Bob Harris (Bill Murray), der alternde aber berühmte Schauspieler, ist in Tokyo. Er soll dort einen Whiskey-Werbespot drehen, aber so richig gut geht es ihm nicht. Der Jetlag macht für ihn die Nacht zum Tag, eine Verständigung mit dem Regisseur des Spots scheitert kläglich an der Dolmetscherin, und seine Frau, die ihm ständig Faxe mit Einrichtungsvorschlägen schickt, ist ihm schon lange nicht mehr so lieb, wie sie es einmal war. Da trifft er im Hotel dann auch noch die 25jährige Charlotte (Scarlett Johansson), deren Ehemann mehr weg ist als da. Plötzlich muß er sich nicht nur mit der japanischen Kultur auseinandersetzen (die ihn völlig verstört), sondern auch mit der Möglichkeit einer wirklich wunderbaren Affäre.
Lost in Translation ist zum Schreien komisch, wenn Bob auf seinem Hotelzimmer Besuch von einer Prostituierten bekommt, die ein Rollenspiel mit ihm anfangen will, daß er anfangs erst gar nicht versteht und im späteren Verlauf einfach nur scheiße findet. Oder wenn der Werbefotograf den „Roger Moore" aus ihm herauskitzeln will. Oft genug lacht man einfach nur über den Gesichtsausdruck von Bill Murray, der ständig zu sagen scheint „bitte laßt mich hier raus, ich hab keinen Bock mehr".
Gleichzeitig ist der Film eine augenzwinkernde Gesellschaftsstudie, die gnadenlos die fremdartige japanische Kultur und die westliche aufeinanderprallen läßt.
Dann ist der Film auch noch das Portrait eines Mannes, der so tief in der Midlife-Crisis steckt, wie es tiefer schon gar nicht mehr geht. (Umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, daß die Drehbuchautorin und Regisseurin Sofia Coppola eine Mittzwanzigerin ist.) Bill Murray war schon in Rushmore und The Royal Tenenbaums genial als gescheiterte Randfigur. Jetzt darf er endlich mal wieder im Rampenlicht stehen, und gottseidank läßt er Dr. Peter Venkman und auch den Groundhog Day meilenweit hinter sich. Für den Golden Globe ist er einer der heißesten Anwärter, mit einer Oscar-Nominierung ist zu rechnen. Er ist wirklich göttlich.
Nicht zu vergessen die wunderbare Beinahe-Lovestory, denn hervorragend ist auch die zauberhafte Scarlett Johansson, die mit Bill Murray durch das Nachtleben Tokios driftet. Die 18jährige stellt glaubhaft eine 25jährige dar, und weckt im männlichen Kinogänger genau die Gefühle, die Murrays Gesicht nur noch sehnsüchtiger werden lassen.
Ich habe lange im Kino nicht mehr so gelacht, und ich habe selten den Saal so zufrieden verlassen. Gönnt Euch Lost in Translation. Punkt.
(Am Rande: Ich mußte mal wieder ein bißchen suchen, bis ich ein Kino gefunden habe, daß den Film zeigte. Als ich dann da war, war der Saal gerammelt voll, und die Stimmung war bombig. Wann lernen die Kinobesitzer endlich?)
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