Meine Meinung zu "Die verlorene Stadt" (Teil 1 & 2):

"Die verlorene Stadt" war ursprünglich als die Serie abschließender Kinofilm geplant, der zugleich eine Brücke zur Nachfolgeserie "Stargate: Atlantis" geschlagen hätte - und auch wenn sich diese Pläne mit der Genehmigung einer 8. Stargate-Staffel geändert haben, und daher bestimmt auch am Drehbuch Änderungen vorgenommen wurden, ist die ursprüngliche Konzeption immer noch recht offensichtlich. "Die verlorene Stadt" wirkt in der Tat viel mehr wie ein richtiger SF-Film denn einfach nur eine weitere (Doppel-)Folge bzw. ein weiteres Staffelfinale einer TV-Serie. Drehbuch, Schauspieler, Effekte... all das befindet sich auf für TV-Verhältnisse außergewöhnlichem bis sensationellem Niveau.

Besonders augenscheinlich ist dies bei den Effekten. An Stargate stellt man mittlerweile was die Special Effects betrifft ohnehin recht hohe Ansprüche, doch was in "Die verlorene Stadt" auf den Bildschirm gezaubert wurde, ist wirklich beeindruckend - nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ, wobei insbesondere die Schlacht in der Antarktis hervorzuheben ist, in der sich hunderte von Raumjägern und auch einige größere Kreuzer bekämpfen, während O'Neill, Daniel, Teal'c und Samatha versuchen, die Waffe der Antiker rechtzeitig in Gang zu setzen. Auch die Action kann, nicht nur in den Kämpfen zwischen den Raumschiffen, vollends überzeugen. Alles in allem befinden sich Action und Effekte auf Kino-Niveau und müssen sich selbst vor modernen SF-Filmen nicht verstecken. Doch großartige Action und Effekte allein reichen natürlich noch lange nicht, um mich zu begeistern: Dazu bedarf es auch einer ansprechenden, spannenden und interessanten Handlung - und eben diese hat "Die verlorene Stadt" zu bieten. Wo die Action im Finale der 6. Staffel unverzeihlich sinnleer und oberflächlich wirkte, fiebert man diesmal mit den Figuren richtig mit. Der Hauptgrund hierfür dürfte wohl sein, dass die Action nicht im Vordergrund steht. So fand ich es wirklich beachtlich, wie verhältnismäßig wenig wert man auf die Action gelegt hat - insbesondere im 1. Teil. Natürlich spielen Action und Spannung in "Die verlorene Stadt" eine wesentliche Rolle, trotzdem nimmt man sich auf immer wieder zeit für ruhigere Momente, um die Figuren näher zu beleuchten.

Besonders auffällig ist dies bei der Handlung rund um Jack O'Neill, der sich auf dem von SG-1 besuchten Planeten aufgrund des Zeitmangels für sein Team bzw. für die gesamte Menschheit opfert, in dem er das Wissen der Antiker erneut in sich aufnimmt - was seinen Tod bedeutet, falls es nicht rechtzeitig gelingt, Thor ausfindig zu machen, um ihn von diesem Wissen wieder zu befreien. Die nachfolgenden Szenen in Jack's Haus, als die verschiedenen Mitglieder des SG-Teams nacheinander eintreffen, quasi um sich von ihm zu verabschieden, waren wirklich großartig und sehr bewegend. Hier herrschte wirklich eine melancholisch-bedrückende Stimmung vor, fast so, als wäre dieses Treffen eine Art letztes Abendmahl, oder eine Art verfrühte Totenwache. Und als wäre das Wissen ob Jack's drohenden Tod nicht schon deprimierend genug, gibt es in dieser Szene dann mit Hammond's Hinweis, dass er als Leiter des Stargate-Teams enthoben wurde, einen weiteren Runterzieher. Sein Ersatz ist die Zivilistin Dr. Weir., und eigentlich ist einem diese von Anfang an sympathisch. Gerade in ihren gemeinsamen Szenen mit Kinsey wird klar, dass diese längst nicht so leicht zu beeinflussen ist bzw. so sehr auf seiner Seite steht, wie er das gehofft hatte. Die entsprechende Schauspielerin macht ihre Sache wirklich sehr gut, und ich wünschte mir, sie wäre der Serie treu geblieben. Doch auch von Hammonds Abberufung und der neuen Leiterin des Stargate-Centers mal abgesehen gibt es, wie man es von einem Stargate-Serienfinale mittlerweile gewohnt ist, einige Veränderungen am Status Quo. So erfahren wir nun endlich mehr über den Standort von Atlantis - bzw., wenn diese Folge tatsächlich ein Kinofilm und/oder das Ende der Serie geworden wäre, hätten wir wohl direkt erfahren, wo sich Atlantis befindet - denn dann wäre wohl aus dem Außenposten der Antiker in Antarktis direkt diese sagenumwobene Stadt geworden. Eine Wendung, die mir wirklich gut gefallen hätte. Man stelle sich vor - da sucht SG-1 die ganze Zeit nach der verlorenen Stadt, und dann befand sich diese quasi die ganze Zeit vor ihrer Nase. Da jedoch die Serie fortgeführt wurde und da man den Ableger Stargate: Atlantis deutlich vom Original abgrenzen wollte, wurde der Standort von Atlantis kurzerhand in eine andere Galaxie verlegt. Trotzdem gibt es was Atlantis und die Antiker betrifft durchaus einige neue und interessante Erkenntnisse - wenn ich auch die ursprünglich geplante Wendung aufgrund der herrlichen Ironie des Schicksals besser gefunden hätte, aber genug gejammert, zurück zur Episodenkritik.

