@simara
sag mal, schimmi, guckst du eigentlich nur noch diese populär-scheiße bei rtl?
aus zeitmangel und der abneigung solch fäkalverwandten themen zu viel aufmerksamkeit zu schenken, fällt mir dazu nur folgendes zitat ein:
na, zu viel text für den superstarichbineinstarholtmichhierrausrtl-zuschauer?
Der Promi ist eine Mikrobe
Nach dem Prozess gegen Michael Jackson wird es keine Stars mehr geben, nur noch Prominente. Sie sind die Agenda 2010 der Gegenwartskultur - der Kompromiss mit der unausweichlichen Scheiße
VON DIEDRICH DIEDERICHSEN
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In den letzten zehn, fünfzehn Jahren konnten wir Zeuge werden, wie das gute alte Starsystem nach und nach abgewrackt wurde. An die Stelle des Stars ist der Promi getreten. Der Star bedeutete etwas, der Promi bedeutet sich selbst. Nein, nicht sich selbst als Person, sondern sich als Logo. Der Star wurde verehrt, man wollte sich ihm unterwerfen oder so sein wie er, der Promi wird gleichgültig zur Kenntnis genommen, ist aber aus der Alltagskommunikation so wenig wegzudenken wie das Alphabet oder die Uhr. Der Star hat eine Geschichte, in deren Verlauf er seinen Inhalt, die allgemeine, verehrungswürdige, öffentliche Dimension seiner dennoch immer noch rekonstruierbaren individuellen Person entwickelt hat, der Promi vermehrt sich durch identische Reduplikation. Den Star konnte jeder für sich auswählen, der Promi ist unausweichlich.
Der Star war meist auf ein Medien-Milieu spezialisiert, der Promi ist gerade dadurch gekennzeichnet, dass er von Milieu zu Milieu springt und dabei seinem Gesichtslogo triumphierend ähnlich bleibt - die strukturgewandelte Öffentlichkeit von Privatfernsehen und Internet hilft ihm dabei, bildet sein Meta-Milieu. Neuerdings schreibt er auch Bücher, was, obwohl selbst Stars dies hin und wieder taten, in Deutschland als Kulturkatastrophe aufgenommen wurde. Dabei war das kaum das Problem: Gut verkaufte Bücher waren schon immer schlecht. Überraschend war nicht das Niveau von Bestsellern oder das Faszinosum unverstellten Gelabers, neu war, wie schnell der Krankheitserreger die Schranken zwischen den einzelnen kulturellen Formaten überspringen konnte, ganz ohne langwierige Infektionen. Das liegt an seiner Logo-Förmigkeit: ein Logo ist extrem mobil - es lässt sich überall aufpappen - und treibt eine alte, schon in der "Dialektik der Aufklärung" bemerkte Tendenz kulturindustrieller Produkte, nämlich immer kontextunabhängiger und adaptierbarer zu werden, zur Vollendung. Promis sind, wie gesagt, unausweichlich.
Mit dem Promi ist auch die gute alte poptheoretische Maxime ins Wanken geraten, das Studium der von den Massen einerseits, den Subkulturen andererseits verehrten öffentlichen Figuren sei gegenwartsdiagnostisch relevant. Am einzelnen Promi gibt es nichts zu diagnostizieren. Man kann ihn in Australien in ein Erdloch sperren oder ins Tor von Bayern München stellen, ihn in einen Werbespot einbauen oder auch interviewen, er wird nicht aufhören sich selbst und nur sich selbst zu bedeuten. Es hat also, anders als eine neue Zeitungskrisen-bewegte blattmacherische Denke glaubt, die es bis in diese Zeitung geschafft hat, überhaupt keinen Sinn, Promis Artikel, Seiten, ja sogar Rubriken zu widmen.
