vorsicht, leichte spoiler enthalten!
hui, das erste mal seit langem, dass ich zu einer serie was schreibe... hm, wie fange ich an...
@slingi
hast du schon die neueste folgen gesehn? ("becoming" und ...?)
aber gut, was halte ich davon. der pilot hat mich nicht enttäuscht. ein wenig ernüchtert, ok. aber ich hab das schon oft erlebt. meine erwartungen an die meisten serien sind schlichtweg zu hoch, gerade wenn die grundidee so ansprechend klingt und sogar ein paar leute im kreativen team sind, die mir noch durch ihre bisherigen tätigkeiten in guter erinnerung blieben (herr behr z.b.). dann kommen noch meine wunschvorstellungen dazu -also diese "so würd ichs machen"-komponente. ja wie würd ichs denn machen? zunächst mal hätt ichs mir düsterer vorgestellt. ich hätte den zeitpunkt des auftauchens vielleicht ein wenig mehr nach hinten geschoben und der vorgeschichte einiger entführungsopfer mehr zeit eingeräumt. diese zeit vor dem auftauchen wäre für mich wichtig gewesen, um eine stimmung aufzubauen, die die verzweiflung und verstörung deutlich macht, die durch das verschwinden der menschen zurückblieb. unzählige familien, partnerschaften, freundschaften usw. zerrissen von einem moment zum nächsten. zwar wird dieses thema bei der vorstellung der jeweiligen charaktere immer wieder aufgegriffen -für meine ansprüche jedoch zu kurz und nur sehr oberflächlich. und dann -wie es in serien und filmen leider oft ist -meist nur, um die handlung der serie zu einem gewissen höhepunkt zu treiben. z.b. verläuft die geschichte mit baylie viel zu schnell. kaum hat er seinen gegenspieler umgenietet, stirbt auch schon seine frau und alles geht drunter und drüber. klar, für die meisten tv-zuschauer ist das nicht so wichtig, weil serien meistens in so kurzen zeitabläufen funktionieren. deshalb sehe ich die 4400 auch nicht als enttäuschung. denn es scheint im tv kaum anders möglich zu sein, eine serie zu gestalten als auf diese weise.
dann sind es natürlich noch die üblichen klischees, die slingi und chnunga bereits ansprachen. was chunga als portion teenie-highschool-murks bezeichnet, fänd ich weniger schlimm, wenn es nicht stellenweise so viel raum in der serie einnehmen würde. einerseits ist es völlig legitim, in einer serie mit immerhin über 4400 haupt- und nebendarstellern für jedes alter was zu bieten. und bei teenies sind es nun mal meistens solche ziemlich banalen "liebes"-geschichten. besser ist vielleicht "pubertätsbewältigungs"-geschichten. dass sich der girlfriend vom leicht untersetzen jüngeren bruder in den smarten und größeren älteren verguckt, kommt sicher im wahren leben genauso häufig vor wie in so einer serie. die message hierbei: äußerlichkeiten zählen. insofern ist dieser part der serie durchaus realistisch, obgleich man sich natürlich fragen kann, wieso einem diese teenie-realität (die ja bei vielen auch im erwachsenen-alter unverändert bleibt) immer wieder aufs neue in serien / filme verpackt werden muss. anscheinend auch immer wieder mit den gleichen schauspieler-typen, so dass ich denke: mann, wie oft hab ich solche gesichter in us-serien/filmen denn mittlerweile schon gesehn.
eins ist klar: sowas bringt mehr quote. von daher sei dieser ausgelutschte kunstgriff verziehen. schließlich brauchen die macher der serie zumindest eine relativ sichere garantie, die ihrer serie eine stabile zuschauerschaft bescheert. qualität bringt da, wie wir bereits selbst oft erfahren mussten, oft nicht die nötige überlebensgarantie. oder mal anders gesagt: wieviele oder besser wie wenig girls hier wären auf farscape aufmerksam geworden, wenn ben browder nicht mitspielen würde...
die zweite folge war auch gut. weniger wegen der haupthandlung, obwohl ich herrn morrisey anfangs wirklich sympathisch fand. schade, dass er am schluss nicht überlebte. die moralkeule danach ist dramaturgisch einerseits völlig nachvollziehbar und traf sogar mein melancholisches herz ein wenig. wahrscheinlich auch deshalb, weil das thema gerade bei mir selbst ein wenig aktuell ist. nachdem ich vor ein paar tagen im kurzurlaub, wunderschöne riesige parkanlagen genießen konnte, fiel mir der unterschied zu den hundebekoteten und zugemüllten ruhrpott-grünflächen umso mehr auf. da fand ichs einfach nur schade, dass die faulen pottbewohner anscheinend nicht dazu in der lage sind, ganz einfach den papierkorb zu benutzen oder ihre hundescheiße wegzuräumen anstatt zu warten bis sie sich breittritt. einen parkverschmutzer-bestrafer würd ich da durchaus willkommen heißen. wenn er aber erst ins vollgekackte gras beißen muss, um seine message effektiv zu verkünden... schade drum.
die nebenhandlungsstränge in folge 2 waren aber noch interessanter. ie fähigkeiten, die lillie plötzlich entdeckt. noch ist nicht klar, was sie bedeuten. dass es wirklich signale vom baby sind, die "gut" oder "schlecht" bedeuten, ist für mich noch nicht eindeutig belegt. deshalb warte ich gespannt, was draus wird. ihr neuer freund hat bisher seine fähigkeiten noch nicht entdeckt -außer bluesig gucken, das kann er wirklich gut. mal sehn, was noch so in ihm steckt.
interessant ist auch, dass die kleine jetzt zur ermittlerin nach hause kommt. natürlich erfahren wir hierbei, dass es sich bei ihr um eine kalte-pizza-essende, sich selbst nicht mögende alleinstehende frau handelt. vielleicht hat sie sogar sackratten. oder wie nennt sich das bei frauen? also ich meine, weil sie sich tagelang nicht wäscht und ihr das ungeziefer in die unrasierte schamgegend kriecht. das wäre doch mal was. nicht, dass man das in der serie thematisieren sollte. nein, aber man kann doch wenigstens versuchen, dieses "ich hasse mich selbst und esse kalte pizza"-klischee ein bisschen konsequenter auszubauen, indem man ihre behausung nicht nur als chaotisch präsentiert, sondern als das vermuffte kabuff einer depressiven workaholicerin. denn ich meine -wenn schon soziales drama, dann auch richtig. der partner von ihr ist ja eh zu glatt. der lässt sich zwar scheiden, aber ansonsten scheint bei ihm ja alles vom scheitel bis zur sohle im lot. wenn schon ein solch klassisches "männlein/weiblein"-ermittler-duo, hätte ein bisschen mehr psychose ala mudler nicht geschadet. mulder fehlt mir übrigens, aber ich meine den alten mulder -nicht den der letzten folgen.
ich hoffe, die serie bekommt viel zeit, um ihr potenzial zu entwickeln. bis jetzt wurde noch nix verschenkt. wir sind gerade mal bei einer handvoll folgen -da können alle themen und fragen noch gar nicht zufriedenstellend behandelt worden sein. ich bin mir zumindest sicher, dass es kein x-men für arme wird und dass es nach der einführung einiger returnees und ihrer fähigkeiten, deutlich mehr aufs zwischenmenschliche und besonders die frage der entführung geht.
Als Lesezeichen weiterleiten