dramatischen Beginn zu wählen.
Du liest bestimmt viel. Nimm mal deine Lieblingsbücher zur Hand und studiere die ersten Sätze. Du wirst feststellen, dass sie spannend genug sind, um zum Weiterlesen zu animieren. Den gewöhnlichen Leser interessiert nicht, ob es auf Seite 44 zum ersten Mal spannend wird oder bereits auf Seite 10. Er will von Anfang an unterhalten werden.
Wirklich schauderhaft sind die vielen, vielen Rechtschreibfehler in deinem Text. Ich bin ja selber keine Koryphäe auf dem Gebiet. Aber wenn ich mir nicht sicher bin wie man ein Wort schreibt, dann schlage ich im Duden nach. Fehler wie "prombt" lassen mich zusammenzucken, weil sie leicht vermeidbar wären.
Auch bei der Zeichensetzung ließe sich noch einiges verbessern! Grundsätzlich: Wenn eine direkte Rede unterbrochen wird (etwa: "sagte sie"), folgt nach dem Anführungszeichen ein Beistrich und der eingeschobene Satz wird klein geschrieben. zB: "Ich bin hier!", tief sie mir zu.
Teilweise sind deine Satzkonstruktionen arg verworren:
Mir erschließt sich der Zusammenhang nicht: Was hat das eine mit dem anderen zu tun?Wir wohnten zusammen und irgendwann muss ich zurück, zurück in mein altes Leben.
Hier das selbe: Ich kann dem Autoren nicht folgen, was er damit ausdrücken möchte. Wenn ich Sätze wieder und wieder lesen muss und dennoch nicht verstehe, was damit gemeint ist, gebe ich auf. Und mal ehrlich: Das wird dir doch auch nicht anders gehen, oder?Aber ich muste, es sei denn jemand würde mich zu sich holen
Du handelst ein gewiss nicht unspektakuläres Ereignis in drei (schlecht formulierten) Sätzen ab.Mein Blick hob sich hinauf inden Himmel und ein weißes Licht erfasste mich plötzlich. Was war denn nun los? Das waren meine letzten Gedanken, bevor alles schwarz wurde.
Kurzum: Dem Text mangelt es an allem, was gutes, flüssiges Erzählen ausmacht. Weder interessiert mich die Handlung, noch das Schicksal des Erzählers.
Ich rate dir deshalb folgendes:
1.) Lies (gute) Geschichten und analysiere, weshalb sie dich fesseln und dazu bringen, sie immer wieder zu lesen! Das mag simpel klingen, ist es aber nicht. Versuche hinter die Zeilen zu blicken und du wirst erkennen, wie raffiniert dieser oder jener Autor es schafft, Spannung zu erzeugen, ohne Blut- und Gewalt-Orgien.
2.) Lass dir mehr Zeit beim Schreiben! Es mag sein, dass du ungeduldig bist, eine Geschichte zu Papier zu bringen. Aber genau das merkt man dann auch. Ein Stephen King oder ein Umberto Eco können sich hinsetzen, eine Geschichte runterklopfen und an den Verlag zum Druck schicken (ist natürlich etwas übertrieben). Du nicht.
Entwirf eine Grobstruktur und überlege, was genau du beschreiben möchtest. Einen lose Abfolge "cooler" Szenen genügt nicht. Schreibe ganz BEWUSST und sorgfältig! Das dauert natürlich länger, als sich hinzusetzen und einen solch banalen Text zu verfassen. Aber du wirst merken, dass das Resultat gleich verblüffend besser wirkt!
Wenn du den Text geschrieben hast, lies ihn noch einmal durch. Du wirst draufkommen, dass viele Worte unsinnig sind, Sätze falsch konstruiert oder Handlungen unlogisch.
Wenn du den Text als fertig betrachtest, gib ihn einem kompetenten Menschen zum Korrektur lesen.
3.) Setz dir Ziele. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und Stephen King hat auch viele Jahre ins Leere hinein geschrieben. Zunächst versuche, halbwegs lesbare Texte zu verfassen. Sei geduldig und arbeite an dir. Du wirst sehen, dass du irgendwann merken wirst, wie sich dein Stil, dein Erzähltalent auf magische Weise verbessert... Wie gesagt, WENN du am Ball bleibst und Fleiß entwickelst. Von Heute auf Morgen funktioniert das natürlich nicht und du wirst dich daran gewöhnen müssen, neben dem obligaten "Voll super!" von deinen Freunden harsche Kritik von Leuten einstecken zu müssen, die Texte nüchterner betrachten als andere Hobby-Autoren, die sich gegenseitig mehr oder weniger "Mut" zustecken möchten oder aus Sympathie jeden Müll des Gegenübers toll finden.
4.) Orientiere dich qualitativ am Zenit, nicht am Bodensatz! Begnüge dich nicht damit, dass andere noch schlimmere Buchstabenansammlungen fabrizieren, sondern blicke nach oben und beiß die Zähne zusammen. Die meisten jener Hobby-Autoren, die überraschend gut schreiben, kochen auch nur mit Wasser. Und mit viel Fleiß und Selbstkritik kannst du auch dort hin (etwas Talent vorausgesetzt).
So, das wär´s von meiner Seite. Du kannst dir nun denken "Was für ein Arschloch!" (daran bin ich übrigens gewöhnt, weshalb ich kaum noch Texte kritisiere) und die Kritik verdrängen.
Oder du kannst darüber nachdenken, ob nicht ein bisserl Wahrheit drinnen steckt. Es ist deine Entscheidung: Schreib weiter solchen belangslosen Trivial-Müll oder entwickle Ehrgeiz.
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