Genauso eine Resonanz hatte ich mir erhofft! Einerseits vielen, vielen Dank. Andererseits blöd für meinen Geldbeutel, weil jetzt Musa, Flickering Lights und Dolls auf meiner Einkaufsliste stehen.
Und weil der gute Kaff schon zwei Titel vorgelegt hat, will ich nicht nur nachziehen, sondern auch seinem Wunsch nach fernöstlichen Titeln gerecht werden mit...
Omohide Poro Poro, engl.: Only Yesterday (1991)
Ihr kennt alle Isao Takahata, ob ihr es glaubt oder nicht. Der Mann ist der kreative Kopf hinter vielen Anime-Kinderserien aus unserer aller Vergangenheit, sei es Heidi oder Ciao, Marco (der seine Mutter in Argentinien sucht). Wer schon in der Materie drin ist, kennt sicher Hotaru no Haka (engl. Grave of the Fireflies; dt. Die letzten Glühwürmchen), das bewegende und interessanterweise animierte Anti-Kriegsdrama.
Ein ganz anderer, sehr ruhiger Anime, der sich mit dem Nachkriegsjapan Jahre auseinander setzt, ist Omohide Poro Poro. Taeko ist eine Mittdreißigerin, die in den 80er Jahren in Tokio einem Bürojob nachgeht und sehr einsam ist. In ihrem Sommerurlaub fährt sie auf das Land, wo sich für ihre Zukunft eine völlig neue Perspektive eröffnet. Unterbrochen wird die Handlung immer wieder von Erinnerungen an ihre Kindheit in den 60ern.
Die Handlung klingt für einen 119minütigen Film vergleichsweise dürftig, aber die tritt fast in den Hintergrund. Es ist ein Film über Gegensätze. Stadtleben und Landleben. Kindheit und Erwachsensein. Mit-dem-Strom-Schwimmer und schüchterne Querköpfe. Japan in den 60ern und in den 80ern. Am Ende kommen die Gegensätze zusammen, ergeben ein Gesamtbild und öffnen eine neue Zukunft. Wer am Ende des Films nicht den Tränen nahe ist, dem ist nicht mehr zu helfen.
Die simplistische und dennoch tiefe Story spiegelt sich auch in der Zeichenkunst wider, die so genial wie subtil ist. Die wasserfarbenen Hintergründe der Gegenwart explodieren vor Farben und scharfer Darstellung, während die Hintergründe der vergangenen Kindheit blass und so verschwommen sind, daß sie zum Bildrand oft nur noch weiß sind. Dieses Stilmittel wirkt einfach nur fantastisch und im wahrsten Sinne des Wortes traumhaft, genauso wie der ganze Film. Seht ihn Euch an, er wird Euren Kopf nicht mehr verlassen.
Ich empfehle die kostspielige R2-Japan-DVD mit englischen Untertiteln (wenn auch nur für den Film und nicht für die Extras). Das Bild ist fantastisch, makellos, plastisch und zieht einen förmlich in die Mattscheibe. Die R3 aus Korea soll auch okay sein, aber mit einem weitaus schlechteren Bild (was ich an Eurer Stelle nicht akzeptieren würde). Gerüchteweise arbeitet Disney aber an einer englischen Synchronisation, der Film soll wahrscheinlich diesen November in den USA auf DVD erscheinen, dann mit japanischem und englischen Ton in 5.1 sowie zwei Untertitelspuren (einmal die Synchro, einmal die wörtliche Übersetzung des Japanischen) und einigen Extras. Beruhen würde das Bild dann auf dem brillianten Japan-Master.
Was die Leih-Frage von Sepia angeht, kenne ich zwar keinen Link, aber bei den meisten hier genannten Filmen gibt es auch keine deutsche Veröffentlichung, damit entfällt die Leihmöglichkeit leider sowieso völlig.
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