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Thema: Raubkopien - und das ganze drum herum

  1. #41

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    Also das mit den Rechten ist ein sehr heikles Thema. Digitale Bilder oder Flashanimationen, alles was dazu gehoert, verliert eigentlich nach 75 Jahren seinen Rechtsschutz. Natuerlich kann man sich seine Daten nachtraeglich durch bestimmte Behoerden wie das Patentamt sichern lassen. Die Frage ist nur ob sich das eigentlich lohnt. Ausserdem hat jedes Medium einen anderen Rechtsschutz was die laenge des Rechtsschutzes betrifft. So haben Fotos einen, von der Laenge her gesehenen, einen voellig anderen Rechtsschutz als z.b. eine gemaltes Bild. Das geht von 50 Jahren bis 75 Jahren. So genau weiss ich das inzwischen auch nicht mehr.

    Das Der Film Metropolis wie ihn Arthaus auf DVD verkauft natuerlich geschuetzt ist, ist klar. Bekommt man aber eine alte Filmrolle in die Hand auf der nunmal der Film drauf ist, sollte er inzwischen alt genug sein das man ihn selbst mastern und auf DVD brennen lassen kann. Bei einem neuen Release ist es ja die Fassung und nicht der Film der geschuetzt ist. Der Film wurde ja mehrmals Restauriert und in zich verschiedenen Versionen auf den Markt gebracht. Ob Metropolis nun schon so alt ist das ihn jeder auf den Markt bringen kann ohne irgendwelche Lizenleistungen zu bezahlen weiss ich jetzt auch nicht. Der Film sollte nur als Beispiel dienen weil er ja sehr bekannt ist.

    Ist euch schonmal aufgefallen das sehr viel TV Werbung mit klassischer Musik unterlegt wird? Das sind alles Lieder die jeder kostenlos nuetzen kann. Man muss es nur aufnehmen lassen bzw. eine Aufnahme kaufen. Die Musik selbst ist kostenfrei und es fallen auch keine GEMA Gebuehren an. Ich hab mir vor einiger Zeit Bethovens 9. gekauft. Die CD hat 10 DM gekostet und war von Phillips. Haette Phillips Lizengebuehren dafuer bezahlen muessen haette die CD mindestens 15 DM gekostet.

    cu, Spaceball
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  2. #42
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    Originally posted by Gilgamesh@12.01.2004, 10:38
    Unterm Strich, sind es genau solche Leute, welche die Schuld tragen an der heutigen Situation. Wäre nicht in diesen Ausmaßen gestohlen worden, gebe es heute wahrscheinlich die diversen Kopierschutz nicht.
    Und man schadet ja schließlich niemanden.... Von wegen, einwenig nachdenken wäre angebracht.
    Das kann aber kein Effekt von heute sein. Früher hat man die Lieder/Filme auf VHS/Compact Kassetten aufgenommen. Das unrechtsbewustsein was damals schon so schlecht wie heute. Heute aber dürfte der professionelle Raubkopierermarkt deutlich groesser sein. Man muss nur mal über die Grenze nach Polen oder Tschechien fahren. Da bekommt man Kopien aller Art nachgeworfen. Die sind teilweise so professionell gemacht das man da keinen Unterschied mehr erkennt. Mich würde es nicht wurdern wenn die eine oder andere Handelskette schon mal Raubkopien an den Mann/Frau gebracht hat.

  3. #43
    DerBademeister
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    Die Polizei in einer großen ostdeutschen Stadt (weiss nicht mehr welche), hat ihre gesamten PC's mal mit gefälschten Windows-Versionen ausgerüstet. Das die nur halb so teuer wie der Marktpreis waren, schien bei den Cops offenbar niemand zu wundern.

  4. #44

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    @thunder

    Der Grund warum gerade in Ländern wie Polen Raubkopien 1. ziemlich billig sind und 2. serh weit verbreitet liegt oft daran das am Tag für die Fox hergestellt wird und am Abend für die Belegschaft.

