Ich habe das ganze mal überarbeitet:
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Mit dem Zug fahren war für mich schon immer eine Art Glücksspiel gewesen, es war immer fraglich wann und mit welcher, eventuellen Verspätung er ankäme. In letzter Zeit ist es mir oft passiert, das ich ein bis zwei Stunden länger unterwegs war, nur weil ich einen meiner Anschlusszüge nicht mehr erreichen konnte, dank der vielfältigen Verspätungen der Bahngesellschaft. Noch seltener, als das meine Züge mal pünktlich ankämen, war eine Begründung, warum so drastische Verspätungen überhaupt möglich waren. Zumindest hatte ich bei jener Fahrt, auf welche ich mich hier beziehen werde, Glück, denn dieses mal gab es eine Begründung und das sogar noch bevor der Zug angefahren war. Durch die, auf angenehme Lautstärke gebrachten, Lautsprechern gab der freundliche Zugbegleiter bekannt, das aufgrund von betriebstechnischen Störungen eine Maximalgeschwindigkeit von achtzig Stundenkilometern möglich sei und die Endstation erst 60 min später, als vom Fahrplan veranschlagt, zu erreichen war. Nachdem die Lautsprecher verstummten gingen mir einige weniger schmeichelhafte Bezeichnungen durch den Kopf, was mich die Bahngesellschaft alles konnte, aber ändern war an der Tatsache nichts mehr. Das einzige was mir übrig blieb war es mir gemütlich zu machen, soweit es ging, und die Fahrt zu genießen, soweit es in einem schlingernden Zug überhaupt ging. Und ich hatte Glück, nach dem nächsten Halt des Zuges wurde eine Vierergruppe frei die ich sofort für mich beanspruchte, dass war wesentlich besser als eine Doppelsitzreihe, die ich noch mit einem anderen Fahrgast teilen musste, vor allem konnte ich meine Beine ausstrecken. Ich machte es mir wie schon erwähnt gemütlich, schaltete meine Musik hinzu und blickte aus dem Fenster und lies meinen Gedanken freien Lauf, welche alsbald in einen angenehmen Dämmerzustand fielen, wobei das momentane sanfte Schaukeln das Zuges und das Rattern der Räder auf den Schienen ihr übriges taten.
„Du Musst.“ Eine unangebrachte, aufgebrachte laute weibliche Stimme riss mich kurz darauf, wie mir schien, aus sanften Schlummer. Den Nebel des leichten Schlafes abschüttelnd blickte ich mich um und bemerkte, das die Frau genau mir gegenüber, auf der anderen Vierersitzgruppe saß und ihm gegenüber ein junger Mann, was mich doch sehr überraschte, denn diese unangenehme Frau schien mir nicht gerade sein Typ zu sein. Ich rieb mir vorsichtig die Augen, wenn ich derart aus dem Schlaf gerissen wurde, wurde ich schnell gehässig und sicher war das Paar mir gegenüber Mutter und Sohn. Der Sohn, ich hoffte inständig des er ihr Sohn war, hatte unglaublich blaue Augen, so blaue Augen das es mir sogar hier auffiel, obwohl ich doch etwas weit weg saß um seine Augenfarbe genau erkennen zu können und dann seine flachsblonden Haare, von dem zwei drei Strähnen ihm frech ins Gesicht fielen. Dieser Mann war ein Traum und hätte mit Sicherheit einen Waffenschein benötigt um so gut auszusehen dürfen. Seine Mutter konnte ich nicht so gut einsehen, da sie ein wenig verdeckt war, dank meiner derzeitigen Sitzposition, ich wollte mich natürlich nicht bewegen, da es doch sehr aufgefallen wäre, das ich lauschte, unfreiwillig natürlich, doch ich lauschte. Noch jetzt, da die Geschehnisse länger zurück liegen ist es für mich kaum begreifbar, dass ich just in diesem Moment, dem Phänomen der <<Liebe auf dem ersten Blick>> erlegen war und ihm erging es da nicht anders, behauptet er immer wieder.
„Gar nichts muss ich Mutter.“ Erwiderte der Blauäugige Mann in einer ruhigen Art und Weise und brachte meine Fantasie zum überschäumen, in dem es mir vorgaukelte er würde zu mir rüber kommen und mich mit Koseworten überhäufen. Nebenbei fiel mir auf, das Beide Kleidung von ausgesuchter Qualität trugen und sich zumindest um Geld keine allzu großen Sorgen zu machen brauchten.
„Aber die Kinder meiner Freundinnen sind bereits alle verheiratet. Und einige erwarten gar ihr erstes Enkelkind.“ Damit hatte die Frau ihren Standpunkt klar gemacht, sie wollte Enkelkinder und wie dies geschehen sollte und mit wem schoss mir die Röte zu Kopf. Natürlich stellte ich mir das mit mir und dem blauäugigen Traum von Mann vor.
„Tut mir leid Mutter, aber da zieh ich nicht mit.“ Dann schwiegen Beide eine geraume Weile und selbst jetzt mussten auch sie bemerken wie ungewöhnlich still es im Großraumwagen war. Der Sohn lächelte bereits entschuldigend und wandte sich offensichtlich an die anderen Fahrgäste, da blieb sein Blick an mir haften und gewahrte mit Sicherheit meinen Kopf, der sich erst jetzt von der Röte erholte. Ich hätte meinen können das sich sein Lächeln leicht verändert hatte, nicht amüsiert sondern eher ja verliebt. Wenn ich jetzt daran denke war das wirklich so gewesen, er hatte mir damals ein anderes Lächeln geschenkt, ich selber hatte mich dann aufgesetzt und meine Kleidung zurecht gerückt, sobald die Beiden Ruhe gaben würde ich mir ein Buch zur Gemüte ziehen.
