Simara gibt zu bedenken:
Ich müsste mich jetzt arg täuschen, aber der Film basiert meines Wissens auf einer wahren Begebenheit.
Ist - glaube ich - in Frankreich passiert.
das mag sein, doch es ändert nichts daran, dass auch aus einer wahren begebenheit ein hollywood-konstrukt werden kann. es heißt bei filmen oft "based upon a true story" oder so. dabei sollte man aber besonders das wort "based" (also "basiert") berücksichtigen. ich verstehe es mehr so, dass eine wahre geschichte als grundidee aufgegriffen wird, sozusagen als anregung für den eigentlichen film. von dieser grundidee der sogenannten "wahren geschichte" bleiben manchmal nur fragmente oder der nackte kern. drumherum ensteht dann der film, der vieles weglässt, vieles hinzudichtet, vieles beschönigt oder auch nicht usw.

schindlers liste ist ein gutes beispiel und sogar vom selben regisseur: ein toller, eindrucksvoller film, wie ich finde. doch auch hierbei wurden elemente, besonders beim zeichnen der charaktere, eingebaut, die aus der geschichte um schindler erst einen publikumstauglichen film machten. ohnedem wäre es eine dokumentation gewesen -und wie aufgeschlossen das publikum gegenüber dokus ist, weiß mindestens jeder kinobetreiber.

hierzu kommt eine weitere problematik: selbst bei genauester recherche ist es oftmals schwer, die figuren im film wie im wirklichen leben abzubilden. oft gibt es nur einige wenige details oder überliefertes, das nicht eindeutig belegbar ist. auch hier sind letztlich die drehbuchautoren, dramaturgen usw. gefragt. sie machen aus den fragmenten ein ganzes; interpretieren, ergänzen und -was sich letztlich kaum vermeiden lässt- verfälschen.

vor einigen jahren sah ich beispielsweise eine doku über den "wahren" schindler. darin wurde im vergleich zum film ein wesentlich differenzierteres bild geboten. meine erinnerungen daran sind blass, aber ich weiß noch, dass dabei deutlich wurde, dass herr schindler nicht der strahlende held war, der er im film zu sein schien. viele szenen des films schienen in der realität weit weniger heroisch oder pathetisch abgelaufen zu sein.

von daher halte ich auch leute, die meinen, sich auf grund eines solchen films zu historischen themen oder überhaupt irgendeine meinung bilden zu können, recht kurzsichtig und bequem. für mich ist es, sofern mich das thema berührt, wichtig, nachher selbst zu recherchieren und so ein bild zu gewinnen, dass nicht den regularien der drehbuchschreiberkunst unterliegt oder ideologisch verfremdet ist.