Buchrezensionen und Literaturkritik sind zwei paar Schuhe: Das eine dient dazu, ein Buch vorzustellen; daß andere dient zur Profilierung des Kritikers. - Nun gut, das hat keine Allgemeingültigkeit, ist aber der Eindruck, den ich im Alltag und im Studium bekomme. Vielleicht beruhigt es den Einen oder die Andere, daß Literaturkritik auch in akademischen Kreisen sehr kontrovers angesehen ist und dementsprechend gehandhabt wird.
Eine Rezension ist ein ganz anderes Kapitel. Ich versuche, ein Buch, das ich gelesen habe, einzuschätzen und jemand anderem entweder nahezulegen oder ihm davon abzuraten. Wichtig sind dabei die angebrachten Argumente, aber auch die eigene Reputation: Wenn jemand meinen Geschmack kennt und weiß, in welchem Verhältnis der eigene dazu steht, sind häufig nicht einmal Argumente nötig. Fremde kann ich mit Argumenten überzeugen, wenn diese schlüssig sind und die Rezeptionsabsicht treffen: Jemand, der ein unterhaltsames, flüssig zu lesendes Buch ohne viel Anspruch sucht, wird nichts damit anfangen können, wenn der Rezensent gegen stilistische Schlichtheit wettert.
Seit ich viele meiner Bücher nicht mehr nach Sichtung im Buchladen kaufe, sondern ungesehen im Versandhandel, bin ich auf Rezensionen von Leuten angewiesen, denen ich entweder durch Erfahrung vertraue und/oder die mich durch ihre Darlegung ihrer Leseeindrücke überzeugt haben. Und wie häufig hat ein Buch ein grottiges Titelbild und man selbst an einer schwachen Stelle hineingelesen, wodurch einem dann echte Perlen entgehen? Und wie oft ist das Gegenteil der Fall: Ansprechendes Titelbild, und man kauft es, weil man durch Zufall die wirklich einzig gute Stelle im Buch gefunden hat, während sich zu Hause der Rest als der größte Dünnpfiff entpuppt?





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