Ergebnis 1 bis 11 von 11

Thema: Herz aus Eis - Eine CSI Fanfiction

  1. #1

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    Herz aus Eis

    Prolog:

    Sanft und lautlos wie eine Schneeflocke landete die vom Mondlicht beschienene Gestalt von außen auf dem Sims des weit geöffneten Fensters. Die weißen Vorhänge bauschten sich im warmen Nachtwind. In der Luft hing ein süßlich – metallischer Geruch nach Kupfer und obwohl die Nacht warm war, bildete der Atem der Gestalt weiße Wölkchen als wäre es eiskalt. Aber im Grunde war es das auch, denn es herrschte eine seltsame kühle Unwirklichkeit, die das Herz zu Eis erstarren ließ. Das kalte Mondlicht enthüllte die grausame Szenerie einer von Blut umgebenen Schönheit, die weiß wie Schnee auf dem Boden ihrer Wohnung lag. Hätte man das Blut angefasst, dann hätte man mit Schrecken festgestellt, dass es noch warm war. Das Leben war gerade erst aus dem Körper der Frau gewichen.
    Die Gestalt am Fenster machte einen Schritt nach vorn. Das Mondlicht ließ nun seltsame schwarze Stellen im Blut und auf dem Körper der Frau sichtbar werden, die wie Verunreinigungen wirkten. Sie sagen fast aus wie schwarze, dicke Schneeflocken, die auf den leblosen Körper herabgerieselt waren.
    Zu spät! dachte die Gestalt. Ich muss mich beeilen...


    1.Kapitel

    Die Nacht wurde vom Geheul der Polizeisirenen durchdrungen. Niemand achtete sonderlich darauf. Las Vegas war laut und eine Stadt die nie schlief, also fielen solche Dinge nicht groß auf. Die Menschen in den zahllosen Spielcasinos, Nachtclubs, Hotels, Restaurants, Bars und anderen Etablissements merkten noch nicht einmal, dass wieder einmal etwas in der Stadt passiert war. Die Sirenen erstarben, als sie ihren Zielort erreichten. Ein kleines Haus am Stadtrand in einem nicht ganz so vornehmen aber auch nicht heruntergekommenen Viertel. Um das Haus standen schon mehrere Polizeiautos und ein Krankenwagen. Ein gelbes Band mit der Aufschrift „Crime Scene – Do not cross“ sperrte das ganze ab. Eine kleine Anzahl von Schaulustigen hatte sich auf der anderen Straßenseite versammelt. Sie hatten bemerkt, dass niemand aus dem Haus herausgetragen worden war, sondern dass die Sanitäter mit leeren Händen und ein wenig blaß um die Nase zurück gekommen waren. Es sah so aus als würde kein Krankenwagen mehr benötigt werden.
    Das erste was Gil Grissom tat als er am Tatort aus seinem Wagen stieg, war sich die Leute genau zu betrachten. Ob wohl einer von ihnen etwas wichtiges gesehen hatte oder sogar selbst der Täter war? Doch die Menschen sagten selten die Wahrheit, Beweise logen jedoch nie, sagte er sich immer wieder, und lebte auch danach. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde, als er auf das Haus zuging, nur dass es ein Mord war. Und wie jedes Mal würde der Täter reichlich Beweise am Tatort zurückgelassen haben.
    In der Eingangstür des kleinen Hauses standen Jim Brass und Catherine Willows, zwei seiner Kollegen.
    „Ah, Gil“, begrüßte die hübsche blonde Frau ihn. Er nickte ihr nur kurz zu wandte sich aber dann direkt an den Polizisten.
    „Was haben wir hier, Brass?“, fragte er so kurzangebunden wie immer.
    „Angela June, 26 Jahre, nicht verheiratet, liegt dort oben im ersten Stock in einer Lache ihres eigenen Blutes. Ihre Mitbewohnerin Mary May und der Vermieter Samuel Smith haben sie anscheinend gefunden woraufhin der Vermieter den Notruf alarmiert hat“, erklärte Brass ganz sachlich wie immer die Lage. „Gehen sie ohne mich da hoch“, fügte er aber noch hinzu. „Das einmal zu sehen war mir genug. Ich werde statt dessen den Vermieter und die beiden Mieterinnen Mary May und Betty Johnson befragen.“