    Es kann also bei solchen Videos passieren das man sie ganz offizielle mit original Cover kauft und es doch eine "Raubkopie" ist. Ich hab STar Wars auf Ungarisch daheim. Da hat jede Kassette eine andere Hülle.

    cu, Spaceball
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  5. #45
    Furie Avatar von Simara
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    Kaff:
    Ich weiss nicht, wie es in deinem Kino ist, Simara - aber vielen kleineren Lichtspielhäusern geht es schlechter.
    Also das Kino, in dem ich arbeite ist ein Familienbetrieb, das seit 75 Jahren besteht. Und laut Chefs haben sie schwer zu knabbern. Was die Verleihe so alles vorschreiben und so.

    Und wenn ich auch mit der Bezahlung meiner Arbeit dort nicht einverstanden bin, so will ich absolut nicht, dass es dicht macht.
    Das nächste Kino ist nämlich ne halbe Stunde Fahrzeit von hier entfernt. Und das fände ich nicht so prickelnd!

    Dafür geh ich um so öfter in die Videothek.
    ......
    Naja, bei TV-Folgen seh ich das nicht so eng, da die Situation in Deutschland dahingehend ja unter aller Sau ist. Natürlich ist es auch nicht ganz korrekt. Aber mir geht es nicht darum, kein Geld dafür auszugeben - ich würde sie ja aus der Videothek ausleihen, wenn es relativ schnell ginge (bei 24 hab ich es ja getan, Stargate und Voyager hab ich früher auch immer ausgeliehen...).
    Ha! Wenn das bei uns nur ginge!
    Mir fehlten von "24" die Folgen 18.00 - 20.00 Uhr und die letzte Folge wollt ich mir unbedingt auf Englisch anschauen, weil Nina da ja deutsch spricht.
    Ich also alle Videotheken in meiner Umgebung antelefoniert und gefragt.
    Es waren 5 (fünf) Videotheken. Vier davon meinten, 24? Was ist das?
    Die fünfte meinte zwar auch 24? Was ist das?
    Und als ich dann sagte ne Serie, kam die Antwort an Serien haben wir nur Stargate hier.
    Soviel zum Thema, ich hol mir das Zeug aus der Videothek. h34r:
    Und nein, ich wohn nicht dort wo sich Hase und Igel Gute Nacht sagen.
    (Aber nicht weit davon )

    Früher bin ich gerne in die Videothek gegangen. Aber aufgrund meines Zweitjobs im Kino hat sich das erledigt. Mal sehen, wann das wieder aktuell wird.
    Aber ich muss sagen, ich leihe Filme lieber und bring sie zurück, als dass ich sie einmal gesehen wegwerfe.
    Liegt aber an meiner umweltfreundlichen und wegwerfgesellschaftfeindlichen Einstellung.
    Viele Filme möchte ich ja nur mal gesehen haben. Diejenigen, die ich klasse finden werden eh auf DVD gekauft.

    Was Serien auf DVD angeht. Hierzu hab ich auch oft meinen Senf geschrieben. Aber Deutschland ist ja hier ne Wüste.
    Ich hätte da mind. 3 Serien, die ich mir auf DVD kaufen würde, wenn beide Tonspuren (deutsch/englisch) drauf wären. Aber alle drei gibt es nicht.
    Diese wären: Xena, Farscape und Robin of Sherwood.
    Sollte jemand mich eines Besseren belehren. Nur zu.

    Mir gehen diese angeberischen Dauerlader, die sich jeden Film nur ziehen, um damit prahlen zu können (he, ich hab' Last Samurai schon zu Hause liegen&#33, ebenfalls tierisch auf den Sack.
    Oh wie wahr! Mir auch. Hab selbst so ein Exemplar in meinem Bekanntkreis. Ätzend.

    RocketMan:
    Wie soll man denn das Kaufen von CDs "attraktiver" machen?
    Och, wie wärs z. B. mit billigeren Preisen?
    Ich weiß jetzt nicht mehr, wie viel LPs früher gekostet haben. Aber 15,00 bis 20,00 EUR (30 - 40! Mark) für eine CD mit vielleicht 15 Liedern find ich ziemlich teuer.
    Hab mir erst letzte Woche die "Fallen" von Evanescence gekauft.
    Da ich mir 10 Lieder davon gesaugt hatte, wusste ich, hier kauf ich das richtige. Hier hat das Saugen also auch einen Kauf gefördert.

    Was wird wohl Simara sagen, wenn ihr Kino auf Grund fehlender Nachfrage geschlossen wird??
    Nix gut! (Siehe oben).


