Natürlich ist er selbstgerecht. Jede Herrschaftsform krankt an dem immer wiederkehrenden Syndrom, dass der Oberschicht die die Entscheidungen trifft, die Probleme der Unterschicht welche diese dann auszubaden hat, nicht nur herzlich egal, sondern auch herzlich unverständlich sind.

Wer (wie der Kanzler) im Monat soviel verdient wie der Durchschnittsbürger im Jahr, kann selbstverständlich nicht nachvollziehen wie selbst für ihn harmlose Einschnitte wie 20 Euro Mehrkosten für die KV, oder 30 Euro Mehrkosten für Benzin viele Menschen an den Rand des Abgrunds führen können.

Wer außerdem nicht einmal seiner eigenen Partei seine Ideen vermitteln kann, sollte es dann nicht dem Bürger vorwerfen, wenn er ein Vermittlungsproblem hat. Dass die Bürger beim Begriff "Reform" mittlerweile rot sehen, ist schließlich seine eigene Schuld. Denn die Schröderschen Reformen sind alle nur Schönheitsmakulatur, wirklich "reformiert" wird da nichts - und das wissen die Menschen eben, das spüren sie, das merkt nicht nur der Leser von FAZ, SZ, TAZ und Spiegel, sondern auch der Leser von BILD und BUNTE. Reformwillig wäre der Bürger durchaus, wenn er wirklich wüsste und absehen könnte, wohin der Weg geht.

Einen Politiker der sich hinsetzt und sagt "Hört mal Leute - wir müssen an dem und dem Punkt sparen und die freiwerdenden Gelder dort und dort investieren, damit wir wieder auf den richtigen Weg kommen" habe ich jedenfalls noch nicht gesehen. Heute wird nur gesagt "Wir müssen da und da sparen, wie das aber dabei helfen soll dass es wieder bergauf geht wissen wir auch nicht", und das ist mit den Menschen halt nicht zu machen.

Schröder ist ja heute nach 6 Jahren bereits da, wo der oft unsägliche Kohl nach 12 war. Seine Innenpolitik ist gescheitert und stagniert, also sucht er sein Heil woanders und sonnt sich im Glanz der Außenpolitik, wo immer möglich.
Dem angeschlagenen Ego des "Wir wollen nicht alles anders, aber vieles besser machen" Kanzlers mag das helfen - dem Land jedoch nicht.