    Der Anblick, der sich den beiden Ermittlern von der Spurensicherung bot, war grauenvoll. Wenn man diesen Beruf ausübte, sah man schon einiges, was einem den Verstand rauben konnte, doch etwas derart grausames hatte man selten und musste schon von einem kranken Geist zeugen.
    Angela Junes Zimmer lag ganz am Ende eines langen Flures im ersten Stock des Hauses. Die Tür stand weit offen und direkt wenn man das Zimmer betrat, sah man die junge Frau auf einem roten Teppich liegen. Doch wenn man einen längeren Blick auf die Szene warf sah man, dass der Teppich einmal schneeweiß gewesen sein musste.
    Die Luft war übelkeiterregend mit dem Geruch nach Kupfer erfüllt, denn das Blut der Frau musste fast vollständig in den Teppich gesickert sein. Die Wand war mit Blutspritzern übersät.
    Catherine musste ein Würgen unterdrücken und versuchte, durch den Mund zu atmen, um diesen Gestank nicht mehr so intensiv wahrnehmen zu müssen.
    Grissom stellte seinen Alukoffer mit den Utensilien zur Untersuchung des Tatorts an der Tür ab und öffnete ihn. Er holte ein paar Handschuhe und eine Kamera heraus und machte sich daran, den Tatort zu fotografieren.
    Angela lag auf dem Rücken und ihr Körper war von oben bis unten mit einem scharfen Gegenstand aufgeschnitten worden, als hätte sie jemand ausweiden wollen. Ausdruckslos blickten ihre braunen, offenen Augen zur Decke. Ihre Hände waren gefaltet und lagen über einer großen Wunde auf dem Brustkorb, der aufgebrochen worden war.
    Catherine schluckte und ihr wurde wieder übel. Doch sie riss sich zusammen und sagte mit Entsetzen in der Stimme: „Es sieht aus als hätte jemand ihre Hände nachträglich so arrangiert.“
    Grissom nickte zustimmend. Wären die Hände die ganze Zeit so gefaltet gewesen, wäre der Täter nie an ihren Brustkorb gekommen ohne die Hände auch zu verletzen.
    Gil schoss davon einige Fotos und meinte dann zu seiner Kollegin: „Sieh mal.“
    Er deutete auf den Boden vor ihren Füßen. Catherine sah Fußspuren aus Blut auf dem Teppich, die Richtung Flur führten. Vielleicht stammten sie vom Täter.
    „Die Fußspuren gehen nicht auf dem Gang weiter“, meinte Grissom nachdenklich und widmete sich den Blutspritzern an der Wand.
    „Der Täter muss hier ganz schön gewütet haben“, sagte Catherine und blickte sich weiter im Raum um. Es gab auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches in dem kleinen Wohnzimmer zu sehen. Das Fenster stand sperrangelweit offen und die Gardinen bauschten sich im lauwarmen Nachtwind.
    Links von der Eingangstür war ein dicker Vorhang, der diesen Raum von einem anderen abtrennte.
    Catherine nahm ihren großen Alukoffer in die Hand und schob den Vorhang zur Seite. Dahinter fand sie ein kleines, schmales Schlafzimmer. Auch hier war das Fenster weit geöffnet und der Wind spielte mit den Vorhängen.
    Das erste was ihr unangenehm auffiel als sie den Raum betrat war die seltsame Kälte als würde die Wärme der Nacht trotz des geöffneten Fensters nicht hinein gelangen können. Das ganze Zimmer kam ihr so kühl vor, als müsste sie jeden Moment sehen wie ihr Atem kondensierte. Sie fröstelte und vermutete, dass die Klimaanlage wohl zu kalt eingestellt oder defekt war.
    Sie schaute auf das schmale Bett, das ganz zerwühlt war und fragte sich, was der Täter dieser jungen Frau wohl noch angetan haben mochte, bevor er sie auf brutalste Art und Weise getötet hatte.
    Sie musste sich jetzt voll und ganz darauf konzentrieren, Beweise zu finden, die der Täter hier zurückgelassem hatte.
    Neben dem Bett stand ein Nachttisch mit einer Lampe darauf und daneben eine blaue Vase mit einem hübschen, weißen Muster, in der rote Rosen waren. Sie sahen noch ziemlich frisch aus. Die junge Frau musste sie erst kürzlich hier hin gestellt haben. Neben einem Buch lag ein kleiner, weißer Briefumschlag auf dem Nachttisch.
    Catherine stellte ihren Koffer auf dem Boden ab und nahm Handschuhe heraus. Vorsichtig nahm sie den Umschlag, der bereits geöffnet war und holte eine mit Schnörkeln verzierte Karte heraus. Es stand nicht viel darauf, aber es reichte aus, um die Ermittlerin noch einmal frösteln zu lassen:
    „Rote Rosen werden schwarz...
    Sie weinen Blut und fallen wie Schnee herab...
    Die Königin mit dem Herzen aus Eis bringt den Tod!“
    Der letzte Satz sah wie eine Warnung aus. Was hatte das zu bedeuten? Vielleicht war das eine Spur, die zum Mörder führte.
    Catherine drehte die Karte um und auf der Rückseite stand „Rosenkönig“ in der selben gleichmäßigen Handschrift wie auf der Vorderseite. Darunter war aufgedruckt die Adresse des Geschäftes zu lesen aus dem die Rosen und die Karte stammten.
    Catherine nahm eine kleine durchsichtige Tüte, die zur Sicherstellung von Beweismitteln diente, und steckte den Umschlag samt Karte hinein. Vielleicht war es möglich im Labor Fingerabdrücke davon zu nehmen.
    Sie verstaute die Tüte sicher in ihrem Koffer und schaute sich dann weiter um. Mit dem UV Licht untersuchte sie das Bettlaken nach Körperflüssigkeiten und wurde auch schnell fündig. Sie würde das Laken vorsichtshalber mit ins Labor nehmenm, um nichts zu übersehen.
    Als sie das Kissen zur Seite schob, sah sie etwas schwarzes darauf liegen. Sie legte die Lampe zur Seite und holte eine Pinzette aus ihrem Koffer. Behutsam packte sie das kleine, schwarze Indiz und hielt es vor ihr Gesicht, um es näher zu betrachten. Es war das Blütenblatt einer Rose. Merkwürdig daran war, dass es pechschwarz war und so nicht zu den roten Rosen auf dem Nachttisch gehören konnte. Jemand musste aus irgendeinem Grund Rosen schwarz gefärbt haben und das war noch nicht so lange her, denn das Blatt zeigte keine Spuren von Verfall. „Rote Rosen werden schwarz...“, dachte sie und ihr lief es kalt den Rücken herunter.
    Catherine verstaute das Blütenblatt in einer zweiten Tüte und legte diese in ihren Koffer. Die restlichen Rosen würde sie vorsichtshalber ebenfalls als Beweis mitnehmen.
    Sie wollte gerade zu der Vase greifen, als durch das geöffnete Fenster ein verdächtiges Geräusch an ihr Ohr drang. Von diesem Moment an lief alles wie schon unzählige Male in diversen Übungen simuliert ab. Sie zog ihre Waffe aus dem Holster, eine 15 – schüssige 9 Millimeter und trat mit der Waffe in der rechten und der Taschenlampe in der linken Hand vorsichtig an das Fenster. Sie lugte, Lampe und Waffe im Anschlag, um den Fensterrahmen, genau darauf bedacht einen potentiellen Angreifer möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Sie leuchtete in den Garten, dessen Anblick ziemlich trostlos war. Er war nicht sehr groß und in einem verwahrlostem Zustand. Im Moment schien er als Stellfläche für 2 große Mülltonnen zu dienen.
    Als der Lichtkegel auf eine dieser Tonnen fiel, wurde Catherine schnell klar, von was sie sich hatte aus der Ruhe bringen lassen, denn sie blickte geradewegs in das erschreckte Gesicht eines Waschbären. Erleichtert, dass sich die Situation so gefahrlos geklärt hatte, schaltete sie ihre Lampe wieder aus und steckte die Waffe zurück in das Holster. Sie konnte sich dabei ein Lächeln nicht verkneifen, da sie bei sich dachte: Nicht auszudenken was Grissom gesagt hätte, wenn ich dem armen, kleinen Kerl ein Loch in den Pelz gebrannt hätte.
    Doch dieses Lächeln verschwand als ihr Blick auf die Fensterbank fiel und sie die schmalen Kratzer in dem Holz bemerkte. Sie fragte sich, was es wohl damit auf sich hatte, konnte aber keine Erklärung dafür finden. Deshalb machte sie vorerst nur ein Foto davon und widmete sich dann endlich der Sicherstellung der Vase mit den Rosen.
    Die Durchsicht des Nachttisches und die des Kleiderschrankes ergab keine neuen Erkenntnisse und auch auf dem Boden vor dem Bett und um das Bett herum gab es nichts Auffälliges.
    Catherine war mit ihren Untersuchungen im Schlafzimmer fertig und ging zurück ins Wohnzimmer.
    „Stop!“ rief Gil aus als sie in dem Durchgang war und sie zuckte unweigerlich zusammen. „Schau mal nach unten.“
    Catherine blickte zu Boden und sah kleine Blutspritzer auf dem weißen Teppich unter dem Durchgang.
    „Der Vorhang war geschlossen als wir das Zimmer betraten“, erinnerte sich Grissom. „Und es waren keine Blutspritzer darauf.“
    „Das bedeutet der Vorhang war zur Tatzeit offen und jemand hat ihn nach der Tat zugezogen“, führte sie seinen Gedanken zuende. „Vielleicht der Täter.“
    Gil nickte bestätigend.
    „Sieh dir das hier mal an“, sagte sie dann und hielt ihm den Umschlag mit der Karte darin hin. Er holte die Karte heraus und las das Gedicht. Seine Stirn legte sich in Falten.
    „Ein seltsames Gedicht“, war seine Meinung dazu. „Die Handschrift ist ordentlich und ebenmäßig fast schon kalligraphisch. Wir sollten den Blumenladen besuchen, der auf der Karte angegeben ist. Vielleicht erinnert sich jemand an das Gedicht.“
    „Vielleicht hat der Täter die junge Frau geliebt und sie hatte ein Herz aus Eis und musste deshalb sterben“, mutmaßte Catherine.
    "Jetzt nicht mehr", erwiderte Grissom trocken. "Sie hat kein Herz. Es wurde entfernt."

    ================================================== ===

    Soweit das erste Kapitel. Die Geschichte wird etwas länger. Kritik ist durchaus erwünscht.

    [edit]
    So den letzten Satz habe ich noch hinzugefügt und ein paar Schreibfehler verbessert. Ich werde das Kapitel erst einmal so belassen, obwohl ich durchaus nützliche Anmerkungen bekommen habe. Ich muss aber erst mal im Gesamten überlegen ob ich das ändere oder nicht.
    Ich denke, dass ich heute Abend das nächste Kapitel präsentieren kann.
    [/edit]
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  2. #2
    Plaudertasche Avatar von Sky
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    Machst du mit der Geschichte weiter?

    Ich sehe CSI sehr gern und finde deine Story bisher gut.
    Würde gern lesen, wie es weiter geht.

    "Zwei Monologe, die sich gegenseitig immer und immer wieder störend unterbrechen, nennt man eine Diskussion."
    ~ Charles Tschopp

  3. #3

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    Ja wollte ich eigentlich. Nur ich bin die ganze Woche auf einem Lehrgang in Mülheim und bleib da auch eigentlich über Nacht, nur heute bin ich nach Haus gefahren. Ich mache weiter, sobald der Lehrgang vorbei ist.
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  4. #4

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    So hier dann die Fortsetzung. Ich finde sie ist nicht so gut geworden, aber die späteren Kapitel sind mir wieder ein wenig besser gelungen.