„Komm Josef. Hier kann man keine vernünftige Unterhaltung führen, ohne das man Zuhörer hat.“ Immer noch erklang ihre Stimme durch den gesamten Wagen und sollte wohl anklagend wirken.
„Geh ruhig. Ich finde es hier sehr interessant.“ Dabei schaute er zu mir und was mach ich? Ich werde rot und schaue betont interessiert aus dem Fenster.
„Unser Gespräch ist noch zu Ende.“ Die Frau erhob sich und wollte Richtung 1. Klasse gehen, als ein besonders heftiger Schlenker der Bahn, die bei 80 Kilometerstunden und weniger eine sehr wacklige Angelegenheit war, ihr Gleichgewicht durcheinander brachte, zwar konnte sich die Mutter halten und stöckelte erhobenen Hauptes davon, doch wurde sie von schmunzelnden Fahrgästen begleitet, ihre hoheitsvolle Aura war dahin.
„Hallo sagte er, nachdem seine Mutter endgültig aus unserem Wagen verschwunden war und selbst ihre Aura verpufft war.
„Hallo.“ gab ich zurück und versuchte überall hin zu schauen nur nicht zu ihm, der der mein Herz so hoch schlagen lies.
„Entschuldige bitte falls meine Mutter dich geweckt hat.“ Meine Ohren fühlten sich heiß an, er hatte mich schlafend gesehen, das hieße ja ich wäre ihm schon eher aufgefallen als bisher angenommen.
„Ist schon okay.“ druckste ich nur herum, verdammt sonst war ich doch nicht so auf dem Mund gefallen, ich konnte mit Männern wirklich gut flirten doch bei ihm gelang es mir aus irgendeinem Grunde nicht.
„Darf ich?“ Mit einem Kopfnicken, gab mir mein männlicher Gegenüber zu verstehen, das er sich zu mir setzten wollte.
„Nein.“ Antwortete ich zögernd und dann geschah etwas. Er warf mir einen Blick zu, einer jener Blicke die ich bald, da hatte ich noch keine Ahnung wie tief meine Bindung zu ihm noch an diesem Tage sein würde, öfters zu spüren bekäme, zu. Dieser Blick sagte aus, das ich eigentlich genau das Gegenteil von dem meinte was ich sagte. Daher setzte er sich auch über meinen Nein hinweg und siedelte kurzerhand zu mir über und ich war derart baff das ich nichts widersprechen konnte. „Äh... Ich sollte mich auch entschuldigen, da ich so hinübergestarrt habe. So etwas ist ja unhöflich, ich meine Menschen anstarren.“ stammelte ich hervor, bevor dieser Mann, welcher für sein Aussehen und sein Lächeln einen Waffenschein benötigte, noch einen Ton sagen konnte. Dieser lehnte sich zurück und schien mit seiner Antwort zu warten, während der mich beobachtete wie ich mich wieder vernünftig hin setzte, denn auch da war unhöflich einem potentiellen Gesprächspartner gegenüber eine Sitzposition einzunehmen, die ihm sagt ich will nicht mit dir reden.
„Schade, dabei dachte ich du hättest dich in meine Augen verliebt.“ Ich wagte es gar nicht zu ihm zu schauen, sicher umspielten seine Lippen ein verschmitztes Lächeln. Aber ich fand ihn sympathisch; er wollte mich aus meinem Schneckenhaus herauslocken, doch dazu brauchte es mehr als solch einen unverschämten Flirtversuch.
„Ich bin Joe.“
„Alexis.“ Dann hielt Joe mir eine Tafel Schokolade hin und meinte ich solle doch ruhig zugreifen. Ich betrachtete die Schokolade eingehend und schon ihr Aussehen warnte mich, noch bevor der typische Geruch in meine Nase stieg. Kaffee-Sahne, eine der wenigen Schokoladensorten, die ich nicht mochte.
„Schade.“ Bedauerte er nach meiner Ablehnung. „Dabei wollte ich mich für die Störung mit einem schönen Stück Schokoladen nochmals entschuldigen.“
„Naja.“ Genierte ich mich, es war richtig peinlich wie viel Schmeichelei Joe von sich gab. „Es ist nicht so das ich keine Schokolade mag.“ Wagte ich einen Erklärungsversuch und fand den Mut ihn an zu sehen. „Es ist eher so, dass Kaffee-Sahne mir nicht schmeckt. Ich bevorzuge andere Sorten.“
„Und welchen sind eher nach deinem Geschmack?“ Ohne es zu wollen hatte ich den perfekten Start für angenehmen Smalltalk hinbekommen. Und über Milka mit Kuhflecken und Alpia zartbitter kamen wir zu anderen Themen und verbrachten die Reisezeit mit angenehmen Geplauder, wobei sich noch herausstellte das wir das selbe Ziel hatten und mit Sicherheit noch den Rest der Fahrt zusammen sein konnten, denn unsere Themenpool war noch lange nicht ausgeschöpft.
„Am besten ist es wenn du am....“ Wir waren endlich angekommen, man war ich froh endlich aus diesem Zug steigen zu können. Der Zugbegleiter hatte nur die direkten Anschlusszüge genannt. Aber wir mussten noch einmal umsteigen und daher mussten wir nun herausfinden welchen Zug wir beim nächsten Zwischenziel nehmen mussten. Gerade wollte ich Joe erklären, das es am besten ist wenn wir dies an einem der Fahrkartenautomaten täten, denn dann müssten wir nicht unsere Füße in den Bauch stehen nur damit wir am Servicepoint eine Information erhalten würden, welche man sich wesentlich bequemer besorgen konnte, als wie aus dem Boden gestampft seine Mutter vor uns stand.
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