Star Trek ist eine Utopie. Die Charaktere handeln moralisch richtig, wenn sie das mal nicht tun, dann sicher nicht ohne einen epischen moralischen Konflikt und auch nicht, ohne hinterher massiv dafür Buße zu tun. Star Trek funktioniert weniger durch glaubhafte Charaktere sondern durch Archetypen, durch Idealbilder von Menschen. Und das ist auch der essentielle Teil von Star Trek. Viel mehr als um Science Fiction geht es bei Star Trek um das Bild einer optimistischen Zukunft, in der hohe moralische Standards gelten und die Menschheit eben durch (oder auch mal trotz) diese Standards mit allen Situationen letzendlich fertig wird.

Der Maquis war die dunkle Seite der Sternenflotte. Hier hat man sich halt nicht den hohen moralischen Standards ergeben sondern für das gekämpft, was man für Richtig erachtet hat. Obwohl daran sicherlich nichts schlimmes ist, geht der Maquis im Sinne der Utopie dabei den falschen Weg. Ich möchte hier mal den Vergleich zur IRA ziehen: ein freies Nordirland ist sicherlich eine gute Sache, aber mit Bomben und Attentaten dafür zu kämpfen ist einfach nicht der richtige Weg um es zu erreichen.

Eine Serie Star Trek - The Maquis würde den Maquis zu einem Teil der Utopie machen. Damit wäre gegeben, dass die Charaktere dieser Serie sich moralisch richtig verhalten. Dadurch würde ein Wiederspruch zu den anderen Serien entstehen in denen das Verhalten des Maquis als falsch bezeichnet wurde, was letztendlich sogar einige Maquis eingesehen haben und zu braven, vorbildlichen Sternenflottenoffizieren wurden (auf der Voyager. Für den Fall, dass es einige vergessen haben, ein Teil der Crew war vorher beim Maquis, darunter auch Chakotay und B'Elanna Torres).

Durch eine Maquis-Serie entstünde ein moralisches Dilemma. Eine Utopie wie Star Trek funktioniert primär durch ein festes Gut-Böse-Schema. Der Maquis kann nicht ohne eine moralische 180°-Wendung plötzlich gut sein. Damit würde ja die Sternenflotte böse. @Lars Hier kommen dann auch die Sympathieträger aus anderen Serien ins Spiel. Wenn der Maquis inzwischen ja so toll ist, dann waren Picard und Sisko im Unrecht als sie sich enttäuscht und hintergangen gefühlt haben. Ro Laren hat sich nicht auf die Seite der Bösen geschlagen, sie hat sich für die richtige Seite entschieden. Und Michael Eddington hatte das Recht, Sisko zu hintergehen, immerhin hat er für die Gerechte Sache gekämpft.

Wäre Star Trek nicht so eine Utopie, in der es so gut wie keine Grauzonen sondern nur Schwarz und Weiß, würde eine Maquis-Serie vielleicht funktionieren. Sie würde einfach nur einen anderen Blickwinkel auf diesen Konflikt werfen und eine neue Facette erzählen. Aber so ist Star Trek mMn nunmal nicht. Deshalb wird es auch nie eine Serie über den Sternenflotten-Geheimdienst geben, weil da sicherlich auch moralisch fragwürdige Aktionen passieren würden.

Der erste Schritt in eine neue Richtung von Star Trek könnte also die Aufhebung der Erzählweise als Utopie sein. Damit stünde dem Franchise eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten offen. Die Frage ist nur, ob man sich damit nicht zu weit von der Seele von Star Trek entfernt. Wäre eine solche Serie noch wirklich Star Trek? Ich bezweifle es. Unter dem Etikett Star Trek etwarte ich etwas anderes. Das heißt aber nicht, dass es eine schlechte Idee wäre, eine solche Serie zu machen. Nur halt nicht im Star Trek Universum.

Whyme