    2.

    Samuel Smith, ein Schwarzer anfang Vierzig, mit kurzem Haar und einem kurzen Bart, saß in einem braunen Sessel und schaute nach draußen in die Nacht. Er brauchte einen Drink. Dieser Polizist, Jim Brass wie er sich genannt hatte, der ihnen Fragen über Fragen gestellt hatte, stand noch immer in der Tür und unterhielt sich mit einem Kollegen.
    Betty Johnson, eine große schlanke Frau mit glattem, blonden Haar, hockte auf der Couch und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Sie sah ziemlich verstört aus und ihre Hände zitterten nervös.
    Am Fenster stand Mary May, eine junge Frau mit langen, blonden Locken und blickte ins Leere als würde sie über etwas nachgrübeln. Im Gegensatz zu Betty war sie die Ruhe selbst, obwohl an ihren Händen Blut klebte. Blut von ihrer ehemaligen Nachbarin und Freundin Angela.
    Samuel betrachtete Mary und spürte wie ihre Ruhe auf ihn überging und das Verlangen nach einem Drink nachließ. Das war immer so und er konnte keine Erklärung dafür finden.
    Nun betraten zwei weitere Personen den Raum. Beide trugen große Alukoffer. Die eine war eine hübsche Blondine, die auf den ersten Blick überhaupt nicht wie eine Polizistin aussah und die andere Person war ein Mann mit graumeliertem Haar.
    „Mein Name ist Catherine Willows, das ist Gil Grissom. Wir sind vom CSI und würden ihnen gerne ein paar Fragen stellen“, begann die Ermittlerin sofort.
    Klar, dachte Samuel. Wieder Fragen über Fragen und herauskommen würde das gleiche wie zuvor.
    „Miss May und Mr. Smith haben die Leiche gefunden“, sagte Brass und beantwortete schon mal die erste Frage.
    Der Blick des zweiten Ermittlers fiel sofort auf Marys blutverschmierte Hände. Ohne zu zögern ging er zu ihr hinüber und stellte seinen Koffer ab. Sie schaute immer noch ins Leere und schien ihn erst nicht zu bemerken.
    „Miss May?“, sprach Grissom sie mit ruhiger Stimme an. Sie nickte nur, ohne ihn anzusehen oder etwas zu erwidern. „Haben sie die Leiche angefasst?“
    Wieder nur ein Nicken ohne eine Erklärung oder dergleichen.
    Gil öffnete seinen Koffer und holte ein neues Paar Handschuhe heraus.
    „Darf ich ihre Hände sehen?“ fragte er und diesmal wandte sie ihren Kopf zu ihm und schaute ihn an. Es sah wie ein kurzes Betrachten aus, um festzustellen mit wem sie es hier zu tun hatte. Sie streckte ihre Hände aus und drehte ihren Kopf wieder dem Fenster zu, als wäre ihr das Ganze völlig gleichgültig.
    Grissom begann die Hände zu fotografieren und zögerte ein wenig, bevor er mit einem Wattestäbchen eine Probe von dem Blut nahm.
    Währenddessen befragte seine Kollegin die Anwesenden.
    Sie wandte sich zuerst an Mr. Smith.
    „Wann haben sie das Opfer entdeckt?“, war ihre erste Frage.
    „Hm...“, begann Samuel. „Das muss so gegen 1 Uhr nachts gewesen sein. Ich lag in meinem Bett und hörte plötzlich von oben einen Schrei und einen dumpfen Schlag. Sofort bin ich nach oben, um nachzusehen. Da kam auch schon Mary aus ihrem Zimmer und ich fragte sie, was das gewesen war. Sie ging zielstrebig auf die Tür von Angela Junes Zimmer zu und öffnete diese. Und da sahen wir sie da liegen.“
    „Sind sie bei dem Opfer im Zimmer gewesen?“, war die nächste Frage an Sam gerichtet.
    „Nein“, kam die Antwort aber nicht von Samuel sondern von Mary. „Ich bin ins Zimmer, als ich sie dort liegen sah.“
    Sie war vom Fenster weggetreten und stand jetzt genau neben Grissom, die Hände immer noch wie zum Beweis ihrer Worte vor sich ausgestreckt.
    „Ich rief Sam zu, er solle einen Krankenwagen rufen und bin dann ins Zimmer. Das Fenster stand weit offen und um Angela herum auf dem Boden bildete sich eine Blutlache. Ich ging zu ihr hin und sah, dass ihre Hände über ihrer Brust gefaltet waren. Darunter klaffte ein Loch. Auch wenn ich mir sicher war, dass sie nicht mehr leben konnte, kniete ich mich hin und berührte ihren Hals und ihre Hände um den Puls zu fühlen. Sie war noch ganz warm, aber ich konnte keinen Pulsschlag feststellen.
    Es war seltsam, aber in dem Zimmer herrschte eine seltsame Kälte und ich dachte erst, dass es draußen Winter geworden sein musste, aber ich erinnerte mich, dass ich vor einigen Minuten noch vor Hitze schwitzend bei offenem Fenster geschlafen hatte.
    Ich erhob mich wieder und ging zur Tür zurück. Da bemerkte ich, dass ich blutige Fußspuren hinterließ und zog meine Schuhe aus, weil ich das Blut nicht im ganzen Haus verteilen wollte. Als ich an der Treppe war, kam Betty aus ihrem Zimmer, sah was passiert war und rannte ins Bad. Ich wartete auf dem Flur und hörte auch schon Polizeisirenen, die sich näherten.“
    Eine Weile war es still geworden. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und Samuel fröstelte als er sich an die seltsame Kälte erinnerte, die aus dem Zimmer geströmt war, vermischt mit dem Geruch nach Blut.
    „Was hat sie dazu veranlasst, aus ihrem Zimmer zu kommen?“ fragte Mrs. Willows nun Mary.
    „Wie Sam hörte ich einen Schrei und einen dumpfen Schlag. Ich sprang aus meinem Bett und zog mir schnell was über. Auf dem Flur sah ich dann auch schon Sam die Treppe hochkommen.“
    Catherine nickte und stellte die selbe Frage noch einmal Betty.
    „Ich hörte das selbe“, antwortete diese und zündete sich mit zitternden Händen mühsam eine neue Zigarette an. „Da ich mich noch im Halbschlaf befand, dachte ich dass es vielleicht nur Einbildung gewesen war. Aber dann hörte ich eilige Schritte und Stimmen draußen auf dem Flur. Mary die laut rief, dass Samuel einen Krankenwagen rufen sollte. Ich zog mir also etwas über und kam dann aus meinem Zimmer. Und dann sah ich Angela da liegen. Ich hab noch nie eine Leiche gesehen und das war zuviel für mich. Ich rannte aufs Klo und wurde mein Abendessen wieder los.“
    „Haben sie irgendjemanden hinaus oder hineingehen sehen?“ fragte Mrs Willows weiter.
    Keiner der Anwesenden bejahte diese Frage.
    Gil begann, seine Sachen wieder zurück in den Koffer zu packen.
    „Mr. Grissom?“ sprach Mary ihn an. „Ich habe meine Hausschuhe da vorne hingestellt und auch das T-Shirt, das ich trug, als ich Angela berührte, habe ich dazu gelegt. Ich denke, dass sie das vielleicht brauchen.“
    „Ja, danke“, erwiderte Grissom und Samuel sah ihm deutlich an, dass er scheinbar ein wenig überrascht war.
    Er musste innerlich lächeln. Mary hatte vor kurzem ein Seminar über Kriminologie besucht und wusste ein wenig über solche Dinge bescheid. Aber das konnte der Polizist ja nicht wissen.
    „Ich habe noch eine Frage“, meinte Grissom wieder an Mary gewandt. „Erinnern sie sich an den Vorhang zu Angela Junes Schlafzimmer? Wissen sie ob der geschlossen war oder offen als sie das Zimmer betraten?“
    „Er war geschlossen“, kam ihre prompte Antwort.
    Gil schien fürs erste genug Informationen bekommen zu haben, denn als er die Schuhe und das T-Shirt sicher als Beweise hatte, bedankte er sich bei allen Anwesenden für ihre bisherige Kooperation und bat sie, sich für eventuelle Rückfragen zur Verfügung zu halten.
    Samuel wusste was das bedeutete. Sie galten alle als verdächtig und durften auf keinen Fall die Stadt verlassen. Immer diese gespielte Freundlichkeit.

