Ob man Chronicles of Riddick leiden kann, hängt wie bei allen Vin-Diesel-Filmen in erster Linie davon ab, ob man sich mit einem Hauptdarsteller anfreunden kann, der mit etwa zweieinhalb verschiedenen Gesichtsausdrücken auskommt und dessen einzige Aufgabe es ist, cool zu sein.
Nun, ich konnte es

Um es kurz zu machen, wer über Dialoge im Stil von "Du willst mich mit deiner Suppentasse töten?" - "Da ist Tee drin." lachen kann, ist mit CoR bestens bedient. Vorausgesetzt, er stört sich auch nicht weiter dran, dass der Film neben Onelinern fast ausschließlich von fantastischen Effekten, nett choreographierten Kämpfen, eindrucksvollen Sets und eben vom Hype um Vin Diesel lebt. Denn hier, jenseits jeglicher pseudoreligiöser und -mystischer Anstrengungen, liegt die wahre Stärke von CoR.
Wie 21stAngel sagt, ist es extrem bedauerlich, dass der Film mal wieder auf FSK 12 zusammengestaucht wurde, so dass die Kampfszenen ganz gewaltig entschärft wurden, bzw. gleich in einem so hektisch-zusammengeschnippelten Stil präsentiert werden, dass die Grausamkeiten nicht wirklich zur Geltung kommen. Schade eigentlich, denn meiner Meinung nach hätte der ein oder andere Splattereffekt durchaus zum noch besseren Gelingen des Spaßes beigetragen (und als nichts anderes sollte man CoR betrachten, denn es ist in jedem Fall empfehlenswert, sämtliche für die Logik zuständigen Gehirnzellen vor Betreten des Kinos ins Koma zu schicken, um sie vor dem Durchbrennen zu bewahren.)

Wo wir gerade dabei sind: Die meisten Fehler und schönsten Gelegenheiten, auf CoR rumzuhacken, bietet – voilà – der Planet Crematoria.
Dieser paradiesische Ort ist tagsüber mit 700° angenehm warm, Wintersportler kommen dagegen nachts bei -300° voll auf ihre Kosten. Da ich den Machern des Films die Kenntnis gewisser grundsätzlicher physikalischer Konstanten wie dem absoluten Nullpunkt durchaus zutraue, gehe ich jetzt mal davon aus, dass wir hier in ° Fahrenheit messen, uns also umgerechnet zwischen 371°C tagsüber und -184°C nachts bewegen (was sich natürlich nicht mehr ganz so eindrucksvoll anhört).
371°C ist zwar verdammt warm und vermutlich auch etwas zuviel fürs Gelingen der Weihnachtsgans, aber mit Sicherheit auch wieder nicht genug, um selbige innerhalb von Sekunden zu einem Häuflein Asche zu verbrennen. Oder eben Menschen (nicht umsonst wird in einem Krematorium mit Temperaturen von etwa 1000°C gearbeitet, nä?). Wobei die doch recht unterschiedliche Empfindsamkeiten der Sonnenstrahlung gegenüber aufweisen, gell Herr Diesel?? Der ist nämlich so cool, dass er minutenlang ein Sonnenbad nehmen kann und danach nicht mal Sonnenbrand hat. Mann, ich beneide den Kerl!
Da allerdings nicht jeder mit einer Präsident-Benson-Asbesthaut gesegnet ist, entscheiden sich Riddick & Co. doch lieber für eine Flucht vor der Sonne. „Es gibt nur eine Geschwindigkeit: Meine“, sagt Riddick. Was er wohl damit meint? Lasst uns mal überschlagen:
Nach Crematorias Anziehungskraft zu urteilen, ist der Planet etwa so groß wie die Erde. Seine Umdrehungsdauer beträgt ebenfalls einen Erdtag. Die Erde hat am Äquator einen Umfang von ca. 40000 km. Diese Strecke legt die Tag-Nacht-Grenze in 24 Stunden zurück, was immerhin 1666 km/h oder 463 m/s entspricht (in Polrichtung verlangsamt sich die Geschwindigkeit, in unseren Breiten liegt sie aber immer noch bei stolzen 1060 km/h). Riddick ist also nicht nur cool bis zur Supraleitung, sondern auch noch schneller als der Schall, Respekt!
Andererseits wäre ich das unter diesen Bedingungen wahrscheinlich auch, denn immerhin durchziehen Lavaflüsse den Boden, was diesen auch auf mehrere 100°C aufheizen dürfte (aua. Erinnert mich an den alten Trick, mit nackten Füßen über die Tartanbahn zu sprinten).
Ja, Crematoria ist schon ein anheimelndes Plätzchen. Ich würde sogar von „lebensfeindlich“ sprechen, aber wenigstens kann sich der gemarterte Flüchtling auf das Vorhandensein einer Sauerstoffatmosphäre verlassen. Woher dieser Sauerstoff kommt (jedes pflanzliche Leben würde innerhalb kürzester Zeit von der Hitze oder Kälte vernichtet werden, schon vergessen?) oder dass das bloße Vorhandensein einer dichten Lufthülle derartige Temperaturextreme eigentlich unmöglich macht – tja, da kapituliert die Science wohl endgültig vor der Fiction.

Wer sich allerdings an solchen Kleinigkeiten nicht stört oder einfach Spaß am Nitpicken hat, wird den Film lieben.
(von 5)