Ich bin gestern auch mit niedrigen Erwartungen an eine Superheldengeschichte in Spiderman 2 gegangen und wurde nicht enttäuscht.

Zwar ist der Plot über weite Strecken vorhersehbar, übertreibt an vielen Stellen maßlos und das Thema "Held hat Identitätskrise und wächst nach seiner Selbstfindung am Ende über sich hinaus" gewinnt sicher keinen Originalitätspreis - aber die Geschichte wird von guten Schauspielern, symphatischen Charakteren und sprühendem Witz und Selbstironie gerettet.

Wunderbar witzig, wie das Superheldenkostüm auf die Wäsche abfärbt, Spidey Fahrstuhl fährt, Pizza austrägt oder vom Hochhaus fällt ("I'm back! I'm baaaa..... My back! My back!"). Als er am Anfang aus der Besenkammer steigt - das hat schon Slapstick-Charakter.

Wie "Spiderman 2" sich im Vergleich zum 1. Teil schlägt, dazu kann ich nichts sagen, weil ich den 1. Teil noch nicht gesehen habe. Den 2. kann man aber bequem ohne Kenntnis des 1. anschauen.

Die Charaktere und schauspielerischen Leistungen finde ich allesamt ganz gut. Abzüge gibts bei Peter, MJ und Harry, die uns immer wieder den selben Gesichtsausdruck zeigen, wenn sie emotional von irgendwas betroffen sind. Bei Peter musste ich gar unfreiwillig an Frodo denken (gequälter Kulleraugen-Schock-Ausdruck). Octopus fand ich klasse.

Der dynamische stimmungsvolle Score hat mir gut gefallen, die Effekte waren klasse und ließen nur selten auf ihre Rechner-Herkunft schließen. Insgesamt ist mir der Film eine Empfehlung wert - auch für Superheldenverweigerer.