    Draußen sagte Gil Grissom zu seiner Kollegin: „Wir wissen nun was diese Leute gesehen haben wollen, lass uns herausfinden, ob uns die Beweise dieselbe Geschichte erzählen.
    Catherine nickte. Sie hatte den starken Eindruck, dass diese Leute mehr wussten, als sie zugaben und diese Miss May war so ruhig gewesen. Viel zu ruhig dafür, dass ihre Freundin heute Nacht ermordet worden war.
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  5. #5
    Plaudertasche Avatar von Sky
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    Ich finde den Teil gar nicht schlecht.
    Ich konnte mir Willows und Grissom bei der Befragung und ersten Beweissicherung gut vorstellen, du hast ihre Art gut getroffen.

    Bin gespannt auf den nächsten Abschnitt.

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  6. #6
    Furie Avatar von Simara
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    Mir gefällt die Geschichte auch.

    Ich kenne zwar CSI nicht - nein, ich habe wirklich noch keine Folge davon gesehen, höchstens mal den Vorspann, aber sogar ich erkenne die zwei Figuren.

    Mach schnell weiter, ich will wissen, wie&#39;s weiter geht.

    Ich überlege nämlich schon die ganze Zeit, ob die Nachnamen irgendeine Bedeutung haben. June und May ......
    Ich vermute, dass Mary May als nächstes auf der Abschussliste steht.
    Oder ich galoppiere jetzt munter in die falsche Richtung.

    Rosenkönig, schwarze Rosenblätter, ...... Flecken im Blut.... sehr interessant.


    Staffel II (2) dienstags im Nachtprogramm auf Pro7MAXX (Doppelfolgen)

    Staffel XII (12) montags 21:05 Uhr auf Pro7MAXX


    Staffel XIII (13) montags 20:15 Uhr auf Pro7MAXX

    Staffel XV (15) donnerstags auf CW

  7. #7

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    @Sky
    Na wenn das ein CSI Fan sagt, dann hab ich ja noch Hoffnung für meine Geschichte.

    @Simara
    Das mit den Namen ist schon mal eine gute Spur.
    Ich dachte schon es würden keinem auffallen.


    Die nächste Szene, die ich noch ein wenig verändern muss, wird eine Autopsie Szene und da ich von sowas keine Ahnung hab, wird sie wahrscheinlich nicht so gut. Aber ich werde es mal versuchen.
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  8. #8
    Dauerschreiber Avatar von Litchi
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    hallo

    ich bin auch ein CSI Fan und musste natürlich diese Geschichte lesen.

    Also ich finde die beiden Teile bis jetzt ganz super. Nun, da ich im Schreiben nicht so viel Ahnung hab, kann ich nur sagen, dass du die Charaktäre von Gil und Catherine ziemlich gut getroffen hast. Die sind nämlich auch so in der Serie.

    Und die üblichen Verdächtigen . Ich bin schon gespannt, was es mit diesen drei suspekten Typen auf sich hat.

    Weiter, weiter, weiter...
    "Those that would give up essential liberty in pursuit of a little temporary security deserve neither liberty nor security." - Benjamin Franklin

  9. #9

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    Hallo zusammen&#33;

    Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder zurück und das mit meiner CSI Fanfiction. Ich habe die ersten beiden Teile noch ein bisschen verändert und paste in diesen Beitrag mal alles was ich bis jetzt geschrieben habe. Also nicht wundern, wenn euch das bekannt vorkommt. Ein Kapitel ist aber neu dazugekommen. Wie immer ist eure Kritik gefragt, denn die hat mir auch geholfen über einige Dinge nachzudenken und diese dann genauer zu beschreiben.


    Prolog:

    Sanft und lautlos wie eine Schneeflocke landete die vom Mondlicht beschienene Gestalt von außen auf dem Sims des weit geöffneten Fensters. Die weißen Vorhänge bauschten sich im warmen Nachtwind. In der Luft hing ein süßlich – metallischer Geruch nach Kupfer und obwohl die Nacht warm war, bildete der Atem der Gestalt weiße Wölkchen als wäre es eiskalt. Aber im Grunde war es das auch, denn es herrschte eine seltsame kühle Unwirklichkeit, die das Herz zu Eis erstarren ließ. Das kalte Mondlicht enthüllte die grausame Szenerie einer von Blut umgebenen Schönheit, die weiß wie Schnee auf dem Boden ihrer Wohnung lag. Hätte man das Blut angefasst, dann hätte man mit Schrecken festgestellt, dass es noch warm war. Das Leben war gerade erst aus dem Körper der Frau gewichen.
    Die Gestalt am Fenster machte einen Schritt nach vorn. Das Mondlicht ließ nun seltsame schwarze Stellen im Blut und auf dem Körper der Frau sichtbar werden, die wie Verunreinigungen wirkten. Sie sahen fast aus wie schwarze, dicke Schneeflocken, die auf den leblosen Körper herabgerieselt waren.
    Zu spät&#33; dachte die Gestalt. Ich muss mich beeilen...


    1.Kapitel: Das gestohlene Herz

    1.

    Die Nacht wurde vom Geheul der Polizeisirenen durchdrungen. Niemand achtete sonderlich darauf. Las Vegas war laut und eine Stadt die nie schlief, also fielen solche Dinge nicht groß auf. Die Menschen in den zahllosen Spielcasinos, Nachtclubs, Hotels, Restaurants, Bars und anderen Etablissements merkten noch nicht einmal, dass wieder einmal etwas in der Stadt passiert war. Die Sirenen erstarben, als sie ihren Zielort erreichten. Ein kleines Haus am Stadtrand in einem nicht ganz so vornehmen aber auch nicht heruntergekommenen Viertel. Um das Haus standen schon mehrere Polizeiautos und ein Krankenwagen. Ein gelbes Band mit der Aufschrift „Crime Scene – Do not cross“ sperrte das ganze ab. Eine kleine Anzahl von Schaulustigen hatte sich auf der anderen Straßenseite versammelt. Sie hatten bemerkt, dass niemand aus dem Haus herausgetragen worden war, sondern dass die Sanitäter mit leeren Händen und ein wenig blaß um die Nase zurück gekommen waren. Es sah so aus als würde kein Krankenwagen mehr benötigt werden.
    Das erste was Gil Grissom tat als er am Tatort aus seinem Wagen stieg, war sich die Leute genau zu betrachten. Ob wohl einer von ihnen etwas wichtiges gesehen hatte oder sogar selbst der Täter war? Doch die Menschen sagten selten die Wahrheit, Beweise logen jedoch nie, sagte er sich immer wieder, und lebte auch danach. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde, als er auf das Haus zuging, nur dass es ein Mord war. Und wie jedes Mal würde der Täter reichlich Beweise am Tatort zurückgelassen haben.
    In der Eingangstür des kleinen Hauses standen Jim Brass und Catherine Willows, zwei seiner Kollegen.
    „Ah, Gil“, begrüßte die hübsche blonde Frau ihn. Er nickte ihr nur kurz zu wandte sich aber dann direkt an den Polizisten.
    „Was haben wir hier, Brass?“, fragte er so kurzangebunden wie immer.
    „Angela June, 26 Jahre, nicht verheiratet, liegt nackt dort oben im ersten Stock in einer Lache ihres eigenen Blutes. Ihre Mitbewohnerin Mary May und der Vermieter Samuel Smith haben sie anscheinend gefunden woraufhin der Vermieter den Notruf alarmiert hat“, erklärte Brass ganz sachlich wie immer die Lage. „Gehen sie ohne mich da hoch“, fügte er aber noch hinzu. „Das einmal zu sehen war mir genug. Ich werde statt dessen den Vermieter und die beiden Mieterinnen Mary May und Betty Johnson befragen.“

