von DerBademeister: Welche Kriterien muss Hohmann erfüllen, was muss er sagen, damit er in Deinen Augen Antisemit ist.
Meine eigenen. Wenn jemand etwas antisemitesches sagt, muß er es noch lange nicht sein. So wie Hohmann seine Rede aufgebaut hat, dürfte er es wohl aller Erfahrungswerte wohl sein. Aber solange ich nichts weiteres weiß halte ich mich mit solchen Anschuldigungen lieber zurück, denn diese fallen bei mir unter die Rubrik Vorverurteilungen, wofür gerade die Antisemiten berüchtigt sind.

von Drago: eine IMO zuverlässige Quelle

vollständige Rede Hohmanns bei tagesschau.de
Danke für die zuverlässige Quellenangabe!

Viele Grüße
wu-chi

edit: Dort findet sich auch ein interessantes Interview:
Als antisemitisch wird die umstrittene Rede des CDU-Abgeordneten Martin Hohmann kritisiert. tagesschau.de sprach mit Dr. Juliane Wetzel vom Institut für Antisemitismus-Forschung der Technischen Universität Berlin über die Rede.

tagesschau.de: Wie beurteilen Sie die Rede von Martin Hohmann?

Juliane Wetzel: Die Rede ist ein Rundumschlag, in der viele Dinge angesprochen werden - ob das die Zwangsarbeiterentschädigung ist oder die unsäglichen Vergleiche, die Bolschewisten seien Juden gewesen und damit seien die Juden auch als Tätervolk auszumachen. Insgesamt ist das eine Rede, die deutlich vom rechten Rand kommt.

tagesschau.de: Die Rede wird als antisemitisch kritisiert. Ist sie das? Und wenn, woran kann man das festmachen?

Wetzel: Inwieweit Herr Hohmann Antisemit ist oder nicht, spielt nicht unbedingt eine Rolle. Wichtig ist, dass er diese Stereotypen bedient. Das ist vor allem an seiner Aussage festzumachen, die Juden seien ein Tätervolk. Mit diesem Vergleich nimmt er die Verantwortung der Deutschen als ein Tätervolk zurück. So wie man das gerne zu tun pflegt, um die deutschen Verbrechen zu verharmlosen. Er macht das hier im Zusammenhang mit der sowjetischen Revolution, andere tun das im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt.

tagesschau.de: Noch einmal konkret: Kann man die Rede als antisemitisch bezeichnen?

Wetzel: Ich finde, sie bedient die antisemitischen Stereotypen. Im Kern, dort wo es um die Frage des Tätervolks geht oder wenn er sich auf Henry Ford bezieht, ist sie natürlich antisemitisch.

tagesschau.de: Hohmann beruft sich auf Fakten. Sind das Fakten?

Wetzel: Das sind die klassischen antisemitischen Quellen, die wir immer wieder zitiert finden. Wie Henry Ford, der große Autobauer, der sich daneben aber antisemitisch geäußert und antisemitische Bücher mit Weltverschwörungstheorien geschrieben hat. Hohmann bezieht sich gerade bei seinen Aussagen über das Tätervolk auf das Buch von Johannes Rogalla von Bieberstein - das ist auch klassisch antisemitische Literatur.

tagesschau.de: Das heißt, das Buch ist von einem Autor, den Sie als antisemitisch bezeichnen?

Wetzel: Ja. Dieses Buch bedient Weltverschwörungstheorien, die wir in der antisemitischen Propaganda immer wieder finden.

tagesschau.de: Hohmann beruft sich auf Fakten. Wie handfest sind sie?

Wetzel: Das sind zum Teil Fakten. Die muss man aber in einen Kontext stellen und sie nicht losgelöst darstellen. Man kann nicht sagen, weil der Prozentsatz der Menschen jüdischer Herkunft an der russischen Revolution relativ hoch war, sind Juden gleichzeitig ein Tätervolk. Das waren ja nicht als Juden Revolutionäre. Die waren stark assimiliert und im Grunde Russen.

tagesschau.de: Wie sieht die Wissenschaft die These vom „jüdischen Bolschewismus“?

Wetzel: Als Unsinn. Das ist eine von der nationalsozialistischen Propaganda immer wieder benutzte These. Es kommt ja nicht darauf an, wie viel russisch-orthodoxe Menschen oder Katholiken an der Revolution teilgenommen haben – darüber hat nie jemand gesprochen. Es werden immer nur die Juden als besondere Gruppe herausgehoben. Das ist immer wieder auf diese Weltverschwörungstheorien zurückzuführen, als gäbe es ein internationales Weltjudentum. Das gibt es nicht.

tagesschau.de: Sehen Sie ein bestimmtes Denkmuster in Hohmanns Rede? Findet sich das auch bei anderen Konservativen?

Wetzel: Natürlich. Man muss sich ja nur seine Homepage anschauen, wo er sich auch gegen eine multikulturelle Gesellschaft einsetzt. Das passt in dieses sehr rechtskonservative Weltbild, das auch nicht immer so deutlich von rechtsradikalen Ideen zu unterscheiden ist.

Das Interview führte Wolfram Leytz, tagesschau.de