Originally posted by DRD_Pike
Steht "schnurzepiepegal" eigentlich im Duden?
Wennschonhin (bzw. wenn schon hin) hiesse äh hieße es bzw. würde es heissen äh heißen: "schnurzpiepegal" bzw. nach neuer Rechtschreibung vielleicht auch "schnurz piep egal", oder "schnurz-piep egal"?

Dank der Rechtschreibreform ist Orthographie heute beliebig und fast schon Stilfrage. In der Hinsicht nähern wir uns langsam wieder Luther's Zeiten, in denen Rechtschreibung noch etwas höchst individuelles war.
Ich persönlich gebe mir heute wieder wesentlich mehr Mühe mit der Rechtschreibung als noch vor 2, 3 Jahren. Damals hatte die Bequemlichkeit stets Vorrang. So habe ich bewusst Substantive im Satz kleingeschrieben, weil es mir zu mühsam war, immer wieder die Shift-Taste bemühen zu müssen. Außerdem sah ich nicht ein, dass wir Deutschen unbedingt Substantive groß schreiben müssen, während so ziemlich alle anderen Sprachen das nicht nötig haben. Dem Textverständnis schadet das IMO nicht wirklich. Außerdem war das "ß" für mich gestorben - es wurde grundsätzlich durch Doppel-"s" ersetzt. In den allermeisten Fällen ergab sich der Wort-Sinn aus dem Kontext. Das "ß" hielt ich sowieso für überflüssig und hätte es gern gesehen, wenn es durch die Rechtschreibreform konsequent statt nur halbherzig wegrationalisiert worden wäre.

Heute bemühe ich mich wie gesagt wieder mehr darum, möglichst "richtig" zu schreiben. Wobei ich einen ziemlichen Mischmasch aus alter und neuer Rechtschreibung pflege, weil ich mich mit manchen Änderungen, gerade was Getrenntschreibung (getrennt Schreibung?) und Eindeutschung von Wörtern angeht, einfach nicht anfreunden kann und bei anderen Änderungen nicht durchsehe...

Rechtschreibung ist für mich beim Lesen im Forum bei weitem nicht das Wichtigste, solange die Mängel die Lesbarkeit nicht zu sehr beeinträchtigen und wirklich ins Auge stechen. Ansonsten habe ich eine recht gute eingebaute Auto-Korrektur. Wichtiger ist mir, dass ein Text gut strukturiert ist. Und noch wichtiger ist mir, wie der Text selbst geschrieben ist.

Übertrieben-aufgesetztes bildungspusseliges Gehabe ist meiner bescheidenen Meinung nach noch ein gutes Stückchen rücksichtsloser gegenüber Lesern, als der von Bademeister beanstandete Smilie-Overkill mancher. Ein bewusst mit möglichst vielen Fremdwörtern und abgehobenen Monster-Formulierungen vollgestopfter Text kann das Lesen mehr erschweren als Mängel bei Rechtschreibung und Textstrukturierung - und darüber hinaus "einfacher strukturierten Zeitgenossen" dauerhaft die Lust zum Antworten und Mitdiskutieren nehmen - was dazu führen kann, dass die "Argumentations-Elite" nur noch sich selbst zum spielen hat. Ein in diesem Board nicht gerade selten zu beobachtendes Phänomen.

Da heiße ich in einer lebendigen Diskussion jederzeit die von Bademeister überheblich-liebevoll "Kiddies" genannten Smilie-Verbrecher willkommen, die durch lockere herzliche auch mal in wenig Text gefasste Postings dem ganzen das "angestrengte" und "bemühte" nehmen!

Ist euch übrigens aufgefallen, dass wir diese Art Forenposter in letzter Zeit konsequent vergrault haben?

Also: Mal ein bisschen mehr Toleranz an den Tag legen. Und dafür mit gutem orthographisch einwandfreien Beispiel ohne Überheblichkeit vorangehen. Denn am Besten vermittelt sich ein "Rechtschreibgefühl" doch durch das Lesen, was bei vielen Zeitgenossen offenbar immer mehr zu Kurz kommt.

Ich weise bei der Gelegenheit übrigens noch mal darauf hin, dass man im Board gar nicht mehr als 10 Smilies pro Posting verwenden darf - das reicht höchstens zur Dekoration eines Tannenzweiges, Herr Bademeister.

Zum Schluss noch ein netter Artikel zur Rechtschreibreform auf Spiegel.de: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/...,306567,00.html