    Der Anblick, der sich den beiden Ermittlern von der Spurensicherung bot, war grauenvoll. Wenn man diesen Beruf ausübte, sah man schon einiges, was einem den Verstand rauben konnte, doch etwas derart Grausames hatte man selten und musste schon von einem kranken Geist zeugen.
    Angela Junes Zimmer lag ganz am Ende eines langen Flures im ersten Stock des Hauses. Die Tür stand weit offen und direkt wenn man das Zimmer betrat, sah man die junge Frau auf einem rot-weiß gesprenkelten Teppich liegen. Doch wenn man einen längeren Blick auf die Szene warf sah man, dass der Teppich einmal schneeweiß gewesen sein musste.
    Die Luft war übelkeiterregend mit dem Geruch nach Kupfer erfüllt, denn das Blut der Frau musste fast vollständig in den Teppich gesickert sein. Die Wand war mit Blutspritzern übersät.
    Catherine musste ein Würgen unterdrücken und versuchte, durch den Mund zu atmen, um diesen Gestank nicht mehr so intensiv wahrnehmen zu müssen.
    Grissom stellte seinen Alukoffer mit den Utensilien zur Untersuchung des Tatorts an der Tür ab und öffnete ihn. Er holte ein paar Handschuhe und eine Kamera heraus und machte sich daran, den Tatort zu fotografieren.
    Angela lag nackt auf dem Rücken und ihr Körper war von oben bis unten mit einem scharfen Gegenstand aufgeschnitten worden, als hätte sie jemand ausweiden wollen. Ausdruckslos blickten ihre braunen, offenen Augen zur Decke. Ihre Hände waren gefaltet und lagen über einer großen Wunde auf dem Brustkorb, der aufgebrochen worden war.
    Catherine schluckte und ihr wurde wieder übel. Doch sie riss sich zusammen und sagte mit Entsetzen in der Stimme: „Es sieht aus als hätte jemand ihre Hände nachträglich so arrangiert.“
    Grissom nickte zustimmend. Wären die Hände die ganze Zeit so gefaltet gewesen, wäre der Täter nie an ihren Brustkorb gekommen ohne die Hände auch zu verletzen.
    Gil schoss davon einige Fotos und meinte dann zu seiner Kollegin: „Sieh mal.“
    Er deutete auf den Boden vor ihren Füßen. Catherine sah Fußspuren aus Blut auf dem Teppich, die Richtung Flur führten. Vielleicht stammten sie vom Täter.
    „Die Fußspuren gehen nicht auf dem Gang weiter“, meinte Grissom nachdenklich und widmete sich den Blutspritzern an der Wand.
    „Der Täter muss hier ganz schön gewütet haben“, sagte Catherine und blickte sich weiter im Raum um. Es gab auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches in dem kleinen Wohnzimmer zu sehen. Das Fenster stand sperrangelweit offen und die Gardinen bauschten sich im lauwarmen Nachtwind.
    Links von der Eingangstür war ein dicker Vorhang, der diesen Raum von einem anderen abtrennte.
    Catherine nahm ihren großen Alukoffer in die Hand und schob den Vorhang zur Seite. Dahinter fand sie ein kleines, schmales Schlafzimmer. Auch hier war das Fenster weit geöffnet und der Wind spielte mit den Vorhängen.
    Das erste was ihr unangenehm auffiel als sie den Raum betrat war die seltsame Kälte als würde die Wärme der Nacht trotz des geöffneten Fensters nicht hinein gelangen können. Das ganze Zimmer kam ihr so kühl vor, als müsste sie jeden Moment sehen wie ihr Atem kondensierte. Sie fröstelte und vermutete, dass die Klimaanlage wohl zu kalt eingestellt oder defekt war.
    Sie schaute auf das schmale Bett, das ganz zerwühlt war und fragte sich, was der Täter dieser jungen Frau wohl noch angetan haben mochte, bevor er sie auf brutalste Art und Weise getötet hatte.
    Sie musste sich jetzt voll und ganz darauf konzentrieren, Beweise zu finden, die der Täter hier zurückgelassem hatte.
    Neben dem Bett stand ein Nachttisch mit einer Lampe darauf und daneben eine blaue Vase mit einem hübschen, weißen Muster, in der rote Rosen waren. Sie sahen noch ziemlich frisch aus. Die junge Frau musste sie erst kürzlich hier hin gestellt haben. Neben einem Buch lag ein kleiner, weißer Briefumschlag auf dem Nachttisch.
    Catherine stellte ihren Koffer auf dem Boden ab und nahm Handschuhe heraus. Vorsichtig nahm sie den Umschlag, der bereits geöffnet war und holte eine mit Schnörkeln verzierte Karte heraus. Es stand nicht viel darauf, aber es reichte aus, um die Ermittlerin noch einmal frösteln zu lassen:
    „Rote Rosen werden schwarz...
    Sie weinen Blut und fallen wie Schnee herab...
    Die Königin mit dem Herzen aus Eis bringt den Tod&#33;“
    Der letzte Satz sah wie eine Warnung aus. Was hatte das zu bedeuten? Vielleicht war das eine Spur, die zum Mörder führte.
    Catherine drehte die Karte um und auf der Rückseite stand „Rosenkönig“ in der selben gleichmäßigen Handschrift wie auf der Vorderseite. Darunter war aufgedruckt die Adresse des Geschäftes zu lesen aus dem die Rosen und die Karte stammten.
    Catherine nahm eine kleine durchsichtige Tüte, die zur Sicherstellung von Beweismitteln diente, und steckte den Umschlag samt Karte hinein. Vielleicht war es möglich im Labor Fingerabdrücke davon zu nehmen.
    Sie verstaute die Tüte sicher in ihrem Koffer und schaute sich dann weiter um. Mit dem UV Licht untersuchte sie das Bettlaken nach Körperflüssigkeiten und wurde auch schnell fündig. Sie würde das Laken vorsichtshalber mit ins Labor nehmenm, um nichts zu übersehen.
    Als sie das Kissen zur Seite schob, sah sie etwas schwarzes darauf liegen. Sie legte die Lampe zur Seite und holte eine Pinzette aus ihrem Koffer. Behutsam packte sie das kleine, schwarze Indiz und hielt es vor ihr Gesicht, um es näher zu betrachten. Es war das Blütenblatt einer Rose. Merkwürdig daran war, dass es pechschwarz war und so nicht zu den roten Rosen auf dem Nachttisch gehören konnte. Jemand musste aus irgendeinem Grund Rosen schwarz gefärbt haben und das war noch nicht so lange her, denn das Blatt zeigte keine Spuren von Verfall. „Rote Rosen werden schwarz...“, dachte sie und ihr lief es kalt den Rücken herunter.
    Catherine verstaute das Blütenblatt in einer zweiten Tüte und legte diese in ihren Koffer. Die restlichen Rosen würde sie vorsichtshalber ebenfalls als Beweis mitnehmen.
    Sie wollte gerade zu der Vase greifen, als durch das geöffnete Fenster ein verdächtiges Geräusch an ihr Ohr drang. Von diesem Moment an lief alles wie schon unzählige Male in diversen Übungen simuliert ab. Sie zog ihre Waffe aus dem Holster, eine 15 – schüssige 9 Millimeter und trat mit der Waffe in der rechten und der Taschenlampe in der linken Hand vorsichtig an das Fenster. Sie lugte, Lampe und Waffe im Anschlag, um den Fensterrahmen, genau darauf bedacht einen potentiellen Angreifer möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Sie leuchtete in den Garten, dessen Anblick ziemlich trostlos war. Er war nicht sehr groß und in einem verwahrlostem Zustand. Im Moment schien er als Stellfläche für 2 große Mülltonnen zu dienen.
    Als der Lichtkegel auf eine dieser Tonnen fiel, wurde Catherine schnell klar, von was sie sich hatte aus der Ruhe bringen lassen, denn sie blickte geradewegs in das erschreckte Gesicht eines Waschbären. Erleichtert, dass sich die Situation so gefahrlos geklärt hatte, schaltete sie ihre Lampe wieder aus und steckte die Waffe zurück in das Holster. Sie konnte sich dabei ein Lächeln nicht verkneifen, da sie bei sich dachte: Nicht auszudenken was Grissom gesagt hätte, wenn ich dem armen, kleinen Kerl ein Loch in den Pelz gebrannt hätte.
    Doch dieses Lächeln verschwand als ihr Blick auf die Fensterbank fiel und sie die schmalen Kratzer im Holz bemerkte. Sie fragte sich, was es wohl damit auf sich hatte, konnte aber keine Erklärung dafür finden. Deshalb machte sie vorerst nur ein Foto davon und widmete sich dann endlich der Sicherstellung der Vase mit den Rosen.
    Die Durchsicht des Nachttisches und die des Kleiderschrankes ergab keine neuen Erkenntnisse und auch auf dem Boden vor dem Bett und um das Bett herum gab es nichts Auffälliges.
    Catherine war mit ihren Untersuchungen im Schlafzimmer fertig und ging zurück ins Wohnzimmer.
    „Stop&#33;“ rief Gil aus als sie in dem Durchgang war und sie zuckte unweigerlich zusammen. „Schau mal nach unten.“
    Catherine blickte zu Boden und sah kleine Blutspritzer auf dem weißen Teppich unter dem Durchgang.
    „Der Vorhang war geschlossen als wir das Zimmer betraten“, erinnerte sich Grissom. „Und es waren keine Blutspritzer darauf.“
    „Das bedeutet der Vorhang war zur Tatzeit offen und jemand hat ihn nach der Tat zugezogen“, führte sie seinen Gedanken zuende. „Vielleicht der Täter.“
    Gil nickte bestätigend.
    „Sieh dir das hier mal an“, sagte sie dann und hielt ihm den Umschlag mit der Karte darin hin. Er holte die Karte heraus und las das Gedicht. Seine Stirn legte sich in Falten.
    „Ein seltsames Gedicht“, war seine Meinung dazu. „Die Handschrift ist ordentlich und ebenmäßig fast schon kalligraphisch. Wir sollten den Blumenladen besuchen, der auf der Karte angegeben ist. Vielleicht erinnert sich jemand an das Gedicht.“
    „Vielleicht hat der Täter die junge Frau geliebt und sie hatte ein Herz aus Eis und musste deshalb sterben“, mutmaßte Catherine.
    „Jetzt zumindest nicht mehr“, antwortete Grissom trocken. „Sie hat kein Herz mehr. Es wurde entfernt.“


