Peter F.Hamilton - Armageddon Zyklus
Gleich mal vorweg: Diese Rezension bezieht sich auf den kompletten Zyklus.
Was Peter F. Hamilton hier vorlegt, kann man eigentlich mit einem Wort beschreiben: Gigantisch. Gigantisch ist der Seitenumfang des gesamten Zyklus (ca. 5700 Seiten!!, gigantisch ist das entworfene Universum, die Detailverliebtheit des Buches, die verflochtene Handlung, und vieles mehr. Und noch dazu ein gelungenes Genre-Mix aus (Nicht Ganz)Hard-SF und Horror.
Zur Story:
Im 26. Jahrhundert erlebt die Menschheit ein goldenes Zeitalter. Die Menschheit hat sich in zwei Hauptgruppierungen aufgeteilt, den Adamisten und den Edeniten. Während die Adamisten die „normalen“ Menschen sind, die noch an ihre Götter glauben, Planeten kolonisieren und Raumschiffe aus Metall und Fusionsantrieben fliegen, bevorzugen die Edeniten ein Leben in biologischen Habitaten um Gasriesen herum und pflegen nach, bzw während ihrem Tod, ihr Gedächtnis in die Habitatpersönlichkeit zu transferieren, was ihnen ein quasi ewiges Leben verschafft. Sie fliegen in ihren Bi-Tek Raumschiffen, und verfügen überdies noch über Tele- und Empathie.
Die Adamisten haben nun eine Dschungelwelt, Lalonde, kolonisiert. In der Anfangsphase geht es den Siedlern relativ Schlecht, sie befahren mit Dampfschiffen den gewaltigen Juliffe, an dessen Ufern die Siedlungen entstehen, und leben in Blockhütten, die sie mit mühseliger Arbeit aufgebaut haben. Auf dieser Welt trifft ein Ly-Glyph, ein transzendentes Wesen, auf die Menschen. Es beobachtet einen entflohenen Zettdee (Zwangsdeportierten) bei einem rituellen Mord, und kann wahrnehmen, wie die Seele des Opfers in eine andere Dimension erweicht, dem Jenseits. Während das Ly-Gliph der Seele folgt, geschieht ein Unfall, und die Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits ist nun in beide Richtungen passierbar. Die Seelen aus dem Jenseits besetzen einen Körper, und erhalten so ein neues Leben, samt sonderbaren Energetischen Fähigkeiten. Sie können z.B.: Materie umwandeln und Feuerbälle verschießen. Die Besessenen breiten sich aus wie eine Seuche, nicht nur über Lalonde, sondern über die komplette Zivilisation, und schon bald wird klar, eine Koexistenz ist unmöglich.
Der komplette Zyklus ist in 6 Teile, im englischen auf 3, aufgeteilt, und somit gilt, 2 Bände sind ein Buch. So geht es im ersten und zweiten Teil um den Ausbruch der Krise, und die ersten Eindämmungsversuche, im dritten und vierten um eine Jagd nach Superwaffe, die nicht in die Hände der Besessenen fallen darf, und im letzten Drittel schließlich um die Erde und die Lösung der Krise selbst.
Der Seitenumfang ist gewaltig, und damit auch die Lesedauer. Erfreulicherweise weist der Zyklus kaum Längen auf, im großen und Ganzen ist ein flüssiges Lesen garantiert. Negativ zu erwähnen ist, dass die Bücher nicht abgeschlossen sind. Es endet jeder Band mit einem Cliffhanger, so dass ich den kompletten Zyklus beinahe ohne Pause durchgelesen hatte. Im letzten Drittel hatte ich dann mit mir zu kämpfen, ob ich mir nun ein bisschen Abwechslung gönne, oder noch die letzten tausend Seiten lese, um zu erfahren, wie nun alles ausgeht. Und gleich vorweg, das Ende passt meiner Meinung nach nicht zum Rest. Aber da beim Lesen dieses Zyklus eher der Weg das Ziel ist, und das Ende 5%, wenn überhaupt ausmacht, fällt das nicht so ins Gewicht.
Zum Aufbau der Handlung: Sie kennen sicher Bücher, wo zwei oder drei verschiedene Handlungsstränge parallel geführt werden, und am Ende dann zusammentreffen? Hamilton hat diesen Erzählstil wohl auf den Höhepunkt getrieben. Er startet ein paar Haupthandlungsstränge, und einige Nebenstränge, deren Start und Endpunkt irgendwo in den knapp 6000 Seiten liegen. Diese enden aprupt, oder verschmelzen mit einem Anderen, und trennen sich einige Zeit später wieder. Es entsteht ein unheimlich verworrenes, aber dennoch ausgeklügelt wirkendes Netz aus Handlungssträngen. Jeder ist mit unglaublicher Detailverliebtheit geschrieben, ob nun Charaktere, Locations oder bestimmte Handlungen, alles wirkt authentisch. Der Nachteil dieser Erzählweise ist allerdings, dass sich, wenn ein Strang nach längerer Zeit wieder aufgegriffen wird, ein Deja-Vu Erlebnis einstellt, und ihn erst nach ein paar Seiten wieder in die Geschichte einordnen kann.
Die Genre Kreuzung aus Science Fiction und Horror machte mich zuerst etwas skeptisch. Jedoch muss ich sagen, Hamilton hat es geschafft, eine Symbiose dieser zwei Genres zu schreiben. Raumschiffe und Gefechte mit Hi-Tech Waffen gegen feurerballschleudernde Supermenschen passen gut zusammen. Zu erwähnen sei noch der relativ hohe Gewaltgrad, den zarte Gemüter abstoßend finden könnten. So sind auch die Menschen in 600 Jahren Entwicklung keine strahlenden, pazifistischen Helden, sondern schrecken nicht vor Genozid oder gewaltigen Raumschlachten zurück, um ihre Ziele zu erreichen. Auch die Possesion wird relativ blutig und detailliert beschrieben. Auch die Fickszenen, welche im ersten Band noch etwas zu häufig vorkommen, sich aber in den späteren auf ein erträgliches Maß reduzieren, könnten manche als zu detailliert ansehen. Meiner Meinung nach tragen diese Umstände nur zur Authentizität bei.
Also, holt euch den ersten Band, wenn ihr dem Thema etwas abgewinnen könnt, wenn euch der gefällt, sind die übrigen Pflicht.
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