    Staffel II (2) dienstags im Nachtprogramm auf Pro7MAXX (Doppelfolgen)

    Staffel XII (12) montags 21:05 Uhr auf Pro7MAXX


    Staffel XIII (13) montags 20:15 Uhr auf Pro7MAXX

    Staffel XV (15) donnerstags auf CW

  6. #46
    Treuer SpacePub-Besucher Avatar von Estefan
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    So, zum Thema Musikindustrie und drumherum habe ich grade einen interessanten Artikel der Süddeutschen Zeitung gelesen, der in meinen Augen die Klagen der Industrie ins rechte Licht rückt.
    Die Todfeinde

    Krämer und Technokraten ruinieren die populäre Kunst - nicht das Internet und seine Raubkopierer.
    Von Karl Bruckmaier

    Der Ort, an dem Pop spielt, das war stets der Markt. Nun schrumpfen aber die Umsätze des Tonträgerhandels seit Jahren bedrohlich, und die Musikindustrie gibt ein diffuses Bild des Jammers ab: Hektischer Aktionismus, Lähmung, Ratlosigkeit. Eben erst verschwanden mit dem Amerikaner Antonio Reed (BMG / Arista), mit Tim Renner (Universal Deutschland) und dem deutschen BMG-Chef Thomas M. Stein drei Top-Leute von ihren Positionen. In der heute beginnenden Serie "Die Krise der Musikindustrie - Pop, was nun" geht die SZ der Frage nach, was aus dieser zutiefst kapitalistischen Kunstform wird, wenn ihr Markt wegbricht.


    Am Anfang war bekanntlich das Wort. Und das Wort wollte aufgezeichnet werden. Es ließ sich in Tontäfelchen kratzen, in Stein meißeln, an Pompejis Hauswände kritzeln und auf Matrosenhaut tätowieren. Es ließ sich von Mönchlein auf Pergament malen und von Gutenbergs Schülern auf Papier drucken. Und wir alle lesen es in diesem Moment. Doch das Wort wollte mehr, es wollte gehört werden.

    Auftritt Thomas Alva Edison. 1878 ließ der durch keine Elite-Universität gepäppelte Erfinder seinen Phonographen patentieren, mit dessen Hilfe es möglich war, Schall auf einer Stanniolwalze zu speichern. Das Wort war es zufrieden.

    Nur wenige Jahre später konkurrierten weltweit die verschiedensten Systeme und Hersteller von phonographischen Abspielgeräten miteinander, denn Edison hatte stur darauf bestanden, dass der Phonograph lediglich als Diktiergerät in Büros zu nutzen sei und überließ es lange Zeit anderen, Opernarien und Couplets aufzuzeichnen und für 75 Cent pro Stück an die Teenager der Welt zu verhökern - denn bereits damals waren es vor allem die in Amerika "flappers" genannten, pubertierenden Töchter der Mittelschicht, die vom knisternden Schmelz eines Wachs-Caruso nicht genug bekommen konnten. Die Stückzahl der jährlich verkauften Walzen und Scheiben ging in die Millionen; ein Abspielgerät der Firmen Victor oder Columbia war um 1890 bereits für zehn Dollar zu haben. Phonograph, Ersatznadeln und Tonträger gab es im Versandhandel, beim Eisenwarenladen um die Ecke, im Möbelgeschäft, wo halt gerade eine Ecke frei war für ein Zubrot.


    Das gesungene Wort in seiner aufgezeichneten Form befand sich also von Anfang an in den Händen von Krämern und Technokraten, denen es herzlich egal war, was aus den Trichtern ihrer Talking Machines trötete. Und dieser Indifferenz ist es auch zu danken, dass in den 20er Jahren zunehmend Jazz, Blues und Countrymusik aufgenommen und vertrieben wurde, gerne auch mit sexuell zweideutigen Texten, mit Drogenreferenzen und politischen oder religiösen Botschaften.

    Denn die weißen Teenager der amerikanischen Großstädte hatten sich vom Phonographen ab- und dem neuen Medium Radio zugewandt, das sie nun nonstop mit live übertragener Stimmungsmusik versorgte. Die marginalisierten Minderheiten auf dem Land oder am Rand der Ballungsräume dagegen - schwarze Taglöhner, Migranten, weiße Gelegenheitsarbeiter, Farmer - waren bereit, das wenige Geld, das sie übrig hatten, in Schellacks anzulegen. In ihre Musik. In eine Musik, die einmal von einem Harry Smith zur uramerikanischen Volksmusik umgedeutet werden sollte. In etwas Wertvolles.