    2.

    Samuel Smith, ein Schwarzer anfang Vierzig, mit kurzem Haar und einem kurzen Bart, saß in einem braunen Sessel und schaute nach draußen in die Nacht. Er brauchte einen Drink. Dieser Polizist, Jim Brass wie er sich genannt hatte, der ihnen Fragen über Fragen gestellt hatte, stand noch immer in der Tür und unterhielt sich mit einem Kollegen.
    Betty Johnson, eine große schlanke Frau mit glattem, blonden Haar, hockte auf der Couch und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Sie sah ziemlich verstört aus und ihre Hände zitterten nervös.
    Am Fenster stand Mary May, eine junge Frau mit langen, blonden Locken und blickte ins Leere als würde sie über etwas nachgrübeln. Sie war in einen weißen Bademantel gehüllt, der ihr ein wenig zu groß zu sein schien, denn er reichte bis zum Boden. Im Gegensatz zu Betty war sie die Ruhe selbst, obwohl an ihren Händen Blut klebte. Blut von ihrer ehemaligen Nachbarin und Freundin Angela.
    Samuel betrachtete Mary und spürte wie ihre Ruhe auf ihn überging und das Verlangen nach einem Drink nachließ. Das war immer so und er konnte keine Erklärung dafür finden.
    Nun betraten zwei weitere Personen den Raum. Beide trugen große Alukoffer. Die eine war eine hübsche Blondine, die auf den ersten Blick überhaupt nicht wie eine Polizistin aussah und die andere Person war ein Mann mit graumeliertem Haar.
    „Mein Name ist Catherine Willows, das ist Gil Grissom. Wir sind vom CSI und würden ihnen gerne ein paar Fragen stellen“, begann die Ermittlerin sofort.
    Klar, dachte Samuel. Wieder Fragen über Fragen und herauskommen würde das gleiche wie zuvor.
    „Miss May und Mr. Smith haben die Leiche gefunden“, sagte Brass und beantwortete schon mal die erste Frage.
    Der Blick des zweiten Ermittlers fiel sofort auf Marys blutverschmierte Hände. Ohne zu zögern ging er zu ihr hinüber und stellte seinen Koffer ab. Sie schaute immer noch ins Leere und schien ihn erst nicht zu bemerken.
    „Miss May?“, sprach Grissom sie mit ruhiger Stimme an. Sie nickte nur, ohne ihn anzusehen oder etwas zu erwidern. „Haben sie die Leiche angefasst?“
    Wieder nur ein Nicken ohne eine Erklärung oder dergleichen.
    Gil öffnete seinen Koffer und holte ein neues Paar Handschuhe heraus.
    „Darf ich ihre Hände sehen?“ fragte er und diesmal wandte sie ihren Kopf zu ihm und schaute ihn an. Es sah wie ein kurzes Betrachten aus, um festzustellen mit wem sie es hier zu tun hatte. Sie streckte ihre Hände aus und drehte ihren Kopf wieder dem Fenster zu, als wäre ihr das Ganze völlig gleichgültig.
    Grissom begann die Hände zu fotografieren und zögerte ein wenig, bevor er mit einem Wattestäbchen eine Probe von dem Blut nahm.
    Währenddessen befragte seine Kollegin die Anwesenden.
    Sie wandte sich zuerst an Mr. Smith.
    „Wann haben sie das Opfer entdeckt?“, war ihre erste Frage.
    „Hm...“, begann Samuel. „Das muss so gegen 1 Uhr nachts gewesen sein. Ich lag in meinem Bett und hörte plötzlich von oben einen Schrei und einen dumpfen Schlag. Sofort bin ich nach oben, um nachzusehen. Da kam auch schon Mary aus ihrem Zimmer und ich fragte sie, was das gewesen war. Sie ging zielstrebig auf die Tür von Angela Junes Zimmer zu und öffnete diese. Und da sahen wir sie da liegen.“
    „Sind sie bei dem Opfer im Zimmer gewesen?“, war die nächste Frage an Sam gerichtet.
    „Nein“, kam die Antwort aber nicht von Samuel sondern von Mary. „Ich bin ins Zimmer, als ich sie dort liegen sah.“
    Sie war vom Fenster weggetreten und stand jetzt genau neben Grissom, die Hände immer noch wie zum Beweis ihrer Worte vor sich ausgestreckt.
    „Ich rief Sam zu, er solle einen Krankenwagen rufen und bin dann ins Zimmer. Das Fenster stand weit offen und um Angela herum auf dem Boden bildete sich eine Blutlache. Ich ging zu ihr hin und sah, dass ihre Hände über ihrer Brust gefaltet waren. Darunter klaffte ein Loch. Auch wenn ich mir sicher war, dass sie nicht mehr leben konnte, kniete ich mich hin und berührte ihren Hals und ihre Hände um den Puls zu fühlen. Sie war noch ganz warm, aber ich konnte keinen Pulsschlag feststellen.
    Es war seltsam, aber in dem Zimmer herrschte eine unheimliche Kälte und ich dachte erst, dass es draußen Winter geworden sein musste, aber ich erinnerte mich, dass ich vor einigen Minuten noch vor Hitze schwitzend bei offenem Fenster geschlafen hatte.
    Ich erhob mich wieder und ging zur Tür zurück. Da bemerkte ich, dass ich blutige Fußspuren hinterließ und zog meine Schuhe aus, weil ich das Blut nicht im ganzen Haus verteilen wollte. Als ich an der Treppe war, kam Betty aus ihrem Zimmer, sah was passiert war und rannte ins Bad. Ich wartete auf dem Flur und hörte auch schon Polizeisirenen, die sich näherten.“
    Eine Weile war es still geworden. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und Samuel fröstelte als er sich an die seltsame Kälte erinnerte, die aus dem Zimmer geströmt war, vermischt mit dem Geruch nach Blut.
    „Was hat sie dazu veranlasst, aus ihrem Zimmer zu kommen?“ fragte Mrs. Willows nun Mary.
    „Wie Sam hörte ich einen Schrei und einen dumpfen Schlag. Ich sprang aus meinem Bett und zog mir schnell was über. Auf dem Flur sah ich dann auch schon Sam die Treppe hochkommen.“
    Catherine nickte und stellte die selbe Frage noch einmal Betty.
    „Ich hörte das selbe“, antwortete diese und zündete sich mit zitternden Händen mühsam eine neue Zigarette an. „Da ich mich noch im Halbschlaf befand, dachte ich dass es vielleicht nur Einbildung gewesen war. Aber dann hörte ich eilige Schritte und Stimmen draußen auf dem Flur. Mary die laut rief, dass Samuel einen Krankenwagen rufen sollte. Ich zog mir also etwas über und kam dann aus meinem Zimmer. Und dann sah ich Angela da liegen. Ich hab noch nie eine Leiche gesehen und das war zuviel für mich. Ich rannte aufs Klo und wurde mein Abendessen wieder los.“
    „Haben sie irgendjemanden hinaus oder hineingehen sehen?“ fragte Mrs Willows weiter.
    Keiner der Anwesenden bejahte diese Frage.
    Gil begann, seine Sachen wieder zurück in den Koffer zu packen.
    „Mr. Grissom?“ sprach Mary ihn an. „Ich habe meine Hausschuhe da vorne hingestellt und auch das T-Shirt, das ich trug, als ich Angela berührte, habe ich dazu gelegt. Ich denke, dass sie das vielleicht brauchen.“
    „Ja, danke“, erwiderte Grissom und Samuel sah ihm deutlich an, dass er scheinbar ein wenig überrascht war.
    Er musste innerlich lächeln. Mary hatte vor kurzem ein Seminar über Kriminologie besucht und wusste ein wenig über solche Dinge bescheid. Aber das konnte der Polizist ja nicht wissen.
    „Ich habe noch eine Frage“, meinte Grissom wieder an Mary gewandt. „Erinnern sie sich an den Vorhang zu Angela Junes Schlafzimmer? Wissen sie ob der geschlossen war oder offen als sie das Zimmer betraten?“
    „Er war geschlossen“, kam ihre prompte Antwort.
    Gil schien fürs erste genug Informationen bekommen zu haben, denn als er die Schuhe und das T-Shirt sicher als Beweise hatte, bedankte er sich bei allen Anwesenden für ihre bisherige Kooperation und bat sie, sich für eventuelle Rückfragen zur Verfügung zu halten.
    Samuel wusste was das bedeutete. Sie galten alle als verdächtig und durften auf keinen Fall die Stadt verlassen. Immer diese gespielte Freundlichkeit.

