Die Schockwelle eines gigantischen Masse- und Strahlungsausbruchs auf der Sonne hat die Erde heute morgen um kurz vor 7 Uhr getroffen und das Erdmagnetfeld stark deformiert. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat wegen dem damit verbundenen "starken Solarrauschen" im Frequenzbereich um 1000 Megahertz "die Anzahl der Flüge auf eine Menge begrenzt, die sicher durch den Luftraum geführt werden kann". Vorsorglich weist die DSF darauf hin, dass es in den nächsten Tagen "zu Verspätungen im Luftverkehr kommen kann." Nach Angaben des GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam handelt es sich um den stärksten Sonnensturm seit 14 Jahren. Das Auftreffen der geladenen Teilchen von der Sonne verformte das Erdmagnetfeld derart heftig, dass sich Kompassanzeigen in Mitteleuropa vorübergehend um drei Grad nach Osten verschoben. Der mit dem Strahlungsausbruch verbundene Protonensturm hat inzwischen die vierte von fünf Warnstufen erreicht, die geomagnetische Aktivität erreichte die höchste Stufe. Laut GFZ änderte sich das Magnetfeld der Erde bei Einsetzen des Sturms in horizontaler Richtung innerhalb von 30 Minuten um 1000 Nanotesla, das ist ein extrem hoher Wert, der nur bei den schwersten geomagnetischen Stürmen erreicht wird. Die magnetischen Stürme haben zu einer Aufheizung der oberen Atmosphäre geführt. Das kann für Satelliten fatale Folgen haben, da sich die Atmosphäre dadurch ausdehnt und die Satelliten stärker als berechnet abbremst. Die Gefahr für Satelliten wird durch den im All herrschenden Protonensturm verschärft, der zu Fehlfunktionen der Bordelektronik führen kann, beispielsweise bei der Erkennung von Sternen zur Lagekorrektur. Die starke Verformung des Erdmagnetfelds erschwert die Lagebestimmung zusätzlich, so dass die Gefahr besteht, dass Satelliten außer Kontrolle geraten.
Auch auf der Erde hat der Protonensturm Auswirkungen: Insassen von Flugzeugen in hohen Breiten werden einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt. In den polaren Regionen treffen die geladenen Teilchen von der Sonne, die durch das Erdmagnetfeld abgelenkt werden, auf die Atmosphäre und erzeugen neben Nordlichtern auch gefährliche Strahlung.
Der Kurzwellenverkehr ist in polaren Breiten vollständig zum Erliegen gekommen, in mittleren und südlichen Breiten durch das schwankende Erdmagnetfeld sehr stark beeinträchtigt. UKW-Verbindungen, beispielsweise von Funktelefonen, der Rundfunk- und Fernsehempfang sowie Satellitenverbindungen sind hiervon jedoch nicht betroffen.
Das stark schwankende Erdmagnetfeld führt in Überlandleitungen zu enorm hohen Strömen und Überspannungen, die zu Stromausfällen führen können. Dies geschah zuletzt im März 1989 in der kanadischen Provinz Quebec, wo ein vergleichbar heftiger geomagnetischer Sturm zu einem neunstündigen, großflächigen Stromausfall führte. Da Mitteleuropa bezogen auf den magnetischen Pol aber deutlich südlicher liegt, sind Ausfälle in Deutschland trotz des heftigen Magnetsturms sehr unwahrscheinlich.
Geomagnetische Stürme dieser Heftigkeit halten oft über ein bis zwei Tage an. In der kommenden Nacht könnten daher auch über Deutschland Nordlichter sichtbar sein, sofern die Bewölkung einen ungestörten Blick auf den Nachthimmel erlaubt, die Wettervorhersage macht dafür aber nur wenig Hoffnung. Nordlichter sind in Deutschland sehr selten und meist nur abseits großer Städte zu sehen, da deren Lichtglocke die schwachen Leuchterscheinungen am Nachthimmel überstrahlt
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