Ungefähr zur Hälfte der Folge wird dann die Spannung noch einmal ordentlich erhöht, als Bratac seine Freunde darüber informiert, dass Anubis in Kürze angreifen wird. Man spürt richtig den Zeitdruck und das Näherrücken seiner Flotte. Der nachfolgende Ausflug zu einem Außenposten der Antiker wirkt zwar ein wenig wie ein Lückenfüller, war aber trotzdem durchaus interessant. Nur die Wendung rund um den Verräter an Bord des Transportschiffes hätte man sich sparen können - roch doch die entsprechende Figur schon von weiten nach Verräter. Positiv dann allerdings, dass es SG-1 diesmal eben nicht rechtzeitig gelingt, die Bedrohung zu eliminieren, sondern die Erdstreitkräfte doch recht lang auf sich allein gestellt sind. Hier besticht vor allem Präsident Hayes, der in seinen Gesprächen mit Anubis eine herrliche, positive Arroganz zur Schau stellt und für einige auflockernd-witzige Momente sorgt. Trotzdem dominieren die düsteren Töne, und werden noch dazu mit zunehmender Laufzeit stärker, als O'Neill immer mehr die Fähigkeit verliert, sich mit seinen Freunden zu verständigen, und die restlichen Mitglieder von SG-1 zunehmend bestürzt auf seinen Verfall reagieren. Eben dieser Verfall sorgt dann schließlich nach dem spannenden und großartigen Showdown für ein durchaus bewegendes Ende, welches aufgrund der gelungenen Inszenierung selbst mit dem Wissen, dass O'Neill in der 8. Staffel natürlich wieder zurückkehren wird, kaum an Wirkung verliert.

Fazit: "Die verlorene Stadt" ist das beste Stargate-Staffelfinale seit "Nemesis", und hätte sich im Gegensatz zu "Der Kreis schließt sich" auch als Serienfinale (bzw. abschließender Kinofilm) gut gemacht. Die Effekte setzen für die SF-TV-Unterhaltung neue Maßstäbe, die Handlung war durchaus actionreich und sehr spannend, jedoch auch immer wieder mit ruhigeren bis hin zu richtiggehend berührenden Momenten und einer ausreichenden Portion Tiefe gewürzt. Ein furioses Finale einer durchaus unterhaltsamen Staffel...
Wertung: 10/10



Und ein kleines Fazit zur 7. Staffel generell:
Nachdem die 6. Staffel für mich insgesamt doch eher eine Enttäuschung war (von wenigen wirklich großartigen Folgen mal abgesehen) ist Season 7 ohne jeden Zweifel wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Und dabei sah es zu Beginn der Staffel mit dem wenig gelungenen Einstieg "Alles auf eine Karte" alles andere als vielversprechend aus. Doch auch wenn der Start ein wenig holprig gewesen sein mag, Daniel Jacksons Rückkehr hat der Serie insgesamt gut getan - eigentlich hat man erst als er wieder zurück war gemerkt, wie sehr er der Serie gefehlt hat, und dass ihn Jonas nicht im geringsten ersetzen konnte (weshalb ich auch bei dessen Abschied keine Träne verdrückt habe). Bereits in Folge 4 hat man dann all meine Bedenken, die bisher so erfolgreiche und selbst in der etwas schwächeren 6. Staffel immer noch für gute Unterhaltung sorgende Stargate-Formel hätte sich langsam aber sicher aufgebraucht, endgültig wieder zerstreut. Kleiner Wermutstropfen: Vom grandiosen Finale mal abgesehen konnte mich nur noch eine weitere Folge, nämlich "Grace", ähnlich begeistern - das macht gerade mal 4 von 22 Folgen, die mir eine Wertung von 9 oder 10 Sternentoren wert waren. Der Rest recht von unterhaltsam bis durchschnittlich, mit gelegentlichen Ausreißern nach unten - was zwar bedeutet, dass Stargate in der 7. Staffel selten schlecht war, mich jedoch genau so selten richtig begeistern konnte. Alles in allem stelle ich also trotz des leichten Aufwärtstrends eine Tendenz zu nur leicht überdurchschnittlicher Unterhaltung fest - was immer noch mehr ist, als einige andere Serien liefern können, womit jedoch die 7. Staffel doch etwas hinter den besten Stargate-Zeiten (Staffeln 3-5) hinterher hinkt. Nichtsdestotrotz war ich mit dieser 7. Staffel durchaus zufrieden, und werde sie mir sicher gerne wieder mal ansehen - bin jedoch trotzdem was die 8. Staffel betrifft eher skeptisch. Mittlerweile ist ja schon bekannt, dass Richard Dean Anderson, der sich ja bereits in den vergangenen 2 Staffeln öfter mal rar gemacht hat, in der 8. Staffel noch kürzer treten wird. Und seine Beförderung zum General bzw. zum Leiter des Stargate-Centers bedeutet wohl, dass er kaum mehr an den klassischen Außenmissionen teilnehmen wird - wodurch das Stargate-Team erst recht wieder irgendwie nicht komplett ist.

Fazit: Die 7. Staffel war größtenteils wirklich unterhaltsam, und stellt im Vergleich zu Season 6 auf jeden Fall eine Steigerung dar, trotzdem stört es mich etwas, dass mittlerweile die zwar unterhaltsamen, jedoch nichts besonderes bietenden Folgen doch recht deutlich überwiegen. Zwar gab es angenehmerweise nur wenige Ausreißer nach unten, aber leider genau so wenige großartige Folgen, die mich wirklich begeistern konnten. Bleibt nur zu hoffen, dass die Ernennung O'Neills zum Leiter des Stargate-Centers entgegen meiner Befürchtungen frischen Wind in die Serie bringt...
Wertung: 6,55
(Durchschnittswert aus der Einzelwertung aller Episoden)