Seit letztem Jahr wird es nun schon im Bochumer Schauspielhaus präsentiert, und erst jetzt habe ich endlich mal meinen Weg dahin gefunden: Helge Schneiders Theaterstück Mendy - Das Wusical.

Die singende Herrentorte aus Mülheim taucht in diesem Stück zwar nicht selbst auf, aber seine Erzählart ist die ganze Zeit über präsent; das Stück ist purer Schneider’scher Neodadaismus (in meinen Augen darf sich Helge ab sofort als Erbe Andy Kaufmans bezeichnen). Sinnentleerte Geschehnisse, penetrante Wiederholungen, peinliche Pausen vermeintliche Sozialkritik und eine kleine Jazzkapelle. Genial.

Die Story: Die Schülerin Wendy hat es nicht leicht. Eigentlich will sie mit ihrem Pferd Mocca ausreiten, doch ihre Mutter Lady Mama ist streng und läßt sie nicht. Ihr Papa ist Porsche-Fan und seit einem Rodeounfall an den Rollstuhl gefesselt. Plötzlich und aus Versehen wird der Knecht des Hofes mit dem Beil erschlagen. Nachdem er zersägt und in kleinen Mülltüten untergebracht wurde, wirft Mocca Wendy ab. Sie bricht sich das Bein. Die Polizei kommt und stellt unangenehme Fragen. Die Lösung: Mocca muß an den Schlachter verkauft werden. Doch Wendy läßt sich gegen das Pferd austauschen und setzt sich selbst auf die Schlachtbank. Das große Finale verrate ich nicht.

Schneiders Stück wird nicht zu Unrecht mit positiver Kritik überschüttet. Die gesamte Inszenierung ist völlig gelungen. Skurril, zum Schreien komisch und makaber reihen sich urplötzlich aneinander. Das Bühnendesign ist wahnwitzig genial und bewußt künstlich gehalten. Brilliante und hemmungslose Darsteller, allen voran Martina Eitner-Acheampong als schrille Lady Mamma und Tana Schanzara in einer Doppelrolle als Leberwurstbüttercken schmierende Kegelbahnbesitzerin und als die Kuh Lisa (mit Croissants als Geweih wartet sie auf den Schlachter, denn ihre Euter sind leer).

Wer mit Helge Schneider nichts anzufangen weiß, der ist hier fehl am Platz. Aber wer Helge Schneiders abstruse Brillianz zu schätzen weiß, der sollte schleunigst nach Bochum ins Theater.