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Der Promi ist eine miese Mikrobe. Die Menschen hassen ihn schon und delektieren sich an seiner Bloßstellung und neuerdings auch Folterung. Sie halten ihn für ein niederes Wesen. Der Promi ist eine Milbe. Wie diese ist er, wir sagten es schon, unausweichlich. Er ist es wirklich. Er hat dies mit der Makrotendenz gemeinsam, der wir ihn verdanken, dem Neoliberalismus. Niemand wollte den je, niemand hat ihn gewählt, er kam von Anfang an als Unausweichlichkeit, gegen die man sich bestenfalls stemmen kann, um ein bisschen Aufschub zu bekommen, wie wenigstens die Sozialdemokraten oder manche Christen glauben.
Der Star gehörte noch zum guten alten Verblendungszusammenhang, er war reine Ideologie. Die konnte man verachten, lieben, durchschauen, überbieten. Man konnte sich Stars mit besserer Ideologie aussuchen und sie im Kinderzimmer gegen die mit schlechterer antreten lassen. Man konnte eben aber auch anhand von Stars Gesellschaft bestimmen und an der systematisch prekären und umkämpften Stelle Star auch Einfluss nehmen: ein anderer Star werden, einen anderen Star verehren, imitieren. Promis kann man dagegen nur über sich ergehen lassen. Sie sind die Agenda 2010 der Gegenwartskultur, der große Kompromiss mit der unausweichlichen Scheiße.
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Es ist nicht leicht, ein Promi zu sein. Von Selbstverwirklichung das nackte Gegenteil: Logo werden. Und doch muss man sich immer einreden und dem Publikum erzählen, dass man ein Mensch ist, mit allen menschlichen Attributen. Doch so schlimm das sein mag, nichts ist so schlimm - und damit kommen wir zum traurigen Anlass dieser Zeilen - nichts ist anstrengender und deprimierender als der Abstieg vom Star zum Promi. Für mich war das bei Madonna besonders unerträglich anzusehen, der Frau, die jetzt Hollywood auf Neighbourhood reimt und dabei einfallslos und kalt und blöde aussieht. Die neoliberale Kuh, die einst mit dem weltverzaubernden "Holiday" berühmt geworden ist, nörgelt jetzt darüber, dass die Leute in England noch nicht überall am Wochenende arbeiten wollen. Aber wenigstens hat sie es physisch überstanden.
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(die restliche unausweichliche scheiße findet sich in der
TAZ )
aber...
bald kommt bestimmt "hilfe, ich bin ein fan, lernt mir lesen!"
oder "supercouchkartoffel weltweit".
oder "ich kann meine minderwertigkeitskomplexe nur über ähnlich geschädigte scheinpromis kompensieren, holt meinem ego einen runter!"
oder "wenn mir jemand verbietet, rtl zu schauen, schmeiß ich ihn raus!"
oder "lonestars worldwide... oder: wer ist der einsamste rtl-zuschauer?"
oder "definitive mit schadenfreude vollgepackte sendung mit echten wunden und kotze, basta!"
usw.
denn rtl, das ist doch letztlich pure lebenshilfe -für promis und sogar gute menschleins, die wo nix dazu können, dass sie eben so sind wie sie sind.
dieser beitrag bezieht sich ebenso auf "ich bin (/war)ein star, holt mich hier raus!"
bäh, würg, speih, kotz, krümm, argh.
menschen sind doof.
einfach total bescheuert und behämmert, unterfordert, bequem, feige, gestört, inkompetent, therapiebedürftig, auf dem weg in die unausweichliche scheiße.
wer sowas guckt, is doof, doof, doof, doooooooof.
so wähhhhhhh...
(alle beschuldigungen, beleidigungen u.ä. unter vorbehalt und ohne gewähr.)
dirk bach ist auch doof.
(für dr. nager frank, dem arztdem"frauen"vertrauen, hier die frage vom anfang nochmals "frauen"feindlich umformuliert:
is ja typisch frau, dass du so eine populärscheiße guckst, hä?
...mit der bitte einen "hallo?"-thread im internen oder besser sogar öffentlich aufzumachen.)
danke.





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