Hm ... Ich glaube, die Quantität der Gegner ist nicht so entscheidend wie die Qualität, sprich die Kampfkraft. Faktum ist, dass Deutschland gegen unterlegene Armeen - und das waren die Weststaaten bzw. Polen, Dänemark, Norwegen - auf Grund ihrer Überlegenheit rasche Siege erzielte, nicht auf Grund überlegener Taktiken oder was auch immer.

Unbestritten ist, dass der 2 (eigentlich 3, wenn man Afrika mitzählt)-Fronten-Krieg nicht zu gewinnen war.
Streitbar ist, ob die Wehrmacht einen entscheidenden Schlag gegen England oder einen gegen Russland für sich hätte entscheiden können. Ich denke, gegen England hatte man keine Chance. Die Landstreitkräfte Englands waren der Wehrmacht gegenüber sicher wenig entgegenzusetzen. Aber selbst die geballte Macht der Deutschen hätte gegen England die erhoffte Invasion nur schwerlich durchsetzen können. Die Luftschlacht gegen England - die mit einem beträchtlichen Aufwand geführt wurde! - war militärisch ein Fiasko. Eine Landung deutscher Truppen wäre nur dann durchführbar gewesen, wenn die USA nicht interveniert hätten. Sehr richtig führst du ihre entscheidende Hilfe an der Westfront an.

Dass England nahe an der Kapitulation war, halte ich für nicht beweisbar. Klar waren die Bombennächte demoralisierend. Aber entscheidende Vernichtungsschläge (wie später gegen Deutschland selbst) gelangen nie, wohingegen die Verluste der Deutschen katastrophal waren.

Die Ostfront war natürlich ein Verhängnis, das in dieser Form von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Hätte sich Hitler erst auf "Resteuropa" konzentriert, sich die kriegswichtigen Ölquellen im Nahen Osten gesichert und die Waffenproduktion aus gesicherter Position auf Hochtouren laufen lassen, hätte man Russland vielleicht besiegen können.
Faktum war aber, dass man (wie auch Napoleon) die Russen unterschätzte und sich selbst überschätzte.

Die schiere Masse an "Kanonenfutter" war einfach zu viel: So konnte Stalin in einem taktischen Rückzugsgefecht die Industrie in sicheres Hinterland verlegen lassen.

Die Landung in der Normandie war auch deshalb ein Erfolg, weil Hitler die Invasion im Süden erwartete. Zu diesem Zeitpunkt war aber der Krieg ohnehin längst entschieden. Schließlich gehörte der Luftraum den Alliierten und die Wehrmacht war ständig auf dem Rückzug, konnte nicht mehr agieren.

Was man einbeziehen muss, ist die Ideologie des ständigen Krieges: Ein längerer Friede hätte das Reich erschüttert. Nur die ständige Kriegsführung, nur die ständige Schürung von Angst vor slawischen Untermenschen oder kinderfressenden Negern hielt das Reich zusammen. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis man an seine Grenzen stieß, bis man ausgeblutet war.

Diese Ketten aus "Zufällen" oder "glücklichen Fügungen" ziehen sich durch alle Wendepunkte der Geschichte. Erst heute habe ich gelesen, wie viel Dusel die am. Kolonien bei ihrem Krieg gegen England hatten.

Na ja, aber natürlich sollten wir froh sein, dass es so und nicht anders gekommen ist. Bedauerlich finde ich, dass der Friede des ersten WKs durch englisch-französische Rachgelüste unterminiert wurde. Ich denke, man hätte einen Hitler oder eine ähnliche Gestalt damit verhindert.