    Doch der kulturelle Wert der Musik war den Herstellern und Vertreibern dieser Musik nichts im Vergleich mit dem Warenwert. Börsenkrach und Depression stürzten die Tonträger-Industrie in eine Krise, gegen die unsere heutigen Marktturbulenzen lachhaft scheinen. Schellacks wurden 1930 in Spitzenauflagen von 750 Stück gepresst; die Arbeitszeit in den Presswerken auf drei halbe Tage die Woche zurück gefahren.

    Paramount, in den zwanziger Jahren berühmt für seine schlechte Pressqualität wie CBS dann in den späten Siebzigern, gehörte einem Möbelfabrikanten in Wisconsin, der 1932 beschloss, die Musikproduktion abzuwickeln: die unverkauften Schallplatten wurden eingeschmolzen, die Pressmatrizen aus Nickel ebenso - kulturelle Dokumente von unschätzbarem Wert unwiederbringlich vernichtet für ein paar Cent Erlös aus dem Altmetallhandel.

    Die Plattenpresse brach wenig später durch den verrottenden Holzboden des Gebäudes und sauste wie die amerikanische Volkswirtschaft durch bis in den Keller. Doch selbst damit war die Katastrophe für die amerikanische Tonträgerindustrie noch nicht zu Ende.

    Während des 2. Weltkriegs wurde Schellack zum kriegswichtigen Gut; neue Platten erschienen wenn überhaupt nur in kleinen, limitierten Auflagen. Nach dem Krieg streikten dann Studios und Musiker: von einer Musikindustrie konnte faktisch nicht mehr gesprochen werden.


    Was dann folgte, ist bekannt: Technische Neuerungen wie Vinyl-Platten mit längerer Abspielzeit und besserer Haltbarkeit, die elektromagnetische Aufzeichnung, ungekannte qualitative Verbesserungen bei der Wiedergabe bis hin zur Stereophonie und die Miniaturisierung der Hardware-Komponenten, Transistor-Technik, Halbleiter-Technologie, schließlich die Digitalisierung der Musik, die Loslösung des gespeicherten Wortes von einem Wirtskörper, einem "Tonträger", und die Überführung in die "reine" Information parallel zur explosionshaften Ausbreitung der Popmusik über den Globus prägten und begleiteten die Kultur und Gesellschaftspolitik der letzten 50 Jahre.


    Und einen nennenswerten Beitrag zu dieser Entwicklung lieferten die Plattenfirmen, die ja einerseits die Hardware-Abteilungen der Elektronik-Konzerne mit ständig neuen Inhalten versorgen mussten, sich aber im Lauf der Jahrzehnte auch mit diesen Inhalten identifiziert haben.

    Ob Sam Phillips bei Sun einen Elvis entdeckte, ob Berry Gordy Motown gründete oder Herb Alpert A & M, ob Ahmed Ertegun erfolgreich Led Zeppelin umwarb oder Richard Branson einem Mike Oldfield einen ersten Vertrag gab, ob Chris Blackwell ein Imperium aufbaute, in dem die Stars nicht untergingen - über fünfzig Jahre standen den großen Tonträgerfirmen Menschen vor, die neben dem Wunsch, möglichst viel Geld zu verdienen auch den festen Willen hatten, möglichst gute Musik zu verbreiten.

    In einer Mischkalkulation, gewiss, man war ja ein Entrepreneur, aber ein sich millionenfach verkaufendes Retortenprodukt musste halt einen Spleen, ein Faible, ein Steckenpferd des Chefs mit finanzieren. Man hatte schließlich auch Geschmack und Stil. Und so manches spleenige Steckenpferd riss sich nach zwei, drei Jahren los und wurde selbst zum Millionengeschäft.

    Doch der Erfolg der Menschen, die mit der Vermarktung von Musik viel Geld verdienten, weckte Begehrlichkeiten. Seit den 70er Jahren, doch verstärkt in jüngerer Vergangenheit, verleiben sich große Industriekonglomerate Plattenfirmen ein, so genannte "content provider", dazu Vertriebe, Ladenketten, Musikverlage.