    Draußen sagte Gil Grissom zu seiner Kollegin: „Wir wissen nun was diese Leute gesehen haben wollen, lass uns herausfinden, ob uns die Beweise dieselbe Geschichte erzählen.
    Catherine nickte. Sie hatte den starken Eindruck, dass diese Leute mehr wussten, als sie zugaben und diese Miss May war so ruhig gewesen. Viel zu ruhig dafür, dass ihre Freundin heute Nacht ermordet worden war.

    3.
    Catherine war gerade damit beschäftigt die Bilder vom Tatort in ihrem Büro auf einem großen Tisch auszubreiten, als sie plötzlich vom Piepen ihres Pagers aufgeschreckt wurde. Als sie ihn unter einem Stapel Papiere hervor gekramt hatte und einen Blick auf das Display warf, wusste sie wer versuchte sie zu erreichen. Es war Dr. Robbins, der Pathologe und sie vermutete, dass er bei der Obduktion der Leiche neue Beweise gefunden hatte, die er ihr nun schnellstmöglich zukommen lassen wollte. Sie überlegte einen kurzen Moment, ob sie zuerst die Sortierung der Bilder abschließen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Die Beweise die Dr. Robbins gefunden haben mochte dürften bei weitem aufschlussreicher sein wie die Bilder die dort vor ihr lagen. Außerdem würden die Bilder auf sie warten.
    Sie griff sich also ihren Pager und Schlüssel und öffnete die Tür zu ihrem Büro. Als sie einen Schritt vor die Tür setzen wollte wurde sie fast von ihrem Kollegen Warrick Brown umgerannt, der den Korridor hinunter hetzte. „Sorry, Cath. Nick und ich müssen zu einem Unfall mit Todesfolge in einem Fitnessstudio. Brass erwartet uns schon.“ Catherine hatte Mühe die letzten Worte zu verstehen, denn ihr Kollege hatte sein Tempo nicht verlangsamt, sondern war schon am Ende des Korridors abgebogen. Nachdem Warrick verschwunden war, besann sie sich wieder darauf, dass sie zu Dr. Robbins wollte und ging in Richtung Pahologie.
    Da sie dabei automatisch an Gils Büro vorbei kam, machte sie kurz halt, um zu sehen ob er im Moment dort arbeitete. Sie warf einen Blick durch die Glastüre, die Grissoms Büro von dem regen Treiben des Korridors abtrennte. Der Anblick der sich ihr bot schien nur allzu vertraut. Gil saß in seine Arbeit vertieft im Halbdunkeln seines Büros und sein Gesicht wurde nur durch das fahle Licht beleuchtet, das von seinem Computer Monitor aus ging. Sie ließ sich trotzdem nicht davon abhalten an seine Türe zu klopfen. Gil blickte nur kurz von seiner Arbeit auf und so machte sie ihm durch eine Handbewegung klar, dass er kurz zur Tür kommen solle.
    Er kam dieser Aufforderung nach und kaum dass er die Tür geöffnet hatte sprach er Catherine an: „Ja, was gibt es? Ich habe zu tun und wäre dir sehr dankbar wenn du später wieder kommen könntest.“
    „Dr. Robbins hat mich angepiept, ich denke er hat während der Obduktion von Angela June neue Beweise gefunden.“
    „Das ist natürlich etwas anderes. Gib mir zwei Minuten, dann komme ich mit in die Pathologie.“
    „So, so. Für ihn hast Du also Zeit?“, stichelte Catherine gegen ihren Vorgesetzten.
    Gil hob kritisch die Augenbrauen, verzichtete aber darauf etwas zu erwidern, sondern schloss mit den Worten: „Bin gleich wieder da.“ seine Bürotüre. Catherine vermutete, als sie ihn durch die Glastüre beobachtete, dass er noch das Dokument an dem er gerade gearbeitet hatte sichern und den Computer herunterfahren würde. Sie sollte Recht behalten, denn es war kaum eine Minute vergangen, da stand Gil auch schon wieder in der offenen Bürotüre vor ihr.
    „Lassen wir Dr. Robbins nicht länger warten.“ Mit diesen Worten schlug Gil den Weg in Richtung Pathologie ein.

    Es dauerte nicht lange und die beiden standen vor einer zweiflügeligen Tür, die mit den Worten „Pathologie“ beschriftet war und an eine Tür zum OP-Saal eines Krankenhauses erinnerte. Gil hielt die Tür auf und wies Catherine mit einem „Nach Dir“ den Weg in das hinter der Tür liegende Labor. Als sie den Raum betraten, fanden sie Dr. Robbins und seinen Assistenten David in ihre Arbeit vertieft vor. Sie standen sich an einem metallenen Untersuchungstisch gegenüber, der von einer mehrflammigen OP-Leuchte hell ausgeleuchtet wurde und schienen noch mit der Obduktion der toten Miss June beschäftigt zu sein. Die Beiden sahen auch erst von ihrer Arbeit auf, als Gil und Catherine die Hälfte des Raums durchquert hatten und Gil sich demonstrativ räusperte
    „Kommen sie näher, ich habe bei der Obduktion etwas entdeckt, das ich Ihnen gerne zeigen möchte.", bat Dr. Robbins, der nun von seiner Arbeit aufsah und seine Aufforderung durch eine Handbewegung unterstrich.
    Dieser Aufforderung kamen beide gerne nach, denn schließlich wollten sie wissen inwiefern die Entdeckung, die Dr. Robbins sie hier her zitieren ließ, ihnen bei ihren weiteren Ermittlungen hilfreich sein könnte. Sie näherten sich also dem metallenen Obduktionstisch und David, der bei ihrem Eintreffen noch Dr. Robbins gegenüber gestanden hatte, um ihm zu assistieren, ging einen Schritt zur Seite um Catherine und Gil einen ungehinderten Blick auf den obduzierten Leichnam zu ermöglichen.
    Der Anblick der sich ihr bot als sie den Körper der einst so schönen und makellosen Frau betrachtete weckte in Catherine die Erinnerung an die Nacht in der sie diese Frau zum ersten Mal gesehen hatte.
    Das helle Licht, dass die Leuchte über dem Tisch verbreitete war allerdings nicht so gnädig wie die dämmerige Beleuchtung am Tatort. Und so musste Catherine tief Luft holen als ihr bewusst wurde mit welch gnadenloser Brutalität der Täter seinem Opfer den Brustkorb geöffnet hatte. Wie schon unzählige Male zuvor, wenn sie in diesem Raum stand, stellte sie sich die Frage, was einen Menschen dazu bringen konnte einem anderen Menschen eine solche Grausamkeit anzutun.
    Sie ging diesem Gedanken nur einen Augenblick nach, denn Dr. Robbins fing an Gil und ihr zu erklären, warum er sie zu sich gebeten hatte.
    "Catherine. Gil. Sie fragen sich sicherlich warum ich sie in diesem Fall zu mir gebeten habe", begann Dr. Robbins. "Es gibt ein paar Dinge, die mir während der Obduktion von Miss June besonders aufgefallen sind.
    Das sicherlich Auffälligste ist der geöffnete Brustkorb. Hierzu musste der Täter erst einmal die oberen Haut- und Fettschichten auftrennen. Dafür hat er ein scharfes Schneidinstrument knapp unterhalb des Kehlkopfs angesetzt und einen geraden Schnitt bis hinunter zum Bauchnabel durchgeführt. Danach scheint er mit einer Art Beil die Rippen links vom Brustbein durchtrennt zu haben.
    David hat bereits mit Plastilin Abdrücke von den Schnittkanten angefertigt, die ihnen dabei helfen sollten das hierfür benutze Werkzeug näher zu bestimmen.
    Die Lücke, die durch das Durchtrennen der Rippen entstanden ist, ermöglichte es dem Täter an das unter den Rippen liegende Herz zu gelangen. Das Herz hat er dann, vermutlich mit dem gleichen scharfen Instrument das er zuvor benutzt hat, herausgeschnitten. Dieses Herausschneiden geschah sehr unpräzise, wie die Schnittfläche an der Aorta beweist und somit scheint der Täter es nur als Trophäe entfernt zu haben, denn für eine Organtransplantation wurde nicht sorgfältig genug gearbeitet. Interessant ist, dass ich im Inneren des Brustkorbs, dort wo vorher das Herz saß, dieses Objekt gefunden habe." Er hielt den beiden ein kleines Plastiktütchen hin, in dem sich etwas befand, das wie ein schwarzes Rosenblatt aussah.
    "So etwas habe ich schon am Tatort gefunden", sagte Catherine und nahm das Tütchen an sich.
    "Abschließend wäre zu den Verletzungen des Brustkorbs zu bemerken, dass sie &#39;post mortem&#39; geschah. Das Opfer war zu dem Zeitpunkt bereits tot und hatte eine große Menge Blut verloren."
    "Was war dann die Todesursache?", wollte Gil wissen
    "Sehen Sie diese etwa 15cm langen Schnittverletzung am Hals?", Dr. Robbins deutete auf eine klaffende Wunde, dunkelrot von dem in ihr geronnen Blut, die sich von einer Seite des Halses bis zur anderen erstreckte, "Dadurch wurde auf beiden Seiten die &#39;Arteria carotis&#39; durchtrennt. Diese Verletzung an den beiden großen Halsschlagadern war für das Opfer tödlich, da es in kürzester Zeit zu einem großen Blutverlust kam."
    "Gibt es irgendwelche Verteidigungsspuren?", fragte Grissom.
    "Nein. Das Opfer muß sich zwar gewehrt haben, da ich unter seinen Fingernägel eine größere Menge organischer Fremdsubstanz gefunden habe, die auf Grund des gepflegten Zustands der Toten, so vermute ich, nur vom Täter stammen können, allerdings deuten die Spuren nicht darauf hin, dass es zu einem Kampf gekommen ist. Was mir allerdings auffiel ist die Tatsache, dass dem Opfer ein paar Büschel Haare ausgerissen wurden. Ich schließe daraus, dass der Täter das Opfer von hinten an den Haaren gepackt hat um ihm dann die Kehle durchzuschneiden. Das muss sie so überrascht haben, dass es nicht zu einem Kampf kommen konnte. Aus dem Verlauf der Schnittverletzung am Hals von links unten nach rechts oben, kann man vermuten, dass der Mann in etwa 20cm größer sein muß als Miss June und dass er Rechtshänder ist."
    "Gibt es Anzeichen dafür, dass Miss June vor ihrem Tod sexuell missbraucht wurde?" Diese Frage kam von Catherine.
    "Miss June hatte definitiv innerhalb der letzten 24 Stunden vor ihrem Tod sexuellen Verkehr. Allerdings hat nichts bei der Untersuchung ihrer Vagina darauf hingewiesen, dass dies nicht in beiderseitigem Einverständnis geschehen ist. Zwar habe ich leichte Verletzungsspuren gefunden, deren Position aber mehr von leidenschaftlichen Sex, denn von sexuellem Missbrauch zeugen. Von daher würde ich eine Vergewaltigung ausschließen. Ich habe aber einen Abstrich ihres Vaginal-Sekrets genommen und mit etwas Glück sollte Greg in der Lage sein die in diesem Abstrich vorhandenen Spermien zu isolieren und daraus die DNA zu extrahieren."
    "Gut. Dann werden wir den Befund von Mr. Sanders bekommen. Gab es sonst noch Auffälligkeiten bei der Obduktion der Leiche?", es schien so als könne es Gil gar nicht abwarten wieder in sein Büro zu kommen um die neuen Beweise mit in seine Überlegungen einzubeziehen.
    "Nein von meiner Seite aus war das alles was es zum bisherigen Stand der Dinge zu sagen gäbe. Sollte David und mir beim Abschluss der Obduktion noch etwas auffallen, dann werden wir sie es wissen lassen."
    Nachdem sie nun alle neuen Informationen erhalten hatten verabschiedeten sich Catherine und Gil von dem Pathologen und seinem Assistenten und verließen die Pathologie auf dem Weg den sie gekommen waren.
    <span style='color:orange'>Geh lieber durch die Wand als immer durch die Tür,
    durchbreche den Verstand, dann findest Du zu Dir. </span>
    visit me at Das Labertaschenboard

  10. #10

    Standard

    Huhu&#33;
    Ich bin vor ein paar Tagen über die Story gefallen und möchte auf jeden Fall wissen, wie es weiter geht&#33;
    Schreibst Du noch weiter?
    ~-o~o~o-~
    I don't go out so much. So I read.
    (Pilot)
    Friends help you to move, real friends help you to move bodies. (John Crichton)

  11. #11
    Plaudertasche Avatar von Sky
    Dabei seit
    04.11.2003
    Ort
    SA
    Beiträge
    520

    Standard

    Gut fortgesetzt die Geschichte und auch ich warte interessiert darauf, wie es weitergeht.

    "Zwei Monologe, die sich gegenseitig immer und immer wieder störend unterbrechen, nennt man eine Diskussion."
    ~ Charles Tschopp

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