    Thorn kaufte einst EMI, Sony schluckte Columbia, Bertelsmann die RCA, Vivendi essen Universal auf. Es haben wieder Schnapsbrenner, Möbelfabrikanten und Waffenschmiede das Sagen, die ebenso unintelligent wie humorlos reagieren, wenn das Geld nicht mehr so reichlich fließt wie einst. Während die genannten Granden der Branche sich auf ihre Karibik-Inseln zurück zogen oder Rekordflüge in Ballons unternehmen. Lebenskünstler eben.


    Ihre ehemalige Branche wird dagegen seit Jahren kaputt saniert und fusioniert. Neue Künstler werden nicht mehr gezielt gefördert und etabliert, sondern noch mehr als in dieser tendenziell schon immer menschenverachtenden Branche werden Unmündige und Ungebildete vernutzt wie Arbeitssklaven, nur dass die Sweat-Shops der Unterhaltungsindustrie aus Tanzstudios und Fitness-Räumen gebildet und von Magersüchtigen anstatt von Halbverhungerten bevölkert werden.

    Geht gar nichts mehr, werden Leichen gefleddert: Elvis ist nicht tot, er riecht nur komisch. Die Vertriebswege werden sabotiert, die Kundschaft aus den Fachgeschäften zurück in die Boutiquen und Drogeriemärkte getrieben. Sichere Umsatzbringer wie die Auswertung des Back-Katalogs wurden ausgelagert, weil so was Sachverstand und Zeit braucht, etwas, das die Abwracker der Popkultur nicht haben.

    Selbst todsichere Hits werden nicht mehr wahrgenommen, ein Beispiel: So wurde etwa die fünf CDs umfassende Johnny Cash-Box von Universal mit unveröffentlichtem Material zuerst angeblich nicht kostendeckend und in einer lächerlichen Stückzahl auf den Markt gebracht, war vor Weihnachten praktisch aus den Läden verschwunden, ist jetzt nur als sündteurer Import erhältlich und soll angeblich im Februar wieder in die Läden kommen, mit Preisaufschlag, allerdings ohne jegliche Promotion durch die Plattenfirma. Der Mann ist ja alt und tot und trägt keinen String-Tanga. Jeder Praktikant bei der EMI des Jahres 1975 hätte erkannt, dass hier Millionen zu verdienen sind.


    Die Liste der Versäumnisse innerhalb dieser dementen Industrie ließe sich seitenweise fortführen, doch keiner würde sie ernst nehmen. Denn Schuld an jedem Unbill ist ja nicht die eigene Unfähigkeit, sondern das von Download-Piraten bevölkerte Internet, eine Weltsicht, die stark an den Hexenwahn des Mittelalters erinnert: Alles lässt sich erklären, nichts kann man machen - das Credo der Renner, Stein, Lange. Keine Träne sei ihnen nachgeweint: Sie haben die Hurerei des Gewerbes eher befördert denn gemildert.


    Im Großen (Fusionen) wie im Kleinen (Umstellung der Radio-Bemusterung auf Downloads) wird lemminghaft weiter ein Nagel nach dem anderen in den Sarg der Musikindustrie geschlagen. Falsch: nur die unbelehrbaren Großstrukturen innerhalb dieser Industrie werden zu Grabe getragen, die Baracken voll mit den Untoten des Pop, geschichtslos, zynisch, käuflich, die nicht mehr ausreichend den Shareholder Value der Konzernmutter steigern.

    Denn interessanterweise hört man die kleinen und mittleren Labels nicht klagen, im Gegenteil: Die Geschäfte liefen prächtig, heißt es. Und viele zehntausend verkaufte Platten sind auch ein paar Millionen. Die in den Nischen haben es gut. Sie erledigen, was die Großen nicht mehr erledigen können oder wollen. Sie wachsen. Sie lieben die Musik. Manchmal. Sie haben ihren Spaß. Meistens. Und wenn der Spaß einmal aufhören sollte, kann man alles gewinnbringend an einen geldgeilen Krämer verkaufen, der noch ein wenig freien Platz in seinem Ramschladen hat. Wie ganz am Anfang. Mein Wort drauf.
    Original: http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/482/25457/
    Radiaton... too much radiation...

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